27. Dezember 2019, 10:44 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Liebe Gelsenkirchenerinnen,
liebe Gelsenkirchener!
Ja, das stimmt, eine ganze Weile habe ich mich von dieser Stelle aus nicht mehr gemeldet. Zu lange eigentlich. Jetzt aber tue ich mal wieder, denn besondere Momente erfordern schließlich besondere Reaktionen. Und einen solchen Moment haben wir natürlich, wenn ein Jahr zu Ende geht, das ein ganzen Jahrzehnt abschließt – die „Zehner-Jahre“, wie man wohl bald sagen wird. Und vermutlich hinzufügen wird: der „bewegten Zehner-Jahre“.
Denn bewegt waren diese Jahre natürlich, manchmal sogar richtig turbulent, auch wenn es nicht immer die schönen und guten Nachrichten waren, die landauf, landab die Gemüter bewegt haben. Wenn es Rückschauen auf dieses Jahrzehnt geben sollte, dann werden diese Schlagworte sicher nicht fehlen: die so genannte Flüchtlingskrise, der Aufstieg des internationalen Rechtspopulismus, die Digitalisierung und der Medienwandel – und nicht zuletzt der Klimawandel.
Ja, die 2010er-Jahre werden uns in Erinnerung bleiben als die Zeit, in der auch wir in Europa den Klimawandel als eine nicht nur messbare, sondern auch spürbare Realität erfahren haben. Und offensichtlich haben Entwicklungen wie die Globalisierung und Digitalisierung dazu geführt, dass sich im Leben vieler Menschen Unruhe und Nervösität bemerkbar machen – und dass sich diese Nervösität auch rasch übertragen lässt, oft auch absichtsvoll.
Städte sind seit jeher die Orte, wo man die großen Themen der Zeit spürt und erlebt, aber auch gestaltet – und das gilt auch für unsere Stadt. Darum waren die zurückliegenden Jahre in Gelsenkirchen nicht allein von unserem großen Gelsenkirchener Erneuerungsprogramm geprägt.
Sie waren auch von den großen Themen dieser Zeit geprägt: Wirtschaft und Arbeit, Migration und Integration, Digitalisierung und Bildung – und dem Klimawandel. Wobei man bei etlichen dieser Themen sagen kann und muss, dass die Entwicklungen bei uns keine schlechte waren. Ganz und gar nicht.
Wirtschaft und Arbeit sind vielleicht das Thema, bei dem sich die Langfrist-Beobachtung am meisten lohnt. Denn unsere Vorstellung vom Gelsenkirchener Arbeitsmarkt werden zu oft noch von den Arbeitsplatzverlusten des Strukturwandels bestimmt – und davon, dass das Ruhrgebiet bei manchen Indikatoren hinter anderen Regionen steht. Doch wahr ist eben auch: In den zurückliegenden Jahren hat Gelsenkirchen eine Dynamik erlebt, die sich sehen lassen kann. Seit 2008 bis 2019 hat sich in Gelsenkirchen die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen positiv entwickelt, sie ist von unter 70.000 auf über 81.000 gestiegen. Ja, unsere Stadt ist da auf einem richtig guten Weg! Und auch das gehört dazu und ist mir wichtig: Mit dem Sozialen Arbeitsmarkt haben wir gegenüber dem Bund ein Angebot durchsetzen können, das denen einen Chance gibt, die von der Entwicklung auf dem Ersten Arbeitsmarkt nicht profitieren.
Migration und Integration sind schon lange wichtige Themen in Gelsenkirchen, schließlich haben viele hier Geborene einen so genannten Migrationshintergrund. Trotz zahlreicher Erfolge müssen wir aber so ehrlich sein, dass wir sagen: Unsere Integrations-Aufgabe ist längst nicht bewältigt. Wir werden noch eine Weile daran arbeiten müssen, und dabei wird es weiter auf unseren Grundsatz ankommen: Integration mit klaren Leitplanken! Wir schaffen Angebote für die zu uns kommenden Menschen, haben aber auch die klare Erwartung, dass diese Angeboten wahrgenommen werden. Zudem erwarten wir, dass die Regeln des guten (stadt-) gesellschaftlichen Zusammenlebens eingehalten werden – von allen, von den neu Dazugekommenen ebenso wie von den Alteingesessenen. Zur Ehrlichkeit gehört auch, anzuerkennen, dass gerade der Umgang mit Armutszuwanderung aus Südosteuropa eine andauernde Herausforderung darstellt. Leider erhalten wir hier noch immer viel zu wenig Unterstützung von Land und Bund. Auch die Ruhrkonferenz hat uns bei diesem Themen leider nichts gebracht.
Digitalisierung und Bildung sind zwei Riesenthemen unserer Zeit – und Felder, auf denen Gelsenkirchen viel zu bieten hat. Dass wir gleich auf zwei Ebenen digitale Modellstadt sind, sowohl auf europäischer Ebene wie auch innerhalb von Nordrhein-Westfalen, dürfte sich rumgesprochen haben. Was Bildung angeht, haben wir in den 2010-Jahren den Ausbau unserer Bildungseinrichtungen vorangetrieben und das Angebot auf ein ganz neues Niveau angehoben. Als das Jahrzehnt begann, konnten wir knapp 7.700 Kitaplätze anbieten – im laufenden Kitajahr sind es über 9.000, und bis 2021 kommen noch weitere 555 Betreuungsplätze hinzu. Während wir über Jahre darüber nachdenken mussten, welche Schule wir schließen, gehen wir nun daran, eine neue zu bauen. Die Kulturschule, die wir am Schalker Verein errichten, ist der erste Schulneubau in Gelsenkirchen seit 40 Jahren! Keine Frage: Unsere Stadt investiert kräftig in ihre Zukunft!
Und dass wir uns, um das letzte Schlagwort der Reihe aufzunehmen, verstärkt dem Thema Klima zuwenden, ist schon beschlossene Sache. Wir haben für Gelsenkirchen den Klimanotstand ausgerufen (auch wenn mir der Begriff ehrlich gesagt nicht so richtig gefällt) und damit dem Klimaschutz eine klare Priorität eingeräumt. Wir werden ein neues und ambitioniertes Klimaschutz-Konzept aufstellen, weil wir in Gelsenkirchen auf jeden Fall unseren Beitrag zu einer Reduktion von Treibhausgasen leisten wollen.
Soweit, in wenigen Schlagworten, ein Blick auf einige Handlungsfeldern, die sowohl auf globaler wie städtischer Ebene von Bedeutung sind. Für die städtische Ebene kann man sagen: Ja, Gelsenkirchen hat in den 2010er-Jahren eine ausgesprochen gute Entwicklung genommen! Viele Daten und Trends weisen in die richtige Richtung. Und dabei habe ich bei meiner Betrachtung der langen Linien den städtebaulichen Wandel gar nicht mit aufgenommen, der für viele von uns ja ganz besonders das Bild unserer Stadt bestimmt, wie die Rückkehr des Hans-Sachs-Hauses und den Umbau des Heinrich-König-Platzes in der Gelsenkirchener City. Oder die Entwicklung der Bochumer Straße, die sich immer mehr entwickelt.
Aber egal, unter welchem Blickwinkel wir unsere Stadt betrachten: Sie bewegt sich, sie sich entwickelt sich in eine gute Richtung – und lässt uns doch in 2020 noch genug Möglichkeiten, weitere Schritte zu nehmen. Ehe es aber so weit ist, wünsche ich Ihnen und Ihren Familien schöne und ruhige Feiertage! Kommen Sie gut ins neue Jahr!
Ihr
Frank Baranowski