30. September 2019, 12:54 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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v.l.: Staatssekretärin Serap Güler, die Migradonna 2019 Halime Kula, Bürgermeisterin Martina Rudowitz und Künstlerin Wanda Korfatny. Bildrechte: Jesse Krauß
Die achtköpfige Jury hat aus den vielfältigen Vorschlägen die Preisträgerin für den Ehrenamtspreis Migradonna 2019 gewählt. Am Abend des 27. September 2019 hat Bürgermeisterin Martina Rudowitz im Kulturraum „die flora“ die diesjährige Preisträgerin, Halime Kula, eine Ehrenamtlerin aus dem Alfred-Zingler-Haus bekannt geben. Halime Kula ist 1981 in Herne geboren und lebt seit ihrer Grundschulzeit in Gelsenkirchen.
Die in Bulmke-Hülle lebende Gelsenkirchenerin ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Alter von 7 und 14 Jahren. Ihre Kinder sind Teil ihres Engagements. Insbesondere der 7-jährige Sohn ist bei allen Aktivitäten mit dabei.
Die Suche nach einem geeigneten und bezahlbaren Sportangebot für ihren Sohn brachte die junge Mutter in das Alfred-Zingler- Haus. In der Kita entdeckte sie den Aushang und wollte mit ihrem Sohn eine Schnupperstunde besuchen. Schnell fiel ihr dabei auf, dass es dort eine Menge Arbeit gab, die von niemandem übernommen wurde. Gedacht-Getan, fing sie an auszuhelfen, überall da, wo Hilfe gebraucht wurde. Schnell wurde klar, ohne Halime Kula läuft hier vieles nicht. Sie übernahm die Eltern-Kind-Gruppe, die gesamte Verantwortung der Falkenkinder, die regelmäßig im Alfred-Zingler sind, ist verantwortlich für die Tigers-Gruppe, unterstützt und begleitet die Hausaufgabenbetreuung, steht bei Festivitäten hinter der Theke, ist für die Kasse zuständig und vertritt immer diejenigen, die termin- oder krankheitsbedingt ausfallen, damit die Kinder nicht nach Hause geschickt werden müssen. Außerdem ist „Frau Halime“, wie die Kinder sie liebevoll nennen, die Frau der Zahlen und des Geldes. „Die Kasse ist wichtig für alle Gruppen, denn nur wenn die Finanzen geregelt sind, können die Angebote laufen.“ Sie selbst beschreibt sich als Mädchen für alles - nicht, weil sie alles tun muss, sondern weil sie kann und will. Trotz eines fehlenden Wirbels hat die Deutsch-Türkin ein sehr starkes Rückgrat und kann als einzige Frau neben den vier Männern mit ihren Qualitäten und ihrer Persönlichkeit glänzen.
Dabei, so sagt sie selbst, ist sie oft Freundin, Respektperson, Vater, Mutter und Lehrerin in einer Person.
Das Alfred-Zingler Haus ist für Halime Kula und ihre Familie wie ein zweites zu Hause geworden; ihr ist es wichtig, Gutes zu tun, und das macht sie seit etwa 2 Jahren - jeden Tag für 8 Stunden völlig ehrenamtlich.
Neben ihrem Engagement im Alfred-Zingler Haus betreut sie bei der Lebenshilfe Kinder mit Behinderungen. Dabei ist es ihr wichtig, diese auch ins Alfred-Zingler Haus mitzunehmen, sodass sie gemeinsam mit allen anderen die Aktivitäten dort wahrnehmen können. Das ist ein toller Moment für alle Beteiligten und gelebte Inklusion. „Denn wir müssen wissen, uns alle kann es treffen, auch mich hat es getroffen und seit meiner Erkrankung und der Behinderung, kann ich meiner eigentlichen Berufstätigkeit als Fachkraft im Gastgewerbe nicht mehr nachkommen. Aber ich wollte nicht zu Hause herumsitzen oder am Handy spielen.“ Dafür ist sie sich zu schade und natürlich auch hat sie als zweifache Mutter und Teil dieser Gesellschaft eine Vorbildfunktion. Ihre Mutter sagte schon immer über sie, dass sie anders sei, und ja das stimmt. Halime Kula ist eine besondere Gelsenkirchenerin und trägt mehr als verdient den Titel der Migradonna 2019.
Ein extra für die Veranstaltung angefertigter Preis, der Migradonna-Kubus, wurde auch in diesem Jahr wieder von der Gelsenkirchener Künstlerin Wanda Korfatny erstellt. Die Art Gestaltung soll die Verbindung zwischen Stärke und Unbeirrbarkeit einerseits und weiblicher Vielgestaltigkeit, Vielschichtigkeit andererseits herstellen.
Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW hat die Festrede gehalten und ihre Wertschätzung für das Ehrenamt und diesen einzigartigen Preis zum Ausdruck gebracht. „Menschen, die selbst eingewandert sind, haben eine wichtige Vorbildfunktion, wenn es um die Integration der Neuzugewanderten geht. Das vielfältige Engagement von Frauen mit Einwanderungsgeschichte ist für unsere Gesellschaft von unschätzbarem Wert. Oft sind sie in Bereichen aktiv, die nicht im öffentlichen Fokus stehen und wirken damit eher im Verborgenen. Mit dem Preis der Migradonna werden genau diese Frauen zu Recht ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.“
Das musikalische Rahmenprogramm gestaltet die deutsch-iranische Musikerin Maryam Akhondy in Begleitung ihres Pianisten Itai Sobol, der in Tel-Aviv studiert hat.
Schon zum 12. Mal verleiht das Internationale Frauencafé im Lalok Libre und der Förderverein des Kommunalen Integrationszentrum gemeinsam mit den Kooperationspartnerinnen und -partner der Stadtverwaltung Gelsenkirchen die „Migradonna“ an Frauen mit Migrationsgeschichte, die sich ehrenamtlich besonders für die Integration einsetzen. Schirmherr ist Frank Baranowski, Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen.