11. November 2019, 13:55 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Diese Meldung ist vom 11. November 2019, 13:55 Uhr. Gegebenenfalls sind einzelne Inhalte oder der gesamte Artikel nicht mehr aktuell. Für aktuelle Meldungen der Stadt Gelsenkirchen klicken Sie bitte auf https://www.gelsenkirchen.de/aktuelles
Seit 1964 wird in Gelsenkirchen jedes Jahr an die sogenannte „Reichskristallnacht“ erinnert, in der 1938 in ganz Deutschland Juden ermordet und angegriffen sowie Synagogen und jüdische Friedhöfe zerstört und geschändet wurden. Zu der diesjährigen Gedenkveranstaltung hatte die Demokratische Initiative alle Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, mit ihrer Teilnahme Stellung zu beziehen und sich gegen Gewalt und Diskriminierung zu positionieren und rund 1000 Menschen kamen.
Los ging die Gedenkveranstaltung auf dem Alten Friedhof Mühlenstraße am Mahnmal für die jüdischen Opfer nationalsozialistischer Verfolgung.
1947 wurde hier zum Gedenken der Opfer ein Mahnmal errichtet, auf dem folgender Text zu lesen ist: „Das Andenken der Gerechten ist zum Segen - Zum ewigen Gedenken an unsere feige dahingemordeten Schwestern und Brüder“.
Rabbi Chaim Kornblum hielt das Kaddisch (Gebet der Trauernden) und Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, thematisierte in ihrer Gedenkrede die Anlegung des jüdischen Friedhofs 1903 und die Zerstörung aller 27 Grabsteine in der Reichspogromnacht 1938. Sieverwies weiter auf den aktuellen antisemitischen Angriff auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019. Sie betonte, dass jeder einzelne Verantwortung trägt und jeder sich fragen sollte „(…), machen wir persönlich jeden Tag alles, was wir können, um Demokratie und Freiheit in unserem Land zu schützen?“
Beim folgenden Schweigemarsch durch das Zentrum von Buer zum Mahnmal für die frühere Synagoge Buer beteiligten sich Menschen und Gruppen aus ganz Gelsenkirchen.
Unter anderem waren Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte des Berufskollegs Am Goldberg dabei, die mit einer Vielzahl von selbstgemachten Plakaten demonstrierten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Jugend initiierte eine „Lichteraktion“, bei der Teelichter in Form eines „Peace-Zeichens“ vor dem Mahnmal für die frühere Synagoge aufgestellt wurden.
An diesem Ort hielt Oberbürgermeister Frank Baranowski, der Schirmherr der Demokratischen Initiative, eine Rede und zog Parallelen zwischen der Vergangenheit und heute: „Wir stellen fest, dass auch in Deutschland antisemitische Einstellungen nicht verschwunden sind. (…) Zugleich müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Rechtsextremismus kein Phänomen von Randgruppen ist.“
Außerdem machte Baranowski deutlich: „Und für Nazis gibt es eben keine Toleranz! Das darf nirgendwo in Deutschland der Fall sein, und schon gar nicht in unserer Stadt, Gelsenkirchen!“
Er dankte allen Bürgerinnen und Bürgern für ihre Teilnahme an der Gedenkveranstaltung.
Die Veranstaltung endete musikalisch mit dem „Moorsoldatenlied“, das 1933 in dem Konzentrationslager Börgermoor von den Häftlingen geschaffen wurde. Heute gilt es als Lied des Widerstandes gegen das Nationalsozialistische Regime. Auch damals verstanden die Häftlinge ihr Lied als Protest.