08. März 2016, 18:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Oberbürgermeister Frank Baranowski (vorne l.), der Moderator der Ruhrsuperintendenten-Konferenz Michael Stache (r.) und weitere Vertreter der evangelischen Kirche und der Kommunen im Ruhrgebiet. Foto: Achim Pohl / RSK.
Oberbürgermeister Frank Baranowski und der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid, Rüdiger Höcker, haben heute bei einem Treffen evangelischer Kirchenvertreter mit den Oberbürgermeistern und Landräten aus der Metropole Ruhr in einer gemeinsamen Erklärung von Bund und Land eine umfassendere Unterstützung der Städte und Gemeinden bei der Bewältigung der aktuellen Flüchtlingskrise gefordert. „Die Kommunen, die erhebliche Leistungen bei der Unterbringung der Schutz suchenden Menschen erbringen, müssen den Herausforderungen angemessen begegnen können“, erklären Oberbürgermeister und Superintendent gemeinsam in der am Dienstag in Essen verabschiedeten Erklärung.
"Es ist ein Gebot der Humanität und der christlichen Verantwortung, Flüchtlinge aufzunehmen und unsere Gesellschaft gemeinsam mit ihnen weiter zu entwickeln", betonen die evangelischen Kirchenvertreter zusammen mit den Oberbürgermeistern und Landräten aus der Metropole Ruhr. Zu ihren Forderungen gehört deshalb, Flüchtlinge in den Städten und Gemeinden menschenwürdig unterzubringen und ihnen einen Zugang zum Arbeitsmarkt und zu den sozialen Diensten zu eröffnen. Nur so könnten sie eine "qualifizierte und zuverlässige Begleitung und Förderung erhalten."
Auch müssten die Asylverfahren fair, schneller und konsequenter durchgeführt werden. Die derzeit langen Wartezeiten und rechtlichen Hürden verhinderten, dass Flüchtlinge frühzeitig Sprachkurse und eine Ausbildung absolvieren sowie einer Erwerbstätigkeit nachgehen können. Wörtlich heißt es in der Erklärung: "Flüchtlinge brauchen möglichst schnell Klarheit über ihre Perspektiven in Deutschland."
In ihrer gemeinsamen Erklärung danken die Kirchen- und Kommunalvertreter ausdrücklich allen Bürgerinnen und Bürger, auch in den Kirchengemeinden, für ihren beispiellosen Einsatz bei der Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen: "Wir sind überaus dankbar für die vielfältige Hilfsbereitschaft - auch im Ruhrgebiet!" Dieses beeindruckende Engagement brauche Förderung und Unterstützung von Politik, Wirtschaft und Kirche.
Mit großer Entschiedenheit verurteilt die Erklärung Fremdenfeindlichkeit, Hass und Rassismus gegenüber den Schutz suchenden Menschen. "Wir setzen uns dafür ein, dass in unserer Gesellschaft eine sachgerechte und am Wohl aller Menschen orientierte Auseinandersetzung stattfindet."
Gleichzeitig formulieren die Unterzeichner die Erwartung, "dass diejenigen, die zu uns kommen, gesetzliche und gesellschaftlich vereinbarte Ordnungen und die grundlegenden Orientierungen in unserem Land respektieren." Dazu zählt u.a. die Akzeptanz der Gleichstellung von Frauen und Männern sowie der Religionsfreiheit.
Die gemeinsame Erklärung zur Flüchtlingssituation im Ruhrgebiet wurde im Rahmen einer Tagung der Ruhrsuperintendenten-Konferenz (RSK) mit den Vertretern der Städte und Landkreise in Essen verabschiedet.
Der RSK gehören derzeit 16 evangelische Kirchenkreise im Ruhrgebiet mit rund 1,5 Millionen Gemeindemitgliedern an. Die Konferenz befasst sich seit mehr als 50 Jahren mit Fragen des Strukturwandels im Ruhrgebiet und fördert den Dialog mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Die gemeinsame Erklärung wird von den elf Oberbürgermeistern und vier Landräten der Metropole Ruhr und damit von den Repräsentanten der 5,3 Millionen im Ruhrgebiet lebenden Menschen getragen. Die Runde der Oberbürgermeister und Landräte hat als Kommunalrat Ende 2015 als neues Gremium im Regionalverband Ruhr (RVR) seine Arbeit aufgenommen und wirkt dort auch bei regionalen Entscheidungsprozessen mit.