23. Mai 2018, 11:59 Uhr | Emschergenossenschaft/Lippeverband
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Der Durchbruch am Sellmannsbach. Bildrechte: Klaus Baumers/EGLV
Das Generationenprojekt Emscher-Umbau befindet sich auf der Schlussgeraden, doch die ist lang. Während die Emschergenossenschaft den größten Abschnitt des Abwasserkanals Emscher noch in diesem Jahr schrittweise in Betrieb nehmen wird, steht an den Nebenläufen noch einiges an Arbeit an. Etwa am Sellmannsbach in Gelsenkirchen: Dort haben die Flussmanager nun ein 105 Meter langes Teilstück des neuen unterirdischen Sammlers fertiggestellt. Spektakulär gestaltete sich der Durchbruch der gewaltigen Tunnelbohrmaschine in die Schachtbaugrube an der Ebersteinstraße – in 15 Metern Tiefe!
Zunächst war nur ein leises Klopfen zu hören, das immer lauter wurde. Dann fielen die ersten Stücke aus der Betonwand, bis die Schneidräder der Vortriebsmaschine zu sehen waren. Kanalrohre mit einem Außendurchmesser von 2,70 Meter hatte die Emschergenossenschaft dort seit Herbst 2017 im bergmännischen Verfahren vorgepresst – und dabei unter anderem die DB-Gleise der Strecke zwischen Gelsenkirchen und Duisburg unterquert.
Der Kanalbau am Sellmannsbach begann bereits 2013. Im ersten Bauabschnitt wurde der Stauraumkanal Alfred-Zingler-Straße fertig gestellt und neue Druckrohrleitungen nördlich und südlich der A42 verlegt. Aktuell läuft seit Ende Oktober der dritte Bauabschnitt, in den rund elf Millionen Euro investieren werden (Fertigstellung: Ende 2019). Erstellt wird hier der 680 Meter lange Stauraumkanal Gelsenkirchen-Wiesmannstraße zwischen dem Pumpwerk Gelsenkirchen-Bismarck und der Ebersteinstraße.
Ein Stauraumkanal hat die Funktion, nach starken Regenfällen das saubere Regenwasser vom schmutzigen Abwasser zu trennen. Damit der saubere Wasseranteil in das später renaturierte Gewässer gelangen kann, ist ein Entlastungsbauwerk mit Überlaufschwelle erforderlich. Dieses baut die Emschergenossenschaft am (in Fließrichtung) unteren Ende des Stauraumkanals.
Neben diesem neuen Stauraumkanal entsteht zudem ein neues Pumpwerk für den Sellmannsbachkanal zur Weiterleitung des Mischwassers über die zurzeit im Bau befindlichen Druckrohrleitungen weiter im Norden.
Der Bau des neuen unterirdischen Abwasserkanals ist ein Gemeinschaftsprojekt von Emschergenossenschaft und Abwassergesellschaft/Gelsenkanal. Denn das Gewässer gehört sowohl der Stadt als auch der Emschergenossenschaft. Im Unterlauf von der Einmündung in die Emscher bis auf Höhe der Hochkampstraße ist der Sellmannsbach genossenschaftlich (2,7 Kilometer), während der Oberlauf südlich der Hochkampstraße in städtischer Unterhaltung liegt (2,3 Kilometer).
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,266 Milliarden Euro investiert werden. Diese Kosten werden zu rund 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen, d.h. von Bergbau, Industrie und Kommunen. Knapp 20 Prozent steuern das Land NRW und die EU über Fördermittel bei.
Voraussichtlich Ende 2020 soll die Emscher, einst der „dreckigste Fluss Europas“, weitestgehend wieder vom Abwasser befreit sein und – wo der Platz es zulässt – naturnah umgestaltet werden.