Oberbürgermeisterin Karin Welge bietet seit ihrem Amtsamtritt der lokalen Szene der bildenden Kunst ein Forum und lässt Arbeiten von Gelsenkirchener Künstlerinnen und Künstlern für jeweils sechs Monate in ihrem Dienstzimmer sowie im angrenzenden Warte- und Flurbereich im Hans-Sachs-Haus ausstellen. Der Ausstellungszyklus findet von Mai bis Oktober sowie von November bis April statt. Nach Arbeiten von Ekkehart Bussenius, Jannine Koch, Gabi Rottes, Jo Scholar, Claudia Tebben, Werner Ryschawy, Heiner Szamida und Philipp Valenta folgen nun Werke von Tahmina Tomyris (Mai bis September 2025) und Sabine Leichner-Heuer (Oktober 2025 bis Februar 2026). Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos; eine telefonische Anmeldung ist erforderlich.
Die Werke der gebürtigen Afghanin Tahmina Tomyris (mit bürgerlichem Namen Mariam Amini) sind eng mit ihrer Biografie verbunden. Die Künstlerin wurde 1989 in Kabul, der Hauptstadt von Afghanistan, geboren. Aufgrund des Bürgerkriegs und der zunehmenden Unsicherheit floh sie 1994 mit ihrer Familie in den Iran. Obwohl sie 2006 dort ihr Abitur machte, wurde ihr als afghanische Geflüchtete der Zugang zur Kunstuniversität verwehrt. 2015 wurde Tahmina Tomyris deshalb erneut zur Geflüchteten, diesmal führte ihr Weg nach Deutschland, wo sie Sicherheit und künstlerische Freiheit suchte. Sie fand ihre neue Heimat in Gelsenkirchen-Ückendorf, wo sie ein Atelier an der Bochumer Straße unterhält.
Während sich Tahmina Tomyris mit detailreichen Frauen-Porträts in leuchtend bunten Farben einen Namen als Künstlerin machte, sind ihre aktuellen Werke geprägt von Finsternis: Schwarz, Weiß und in diversen Grautönen kommen sie daher, ein Materialmix aus Farbe, Beton, Gips und Metall unterstreicht die Schwere der Motive. Das Kunststudium in Deutschland hat ihren Blick auf die Kunst verändert, Werke der Nachkriegszeit sind zu einer wichtigen Inspirationsquelle geworden.
In der Werkserie „Zerstörung“, die sie bei OB art zeigt, führt Tahmina Tomyris das Grauen des Kriegs vor Augen: Ruinen, eine Welt in Schutt und Asche, Bunker, die zugleich Schutzraum und Orte mit beklemmender Enge und Eintönigkeit sind. Doch jedes ihrer Werke enthält einen Hoffnungsschimmer, für den sich das genaue Hinsehen lohnt.
Kunst aus Gelsenkirchen zu fördern und zu zeigen, hat im Hans-Sachs-Haus eine lange Tradition, die bereits in den 1960er Jahren mit dem damaligen Oberbürgermeister Hubert Scharley begann und später mit der Kommunalen Galerie ihre Fortsetzung erfuhr. Mit dem Umbau des Hans-Sachs-Hauses und der Realisierung der stadtgeschichtlichen Ausstellung "Wandel ist immer" ist der Platz für die Kommunale Galerie verloren gegangen, doch an ihre Tradition knüpft Oberbürgermeisterin Karin Welge an, um regelmäßig ausgewählte Werke im OB-Bereich zu zeigen als klares Bekenntnis zur Kunst aus Gelsenkirchen.