17. Februar 2021, 13:34 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Die soziale Herkunft bestimmt in Deutschland leider immer noch in starkem Maße über den Schulerfolg. Soziale Lage und Herkunft führen nach wie vor zu Bildungsungleichheiten. So haben die PISA-Studien einen engen Zusammenhang zwischen dem Herkunftsmilieu – Sozioökonomischer Status und Bildungshintergrund der Eltern, soziales (Wohn-) Umfeld – und Verteilung von Bildungschancen verdeutlicht.
Gelsenkirchen ist aufgrund seiner Sozialstruktur in einem hohen Maße von diesen gesellschaftlichen Herausforderungen betroffen. In der Stadt leben rund 42 Prozent der Kinder unter 15 Jahren im Sozialleistungsbezug, rund ein Drittel der Eltern sind alleinerziehend und fast jedes zweite Schulkind weist einen Migrationshintergrund auf.
Die Stadt Gelsenkirchen hat im Rahmen ihrer Präventionskette „Jedem Kind seine Chance!“ bereits im August 2012 den Sozialdienst Schule mit den Bundesmitteln aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) eingerichtet und seitdem zum Teil mit eigenen Mitteln ausgebaut.
So investiert die Stadt Gelsenkirchen 649.200 Euro jährlich, um den Sozialdienst Schule zu erhalten und um mehr Bildungsgerechtigkeit in Gelsenkirchen zu gewährleisten.
Oberbürgermeisterin Karin Welge: „Der Sozialdienst Schule ist ein wichtiges Standbein unserer Bildungsoffensive. Eine gute Bildung unserer jungen Menschen ist und wird künftig noch mehr das Fundament für eine gelungene Zukunft Gelsenkirchens. Wir müssen diese jungen Menschen optimal fördern und dürfen nicht einen jungen Mensch zurücklassen. Wir haben daher schon vor Jahren begonnen, diese Einrichtung eigenständig aufzubauen und so ist es nur folgerichtig, dass wir ihn nun auch mit eigenen Mitteln verstetigen. Das ist gerade in diesen Tagen eine ausgesprochen gute Nachricht.“
„Wir benötigen den Sozialdienst Schule, damit Kinder und Jugendliche in Gelsenkirchen gute Chancen erhalten, ihr Leben zu meistern. Denn: Ein wesentlicher Bestandteil für eine gelingende Bildungsbiografie und das Erreichen eines Schulabschlusses ist der regelmäßige Schulbesuch. Hier leistet der Sozialldienst Schule hervorragende Arbeit“, ergänzt Bildungsdezernentin Anne Heselhaus.
Das Team des Sozialdienstes Schule unterstützt und begleitet mit Einzelfallhilfen Kinder und Jugendliche, wenn es zum Beispiel zu Schulunlust kommt. Die Auslöser hierfür sind sehr vielfältig und sehr individuell. Häufig führen persönliche oder häusliche Probleme dazu, dass schulische Anforderungen nicht mehr erfüllt werden können. Dies führt wiederum zu Schulfrust und gefährdet gegebenenfalls das Erreichen eines Schulabschlusses. Die individuelle Problemlage wird in den Fokus genommen. Die Begleitung und Unterstützung erfolgt immer in Abstimmung mit den Eltern und der Schule.
Der Sozialdienst Schule agiert frühzeitig, kann rechtzeitig Problemlagen erkennen und diese abbauen. Vor allem durch frühzeitiges Erkennen von Schulverweigerung (als Indiz für weiterreichende Probleme) und die daran ansetzende Unterstützung durch Jugendhilfe und Schule soll das Erreichen des Klassenziels und des Schulabschlusses ermöglicht werden.
In 2020 wurden rund 500 Grundschulkinder und ihre Familien im Einzelfall durch den Sozialdienst Schule unterstützt und begleitet. In der Sekundarstufe I haben 50 Prozent der Jugendlichen, deren Schulabschluss gefährdet war und die durch den Sozialdienst Schule unterstützt wurden, ihren Abschluss geschafft. 65 Prozent der Jugendlichen, die durch den Sozialdienst Schule betreut wurden, konnten ihre Fehlzeiten reduzieren.
„Die Ergebnisse zeigen, dass der eingeschlagene Weg ein richtiger und wichtiger ist. Daher ist es elementar, dass das Angebot verstetigt und auch langfristig verbindlich durch das Land und den Bund auskömmlich abgesichert wird“, schlussfolgert Oberbürgermeisterin Karin Welge.
Des Weiteren wirkt der Sozialdienst Schule an der Schnittstelle von Schule und Jugendhilfe vielfältig, berät Eltern, Lehrkräfte und weitere relevante Akteure und ist darüber hinaus auch im Sozialraum gut vernetzt.
Den Sozialdienst Schule besteht seit 2012 und wird von der Stadt Gelsenkirchen gemeinsam mit den Arbeiterwohlfahrt, der Caritas, dem Bauverein Falkenjugend und dem ev. Kirchenkreis betrieben.
Ziel war und ist es, den Automatismus systematischer Bildungsbenachteiligung von Kindern aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien aufzubrechen und eine kontinuierliche und erfolgreiche Beschulung zu gewährleisten.
Gelsenkirchen streckte (in Abstimmung mit dem Land) die Bundesmittel, die für drei Jahre zur Verfügung gestellt wurden, über einen längeren Zeitraum (2012 – 2018), um nachhaltig wirken zu können
In den Folgejahren (ab 2015) stellte das Land NRW immer wieder befristete Fördermittel für die „Soziale Arbeit an Schulen“ bereit.
Seit 2019 stellt die Stadt Gelsenkirchen zusätzlich kommunale Mittel bereit, um die nicht auskömmliche Förderung durch das Land aufzustocken und die Arbeit des Sozialdienstes Schule sicherzustellen.
Aktuell fördert das Land NRW die „Soziale Arbeit an Schulen“ für das Jahr 2021. Das Ministerium für Schule und Bildung NRW hat jedoch erklärt, ab 2022 eine langfristige Förderperspektive für die Kommune zu gewährleisten.
Konkret hat die Landesregierung mit der am 26.08.2020 erreichten Grundsatzeinigung beschlossen, die sogenannte BuT-Schulsozialarbeit (Bildung und Teilhabe) dauerhaft über Landesmittel zu finanzieren und so das bestehende Angebot mit etwa 1.000 Vollzeitstellen aufrecht zu erhalten. In einer zugehörigen Pressemitteilung vom 26.08.2020 heißt es: „Die Landesregierung hat mit der heute erreichten Grundsatzeinigung nun beschlossen, die sogenannte BuT-Schulsozialarbeit dauerhaft über Landesmittel zu finanzieren und so das Angebot aufrecht zu erhalten. An der Konzeption für die Aufgaben und Zuständigkeiten für Schulsozialarbeit und Schnittstelle zur Jugendhilfe wird nach dieser Grundsatzentscheidung über die Landesmittel nun gemeinsam mit den Beteiligten in Schule, Schulaufsicht, Kommunen und Fachverbänden weitergearbeitet.“
Im Rahmen dieser Neustrukturierung soll es vornehmlich um die Verteilungsmodalitäten der 47,7 Mio. Euro der bisherigen BuT-Nachfolgefinanzierung des Landes gehen.
Es besteht damit die berechtigte Hoffnung, mehr als die bisherigen Fördermittel zu erhalten, wenn das Land sich an seine Ankündigung halten sollte, Förderkulissen mehr an den sozialen Gegebenheiten vor Ort auszurichten.
Die Stadt Gelsenkirchen hat sich entschieden, die Arbeit des Sozialdienstes sicherzustellen, indem sie die Stellen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des kommunalen Teams Sozialdienst Schule entfristet hat und weiterhin kommunale Gelder (rd. 650.000 € jährlich) bereitstellt.