16. Januar 2019, 16:30 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Die Heilig Kreuz-Kirche von Josef Franke an der Bochumer Straße in Gelsenkirchen-Ückendorf war zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung im Jahre 1929 eines der spektakulärsten Kirchenbauwerke der frühen Moderne und von herausragender überregionaler Bedeutung. Zwölf Jahre nach ihrer Außerdienststellung ist nun am Mittwoch, 16. Januar 2019, der Grundstein für die Wiederbelebung dieses Hauptwerks des Backsteinexpressionismus gelegt worden.
Neben den originalen Grundstein aus dem Jahr 1927 legten Oberbürgermeister Frank Baranowski, Stadtbaurat Martin Harter, Architekt Edgar Krings (Geschäftsführer pbs Architekten, Aachen), Prof. Dr. Helmut Hasenkox (Geschäftsführer des künftigen Betreibers Emschertainment GmbH) und Thomas Franke (Enkel des Kirchenerbauers Josef Franke) den Grundstein für die „Neugründung“ von Heilig Kreuz. Künftig soll hier ein außergewöhnlicher Veranstaltungsort von überregionaler Bedeutung entstehen. Die Kirche soll gleichzeitig Projekten und Initiativen im Stadtteil ein Quartier bieten.
„Der Umbau von Heilig Kreuz ist eines der zentralen Zukunftsprojekte der Stadt Gelsenkirchen. Und das aus zwei Gründen: Zum einen entsteht hier etwas in Ückendorf mit Strahlkraft in das gesamte Ruhrgebiet. Zum anderen ist das ein starker Entwicklungsimpuls in die Bochumer Straße hinein, wo gerade an vielen verschiedenen Ecken ganz viel passiert“, betonte Oberbürgermeister Frank Baranowski. Die Stadt Gelsenkirchen hatte der Kirchengemeinde St. Augustinus im Jahr 2017 das Kirchengebäude abgekauft, um zum einen eine Nachnutzung für dieses Baudenkmal von Rang zu sichern und zum zweiten ein gezieltes Impulsprojekt im Rahmen der Revitalisierungsstrategie für die Bochumer Straße in Gelsenkirchen-Ückendorf zu realisieren.
Die Umbaupläne des Aachener Architekturbüros pbs Architekten sehen vor, dass im Inneren der Kirche unter größtmöglicher Berücksichtigung der Belange des Denkmalschutzes ein ca. 400 qm großer Veranstaltungsraum entsteht, der (abhängig von der Art der Bestuhlung) bis zu 700 Personen Platz gibt. In dem ebenfalls von Josef Franke als Ensemble entworfenen rechten Flügelbau werden weitere Räume entstehen, die Vereinen und Initiativen im Stadtteil Platz bieten. Im Erdgeschoss des Flügelbaus wird eine Gastronomie entstehen. „Auf diese Weise wird Heilig Kreuz künftig wieder wie früher zum einem zentralen Ort im Quartier“, so Stadtbaurat Martin Harter.
Betrieben wird der neue Veranstaltungsort künftig von der Emschertainment GmbH. Geschäftsführer Helmut Hasenkox: „Ich freue mich jetzt schon auf dieses Haus. Das wird ein Veranstaltungsort, der im Ruhrgebiet seinesgleichen sucht.“
Dieser Veranstaltungsort soll nach dem Umbau im Jahr 2021 den Betrieb aufnehmen. Die Kosten des Projekt werden derzeit auf ca. 12,3 Mio. Euro geschätzt. Es sind allerdings noch nicht alle Gewerke vergeben.
Mit dem Umbau von Heilig Kreuz beginnt nun auch eines der größten Projekte im Rahmen des Stadterneuerungsprozesses an der Bochumer Straße. Bereits im Herbst vergangenen Jahres ging das soziokulturelle Zentrum „Subversiv“ an den Start. Auch das „Modellhaus Reichstein“ (direkt gegenüber der Kirche) feierte bereits seinen Baustart. Hier wird an einer so genannten „Problemimmobilie“ modellhaft gezeigt wie wirtschaftlich und gleichzeitig denkmalgerecht saniert werden kann. Auch mit dem Bau einer Psychomotorikhalle wurde bereits begonnen. So freute sich Oberbürgermeister Frank Baranowski bei der Grundsteinlegung auch: „Die Dynamik an der Bochumer Straße wird langsam auch sichtbar. Das ist ein bisschen wie beim Popcornmachen. Erst dauert es eine ganze Weile, aber dann geht alles ganz schnell und überall poppt etwas auf.“
Die Heilig Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße in Gelsenkirchen-Ückendorf wurde in den Jahren 1927-1929 nach Plänen des Architekten Josef Franke erbaut. Sie ist eines der spektakulärsten Kirchenbauwerke der frühen Moderne und als eines der Hauptwerke des Backsteinexpressionismus eines der Gelsenkirchener Baudenkmäler von überregionaler Bedeutung. Ende der 1920er Jahre war die Ückendorfer Pfarrgemeinde St. Josef mit 17.000 Gläubigen die größte Kirchengemeinde Deutschlands, so dass der Neubau dieses Gotteshauses nötig wurde.
Heute stehen das Kirchengebäude und der dazugehörige Flügelbau Bochumer Straße 117/117a als Gesamtensemble unter Denkmalschutz. Große Teile der Bausubstanz stammen aus der ursprünglichen Bauzeit Ende der 1920er Jahre. Anders als bei vielen anderen Kirchen im Ruhrgebiet entstanden an der Heilig Kreuz-Kirche keine allzu großen Schäden durch Bombenangriffe.
In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurden bis 1948 im Krieg entstandene Schäden an den Gewölben und den Fenstern behoben. Die heute vorhandenen Fenster stammen aus der Folgezeit; lediglich in den Seitenkapellen befinden sich noch originale Fenster aus der Bauzeit, gestaltet von dem expressionistischen Maler Andreas Wilhelm Ballin.
Die Heilig Kreuz-Kirche wurde im Jahr 2007 außer Dienst gestellt und wird seitdem nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Anfang 2017 erwarb die Stadt Gelsenkirchen das Gebäude von der Kirchengemeinde St. Augustinus.
Das Umbauvorhaben wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie aus Mitteln des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Kurz vor dem Jahreswechsel 2016/2017 wurde durch die Bezirksregierung Münster der Förderbescheid in Höhe von rund 9,7 Millionen Euro übergeben.