28. Juni 2019, 12:26 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Eine Folge des Klimawandels bekommt Gelsenkirchen in diesen Tagen schon jetzt deutlich zu spüren: Der Eichenprozessionsspinner (EPS) hat sich weiter ausgebreitet. Die klimatischen Bedingungen im Frühjahr 2019 sowie der lange Spätsommer 2018 (in dem die Eiablage stattfand) stellen optimale Bedingungen zur Vermehrung dieser Raupenart dar.
Die Raupen befinden sich voraussichtlich noch bis Ende Juni in der sogenannten Verpuppungsphase, also in der Phase, in der die Prozessionsspinner die mit Widerhaken versehenen Brennhaare mit dem Nesselgift Thaumetopein entwickeln, welche dann zur Gefahr für Mensch und Tier werden können.
Der Befall konzentriert sich in Gelsenkirchen vornehmlich auf den Norden der Stadt. Stand 27. Juni 2019 sind mindestens 1.345 Eichen im von Gelsendienste gepflegten Bestand betroffen. Im Stadtsüden liegt die Zahl aktuell bei 56 Eichen.
Der Befall hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. In 2018 ist die Anzahl der betroffenen Bäume auf rund 1.100 sprunghaft angestiegen. In diesem Jahr ist ein weiterer Anstieg zu verzeichnen. Nachdem in den Vorjahren nur Stiel-Eichen / Deutsche Eichen (Quercus robur) betroffen waren, hat sich der Befall in 2019 auf Rot-Eichen / Amerikanische Eichen (Quercus rubra) ausgeweitet.
Aufgrund der besonderen Sicherheitsvorkehrungen, die bei der Bekämpfung der Nester der Eichenprozessionsspinner getroffen werden müssen, gibt es nicht viele Firmen, die sich auf diese Beseitigung spezialisiert haben. Die Entfernung der Raupen und Nester erfolgt durch beauftragte Fachunternehmen, welche über das erforderliche Equipment (Hubsteiger, Sauger, Schutzausrüstung) verfügen und deren Mitarbeiter entsprechend geschult sind. Die Firmen sind momentan komplett ausgelastet, so dass die Kapazitäten nicht einfach vergrößert werden können.
Die Einsätze werden daher nach Prioritäten durchgeführt. Kriterien bei der Gefährdungsabschätzung sind die räumliche Nähe zu besonders sensiblen Bereichen wie Kinderspielplätzen, Kitas oder Schulen, die Höhe, in welcher sich das Nest am Baum befindet sowie die Nutzungsfrequenz an der jeweils betroffenen Örtlichkeit.
Unter befallenen Bäumen und in der näheren Umgebung können sich, besonders von Juni bis August bei trockener, windiger Witterung größere Mengen der Raupenhärchen finden. Auf dem Luftweg, aber auch über direkten Kontakt mit den Raupen oder ihren Gespinstnestern gelangen die Raupenhaare auf Haut, Schleimhäute und Bindehäute. Da sich die Härchen lange in der Umwelt halten, kann auch noch Monate später der Kontakt mit den Gespinstnestern Krankheitssymptome verursachen.
Die Raupenhärchen können in die Haut eindringen. Besonders betroffen sind dünne Hautareale im Gesicht, am Hals oder an den Innenseiten der Ellenbogen. Das hier freigesetzte Gift, das Thaumetopein, wirkt histaminartig und führt zur Bildung von stark juckenden, kleinfleckigen Ausschlägen, die bei heftiger Reaktion zu Quaddeln werden. Je heftiger die Beschwerden, desto dringlicher ist eine ärztliche Behandlung! Bei Erstkontakt mit Raupenhaaren dauert es etwa 4 bis 6 Stunden, bis sich die beschriebenen Krankheitszeichen einstellen.
Bei wiederholten Kontakten können sie schneller und stärker ausgeprägt auftreten. Die Raupenhärchen können unter bestimmten Umständen auch eingeatmet werden. In diesem Fall stellen sich brennende und stark juckende Schleimhautentzündungen im Bereich des Nasenrachenraumes und der großen Bronchien ein. Bei stärkerer Entzündung können asthmatische Beschwerden mit Luftnot entstehen. Bei Kontakt mit den Augen stellen sich ebenfalls stark juckende und brennende Entzündungen der Bindehäute ein.
Nach Kontakt mit Raupenhaaren ist vor allem wichtig, sofort die Kleider zu wechseln und zu waschen sowie ein Duschbad einschließlich Haarreinigung vorzunehmen, um die Raupenhaare, die sich mit ihren kleinen Widerhaken in der Kleidung, im Haar und der Haut festsetzen können, zu entfernen. Bei Auftreten der oben beschriebenen Krankheitszeichen sollte man einen Arzt aufsuchen. Die Behandlung erfolgt symptomatisch mit Antihistaminika, die je nach Krankheitsbild als Spritze, Tabletten und/oder äußerlich aufgetragen verabreicht werden. Bei Augensymptomen sind Augentropfen angezeigt, bei asthmatischen Beschwerden antiallergisch wirksame Inhalationssprays.
Die Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit über die GE-meldet App bzw. über die Gelsendienste-Hotline +49 (209) 95420 oder info@gelsendienste.de befallene Bäume zu melden. Auch Privatleuten, die auf dem eigenen Grundstück mit Nestern zu kämpfen haben, steht Gelsendienste gerne beratend zur Seite. Bei der Stadt Gelsenkirchen ist der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) Ansprechpartner: +49 (209) 169-3000 und ordnungsdienst@gelsenkirchen.de