Das Open Innovation Lab (OIL) als Treiber der digitalen Stadtentwicklung
Gelsenkirchen auf Kurs in die digitale Zukunft
11. Oktober 2021, 09:46 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Der Arena Park Gelsenkirchen zwischen Kurt-Schumacher-Straße und Adenauerallee. Bildrechte: Hans Blossey
Gelsenkirchen gestaltet als Vernetzte Stadt aktiv die digitale Zukunft und entwickelt sich zur Modellregion für ganz Nordrhein-Westfalen. Eine wichtige Rolle als Zukunftsstandort und Ideenfabrik NRWs spielt hierbei das Open Innovation Lab (OIL) im ARENA PARK Gelsenkirchen. Hier finden Akteure aus Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft ein Experimentierfeld vor, das ihnen aufgrund der bereits vorhandenen Infrastruktur ermöglicht, übertragbare und gebrauchstaugliche Smart-City-Lösungen zu erproben.
Das OIL ist ein Projekt der Stadt Gelsenkirchen und wird im Rahmen des Förderprogramms der Digitalen Modellregionen NRW mit rund 1,3 Millionen Euro bis Juni 2022 gefördert. Von der Digitalisierungsoffensive rund um das OIL soll jedoch nicht nur die Bevölkerung der Stadt Gelsenkirchen profitieren. Ziel ist es, Lösungen zu entwickeln, die am Ende allen Kommunen in NRW zur Verfügung stehen. Auf dem rund 140 Hektar großen Areal zwischen A2, Kurt-Schumacher-Straße, Adenauerallee und Willy-Brandt-Allee bietet der Bezirk ein in sich geschlossenes Testgebiet für umfängliche Smart City-Projekte. Ein ideales Areal, denn auf dem Gelände rund um die VELTINS-Arena ist nicht nur bereits die Infrastruktur aus Straßen und Parkplätzen für Großveranstaltungen vorhanden. Dort befinden sich ebenfalls unter anderem ein Hotel, die Gesamtschule und Kaderschmiede der Fußball-Profis Berger Feld sowie das größte ambulante Gesundheits- und Rehazentrum in Europa: das medicos.AufSchalke.
Das OIL als Freiluft- und Reallabor
„Das OIL ist weder ein Gebäude, noch ist es eine Dienststelle der Stadt Gelsenkirchen. Das OIL darf man sich als Labor unter freiem Himmel im öffentlichen Raum vorstellen, in dem unterschiedliche Anwendungsfälle, sogenannte Use Cases, unter realen Bedingungen erprobt werden können“, erklärt Anne Reiniger-Egler, Projektleiterin des OIL. Im Fokussteht die enge Zusammenarbeit mit den kommunalen Fachdienststellen. Darüber hinaus werden aber auch interessierte Stakeholder aus Wissenschaft und Wirtschaft in ihren Vorhaben unterstützt.
„Zunächst geht es darum, im Rahmen von Workshops und Experteninterviews die aktuellen Bedürfnisse zu verstehen und zu definieren. Wir analysieren gemeinsam, wo quasi der Schuh drückt, um darauf basierend konkrete Anwendungsfälle und digitale Lösungsansätze im OIL zu erproben“, so Reiniger-Egler. Im Rahmen des Innovationsmanagements wird hierbei stets die Sinnhaftigkeit hinterfragt. „Es geht uns nicht um Smart-City-Lösungen um ihrer selbst willen, es geht uns um konkrete Ressourcen-Einsparungen in finanzieller und zeitlicher Hinsicht sowie um zusätzlichen Nutzens durch neue datenbasierte Erkenntnisse.“ Nach der Analyse erfolgt dann die technische Konzeption, bei der sich das OIL der Smart City Expertise des externen Dienstleisters comNET bedient. Alle Prozessfortschritte und Erfahrungen werden von Seiten des Projektteams des OIL transparent dokumentiert und müssen interne Qualitätsprüfungen durchlaufen. Das Ziel: Alles, was im OIL erfolgreich erprobt wird, soll nicht nur der Stadt Gelsenkirchen dienen, sondern auch auf andere Städte übertragbar und skalierbar gemacht werden.
Beispiel 1: Einfluss des Klimawandels auf den Grundwasserspiegel
Wie sich der Grundwasserspiegel in Gelsenkirchen in den kommenden Jahren entwickeln wird, das ist vor dem Hintergrund des Klimawandels eine wichtige Frage. Im OIL erprobt die Stadt gerade digitale Messverfahren, um den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Grundwasserversorgung besser nachvollziehen zu können und auf dieser Basis Prognosen zu erstellen. Hierfür wurden zwei Grundwasser-Datenlogger im OIL verbaut. „Mithilfe einer digitalen Langzeitbetrachtung sind wir zuversichtlich, künftig verlässliche und belastbare Aussagen über die kontinuierliche Entwicklung des Grundwassers abgeben zu können“, beschreibt Matthias Gersdorf vom Referat Umwelt der Stadt Gelsenkirchen den Nutzen dieser Testreihe und ergänzt: „Wir wollen unsere derzeit noch analogen Messverfahren in den Stadtteilen zunehmend digitalisieren und erhoffen uns mittels der Digitalisierung, Entscheidungen gegenüber der Stadtbevölkerung verständlicher und schneller begründen zu können.“ Bei der Stadt Gelsenkirchen mehren sich beispielsweise in den trockenen Sommermonaten die Anfragen zur Genehmigung von Brunnenbohrungen im eigenen Garten. Die Datenlogger sollen helfen, diese Anfragen besser beurteilen zu können. Im OIL sollen zukünftig installierte Wetterstationen parallel wichtige Daten unter anderem zu Lufttemperatur, Niederschlagsmenge, Windgeschwindigkeit und -richtung aufzeichnen, die mit den Messdaten der Logger in Beziehung gesetzt werden. So stellt sich die Stadt noch resilienter gegen Klimakrisen auf und zieht einen direkten Nutzen für die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt aus den gewonnenen Daten im OIL. Viele dieser im OIL gewonnenen Erkenntnisse sind auf andere Städte übertragbar.
Beispiel 2: Lärmmonitoring im OIL
Für die Nutzung des Berger Felds rund um die VELTINS-Arena als Naherholungsgebiet zur aktiven Freizeitgestaltung ist der Einfluss des Lärms ein wichtiges Thema. Wie hoch die derzeitige Lärmbelastung durch ansässige Unternehmen, umliegende Hauptverkehrsadern sowie Großveranstaltungen in der Arena tatsächlich ist, konnte bisher nicht genau bestimmt werden. Schallpegel-Indikatoren werden momentan nur durch Simulationsmodelle für das Stadtgebiet hochgerechnet, die nicht durch empirische Ergebnisse validiert werden können. Sukzessive werden Lärmsensoren im OIL installiert, um konstant verlässliche Messwerte zu liefern. Die verarbeiteten Daten können den Fachreferaten der Stadtverwaltung per Datenschnittstelle bereitgestellt werden. Die erfassten Datenreihen könnten für zukünftige Quartiers- oder Stadtraumentwicklungen herangezogen werden.
Nutzen für die Verwaltung und die Einwohnerschaft
Das Referat Verkehr der Stadt Gelsenkirchen stellt nicht nur die Infrastruktur im OIL zur Verfügung, es leistet darüber hinaus operative Unterstützung und sorgt für den kontinuierlichen technischen Ausbau des Areals. Die Vorteile der intensiven Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und OIL liegen für Christian Lange, Teamleitung Straßenneubau im Referat Verkehr, auf der Hand: „Das OIL bietet ein großes Potenzial für die Stadtentwicklung, denn diese Form eines geschlossenen Testfeldes sorgt dafür, dass Entwicklungen eine ganz neue Dynamik erhalten. Ich nehme das OIL mit seinen Projektverantwortlichen aus Stadt und externen Unternehmen als idealen Kommunikator und Prozess-Beschleuniger wahr.“
Voraussichtlich bis Ende 2021 wird die Infrastruktur der Ost-West-Verbindung zwischen Adenauerallee und Kurt-Schumacher-Straße mit Glasfaser- und Stromnetz, Free WiFi und 32 Smart Poles optimiert werden. Das nutzt dem Publikum von Großveranstaltungen, ist aber auch für die Einsatzkräfte vor Ort von großem Vorteil, weil das Labor mit dem dann vorhandenen Standard Wifi-6 die perfekten Voraussetzungen für die Erprobung von Use Cases im Themenfeld Crowd Management bietet.
Nicht nur in der städtischen Verwaltung kommt der digitale Nutzen aller Aktivitäten im OIL sehr gut an. Auch die Gesamtschule Berger Feld wird die Ergebnisse der Grundwasser- und Klimamessung digitalisiert per Dashboard im Unterricht verwenden. „Das OIL ist auf dem besten Weg, das digitale Herz der Stadt zu werden. Die Digitalisierung wird mit der Vernetzten Stadt und der Etablierung des OIL nicht um ihrer selbst willen vorangetrieben, sondern um einen ganz konkreten Nutzen für die Menschen der Stadt und der Region zu erzielen“, betont Manfred vom Sondern, Chief Digital Officer der Stadt Gelsenkirchen und ergänzt: „Für Gelsenkirchen bietet das OIL die Chance, neue Technologien sowie die zugrunde liegenden Prozesse verstehen zu lernen. Das OIL leistet damit einen wichtigen Beitrag zur kommunalen Technologie-Vorausschau und liefert entscheidende Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Passgenauigkeit digitaler Lösungen in allen Bereichen.“
Kontaktaufnahme:
Projektbüro Open Innovation Lab
Stadt Gelsenkirchen | Stabsstelle Vernetzte Stadt
Telefon: +49 (209) 169-8427
E-Mail: oil@gelsenkirchen.de
Digitale Modellregion Emscher-Lippe
Die digitale Modellregion Emscher-Lippe mit der Leitkommune Gelsenkirchen ist eine von insgesamt fünf digitalen Modellregionen in NRW. Das Förderprogramm wurde durch das Wirtschafts- und Digitalministerium (MWIDE) ins Leben gerufen, um die landesweite Digitalisierung voranzutreiben. Ziel des Förderprogramms ist die Entwicklung von übertragbaren Lösungen und innovativen Anwendungen in den Bereichen digitale Verwaltung (E-Government) und digitale Stadtentwicklung (Smart City).
Gelsenkirchen – die Vernetzte Stadt
Gelsenkirchen hat sich auf den Weg gemacht, digitale Zukunft zu gestalten. Einer der wichtigsten Aspekte ist dabei die Vernetzung von Menschen, Wirtschaft und Wissenschaft. Als Vernetzte Stadt treibt Gelsenkirchen gemeinsam mit den unterschiedlichen Akteuren Digitalisierungsprojekte voran, die konkreten Nutzen für die Menschen der Stadt erzielen. Durch intelligente Verkehrs- und Parkleitsysteme, Apps wie dem Mängelmelder oder der Smartphone-Bürger-ID oder den konsequenten Ausbau des Glasfasernetzes.