09. Juni 2022, 11:40 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Die Polsumer Straße ist in Hassel die zentrale Straße im Stadtteil. Für den in die Jahre gekommenen Straßenaufbau wird zurzeit eine Zukunftsvision erarbeitet. Eine Machbarkeitsstudie gibt jetzt einen ersten realistischen Eindruck davon, wie die Straße nach einem Umbau aussehen kann.
Die beauftragten Planungsbüros shp und lad+ haben nach einer Bestandsanalyse verschiedene Varianten geprüft und nun erste Vorschläge präsentiert. Über 1000 Bürgerinnen und Bürger haben sich zudem an einer Online-Umfrage beteiligt und ihre Ideen und Vorschläge eingebracht.
Im Mittelpunkt der Überlegungen stand der Gedanke, die Polsumer Straße durch Veränderungen im öffentlichen Raum und an den Gebäuden attraktiver und klimagerechter zu machen und sie als Zentrum des Stadtteils wiederzubeleben. Auch die Situation für Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrende und den öffentlichen Nahverkehr soll verbessert werden. Die Bestandsanalyse hat gezeigt, dass in der Polsumer Straße ein großer Handlungsbedarf zur gestalterischen und funktionalen Neuordnung besteht.
Das lässt sich auch aus den Wünschen der insgesamt 1.096 Teilnehmenden an der Online-Befragung herleiten. So wurden die Themen Verkehrsberuhigung, sichere Radverkehrsanlagen und sicheres Parken am häufigsten genannt. Auch der besseren Querbarkeit der Straße kommt eine hohe Bedeutung zu. Bei den Anwohnern liegt der Wunsch nach einer Verkehrsberuhigung deutlich vorne.
Derzeit ist die Polsumer Straße zuallererst auf die Bedürfnisse des fließenden und ruhenden Kfz-Verkehr ausgerichtet. Der Fuß- und Radverkehr wird auf schmale Wege an die Ränder gedrängt. Das ÖPNV-Angebot ist gut, die Haltstelleninfrastruktur jedoch verbesserungswürdig. Es gibt keine attraktiven Flächen zum Aufenthalt und unzureichende Bereiche für Außengastronomie oder Geschäftsauslagen und es fehlt an Begrünung im Straßenraum.
Die Planer haben auf Grundlage der Bestandsanalyse sowie der Öffentlichkeitsbeteiligung verschieden Ziele für die zukünftige Polsumer Straße vorgeschlagen.
Sie sehen die Stärkung des Fuß- und Radverkehrs durch attraktive Wege und eine hochwertige Infrastruktur im Vordergrund, ebenso die Stärkung des ÖPNV durch barrierefreie, einladende Haltestellen. Wichtig ist weiterhin die Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch Begrünung und Schaffung von Aufenthaltsbereichen, eine Verbesserung des Kleinklimas durch Begrünung und Entsiegelung. Für den Kfz-Verkehr soll eine Erreichbarkeit erhalten bleiben.
Die Umsetzung dieser Ziele soll zu einer fairen Aufteilung des Straßenraums führen und damit zu einer Stärkung der Polsumer Straße als Wohn- und Einzelhandelsstandort beitragen.
Für den Radverkehr schlagen die Planer einen breiten Radfahrstreifen vor, der auch ein komfortables Angebot für breitere Fahrräder (z. B. Lastenräder und Räder mit Anhängern) bietet. Er könnte ein Markenzeichen der Polsumer Straße werden und einen durchgängig hohen Standard schaffen. Diese Variante bietet darüber hinaus großes Potenzial zu einer stärkeren Durchgrünung der Polsumer Straße.
Im Bestand gibt es in der Polsumer Straße eine hohe Zahl an öffentlichen Parkplätzen, die sich insbesondere durch die Schrägaufstellung ergibt. Darauf soll laut Studie künftig generell verzichtet werden, da sie eine starke Barriere im Straßenraum darstellen, eine hohe Flächeninanspruchnahme haben und aufgrund der eingeschränkten Sicht an Grundstückszufahrten und Einmündungen die Verkehrssicherheit gefährden. Die Stellplatzanzahl wird sich dadurch reduzieren.
Der Mehrwert, der sich durch die neue Gestaltung für die Polsumer Straße als Wohn- und Einzelhandelsstandort ergibt, wird durch die Studie als groß eingeschätzt. Es würde deutlich mehr Raum für den Fußverkehr mit Platz zum Flanieren und zum Aufenthalt geben. Großzügige Radverkehrsanlagen laden zur Nutzung von Fahrrädern ein und weniger Versiegelung und viele Bäume sorgen für eine verbesserte Luftqualität und besseres Kleinklima.
Für die Bereiche der Einzelhandelsgeschäfte ist eine zeitliche Beschränkung der öffentlichen Stellplätze z.B. mittels Parkscheibe denkbar, um so sicherzustellen, dass die Parkplätze nicht von Dauerparkern blockiert werden.
Die Machbarkeitsstudie wurde im Rahmen der Stadterneuerung Hassel.Westerholt.Bertlich erarbeitet und mit Städtebaufördermitteln von Bund und Land NRW gefördert. Sie soll in der zweiten Jahreshälfte 2022 zur Beratung in die politischen Gremien eingebracht werden. Zudem wird es eine weitere Informationsveranstaltung geben. „Damit haben wir eine erste Grundlage, auf der wir die weitere Planung des Umbaus der Polsumer Straße angehen können. Dabei wird es darauf ankommen, den verschiedenen Bedürfnissen und Ansprüchen an die Straße von Anwohnern, Geschäftsinhabern, unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern gleichermaßen Rechnung zu tragen“, so Stadtbaurat Christoph Heidenreich. Die Erarbeitung der konkreten Umbauplanung soll dann ab 2023 erfolgen. Ab 2025 soll dann der Umbau starten.
Die Folgen des Strukturwandels und der demografischen Entwicklung sind auch rund um die ehemalige Zeche Westerholt auf der Stadtgrenze zwischen Gelsenkirchen und Herten sichtbar. Daher engagieren sich die beiden Städte im Rahmen des Interkommunalen Integrierten Stadterneuerungsprogramms gemeinsam, um die Stadtteile Hassel, Westerholt und Bertlich mit insgesamt 34.000 Menschen weiterzuentwickeln. Ein lebenswertes Umfeld und ein ausreichendes Angebot an Nahversorgung, Infrastruktureinrichtungen und sozialen Angeboten sollen die Wohnquartiere für die Zukunft rüsten. Neben den Bürgerinnen und Bürgern sind auch die lokalen Akteure, Institutionen und Vereine eingeladen, sich am Erneuerungsprozess zu beteiligen.