25. Februar 2022, 14:48 Uhr | Sparkasse Gelsenkirchen
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von links nach rechts: Michael Hottinger, Dr. Jochen Grütters, Martin Westrich. Bildrechte: Sparkasse Gelsenkirchen
Die Wirtschaft in der Emscher-Lippe-Region beurteilt sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten in den nächsten Monaten nicht mehr so positiv wie vor dem Jahreswechsel. Das unterstreicht eine Umfrage unter 150 heimischen Unternehmen für den Emscher-Lippe-Index (ELIX). Dieser regionale Konjunkturindikator fällt zurück auf ein ähnliches Niveau wie im letzten Frühjahr.
Grundstimmung nicht mehr so optimistisch
„Massive Lieferengpässe, steigende Energie- und Rohstoffpreise und der Fachkräftemangel belasten die wirtschaftliche Erholung, die sich noch im Herbst des vergangenen Jahres abgezeichnet hatte“, berichtet Michael Hottinger, Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, die den ELIX in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen herausgibt. „Hinzu kamen die zwischenzeitlich wieder verschärften Corona-Schutzmaßnahmen, die vor allem im Handel und im Dienstleistungsbereich Spuren hinterlassen haben“, ergänzte Dr. Jochen Grütters, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen: „Zahlreiche Unsicherheitsfaktoren führen dazu, dass sich die Entwicklung noch nicht wieder stabilisiert hat. Der Erholungsprozess bleibt vielmehr weiterhin fragil“, so Grütters.
Störungen in den Lieferketten sind zentrales Hemmnis
Dieses Urteil spiegelt sich in den Umfrageergebnissen wider: So beurteilt der überwiegende Teil die Geschäftslage zwar mit gut oder befriedigend. Insgesamt fällt das Lageurteil aber gedämpfter aus als noch im vergangenen Herbst, was am Lagesaldo abzulesen ist. „Ein zentrales Hemmnis sind Störungen in den Lieferketten“, so Martin Westrich, ebenfalls Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH. 87 Prozent der befragten Unternehmen berichten von Lieferschwierigkeiten, darunter 26 Prozent „in erheblichem Umfang“. Infolgedessen sind fast alle Betriebe (95 Prozent) von Preisanstiegen bei Rohstoffen, Vorprodukten oder Waren betroffen, 61 Prozent sogar von erheblichen Steigerungen. Gut 50 Prozent der Betriebe rechnen mit einer Verbesserung erst in der zweiten Jahreshälfte oder gar erst im kommenden Jahr.
Risiken dämpfen Erwartungen
Entsprechend haben sich die Energie- und Rohstoffpreise in der Beurteilung der konjunkturellen Risiken deutlich nach vorn geschoben. Auch die Sorge um die Entwicklung der Binnennachfrage hat sich wegen des in den Wintermonaten eingebrochenen privaten Konsums erheblich verstärkt. Hinzu kommt ein zunehmender Fachkräftemangel, der einer konjunkturellen Expansion entgegenstehen könnte. Unter diesen Vorzeichen trüben sich die Erwartungen für die nächsten Monate spürbar ein. Nur noch jedes neunte Unternehmen rechnet mit einer Verbesserung der Geschäftslage.
Mit Sorge blickt Michael Hottinger auch auf den Ukraine-Konflikt. „Die russische Invasion ist eine Tragödie für das ukrainische Volk und eine Bedrohung für den Frieden in Europa. Und sie ist natürlich auch Gift für die Wirtschaft. Die Verluste an den Börsen sprechen Bände. Weiter steigende Energie- und Rohstoffpreise, aber auch Belastungen für die exportorientierten Unternehmen sind absehbar und gefährden den erhofften Aufschwung.“
Wenig Bewegung bei Exporten und Investitionen
„Aufgrund des herausfordernden Umfeldes ist im internationalen Geschäft zunächst nicht mit einer Beschleunigung, sondern eher mit einer Seitwärtsbewegung zu rechnen,“ schätzt Dr. Jochen Grütters. Insbesondere die Lieferengpässe bewirken, dass die Exporte nicht mit der an sich hohen Nachfrage aus dem Ausland schritthalten können. So rechnet der überwiegende Teil (84 Prozent) der exportorientierten Unternehmen mit gleichbleibenden internationalen Geschäften.
Und wie sieht es bei der Investitionsneigung aus? „Insgesamt halten sich die Betriebe bei den Investitionen noch zurück“, so Martin Westrich. Per Saldo sind sie zwar schwach positiv, aber nur rund ein Viertel der Betriebe plant höhere Ausgaben am heimischen Standort.
Beschäftigungsaussichten im positiven Bereich
Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften ist auf einem höheren Niveau als vor Beginn der Corona-Pandemie. Entsprechend fällt die Beschäftigungsbilanz aus: Von 2019 bis 2021 (jeweils Jahresmitte) sind 4.700 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in der Emscher-Lippe-Region entstanden. „Dies ist ein Zuwachs von 1,6 Prozent und entspricht nahezu der Entwicklung in NRW, die bei 1,7 Prozent liegt,“ erläutert Grütters. 22 Prozent der Unternehmen wollen in den nächsten Monaten mehr Personal einstellen, 61 Prozent den Beschäftigungsstand stabil halten.
Über den ELIX
Zweimal im Jahr gibt die S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Sparkasse Gelsenkirchen, gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen den ELIX heraus, ein regionales Konjunktur- und Stimmungsbarometer für die Emscher-Lippe-Region. Datengrundlage ist eine Befragung der IHK Nord Westfalen von rund 150 repräsentativ ausgewählten Mitgliedsunternehmen zur momentanen wirtschaftlichen Lage und zu ihren Zukunftserwartungen. Die Daten des ELIX´ zeigen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ermöglichen auch eine Darstellung der langfristigen Trends.