01. Oktober 2021, 14:04 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Die Stadt Gelsenkirchen und die Volkshochschule Gelsenkirchen trauern um Dr. Ulrich Jung, der 33 Jahre lang die VHS Gelsenkirchen leitete und am 20. September im Alter von 80 Jahren verstarb.
1972 wurde Ulrich Jung im Alter von 32 Jahren der damals jüngste VHS-Leiter Deutschlands, seit 1970 hatte er diese Funktion bereits kommissarisch ausgeübt. Bis zu seinem Ruhestand, der am 31. Dezember 2005 begann, wirkte Jung bei der Bildungseinrichtung in Gelsenkirchen – 33 Jahre lang trugen Programm und Ausrichtung der VHS vor Ort seine Handschrift. Unter seiner Leitung baute die VHS Gelsenkirchen nicht nur ein differenziertes Angebot im Bereich Film, Foto und Video auf, als eine der ersten Volkshochschulen in Nordrhein-Westfalen führte die Gelsenkirchener Bildungseinrichtung 1978 auch Alphabetisierungskurse ein. Allen Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt einen Zugang zur Bildung zu ermöglichen, das war ein Anliegen, das Ulrich Jung besonders am Herzen lag.
Vor allem die 1970er Jahre waren das Jahrzehnt von Bildung und Erziehung, in dem bleibende Akzente gesetzt wurden. Als Leiter der VHS Gelsenkirchen war Ulrich Jung maßgeblich an der Erstellung des nordrhein-westfälischen Weiterbildungsgesetzes 1974 beteiligt. Das Gesetz positionierte die Weiterbildung und mit ihr die Volkshochschulen als gleichberechtigte vierte Säule des Bildungswesens. Mit der Arbeit an diesem Gesetz ging von Gelsenkirchen ein wichtiger Impuls für die Bildungslandschaft der Bundesrepublik insgesamt aus, es galt lange Zeit als Vorbild für andere westdeutsche Bundesländer. Es ist somit auch sein Verdienst, dass die Weiterbildung und ihre stetige Weiterentwicklung zu einer kommunalen Pflichtaufgabe wurden.
Dank des Weiterbildungsgesetzes wurde die Erwachsenenbildung professionalisiert und ausgebaut. Das Netz der Volkshochschulen in NRW profitiert bis heute weit über die Stadtgrenzen hinaus deutlich und nachhaltig vom Wirken des langjährigen VHS-Leiters, der bereits vor dem Antritt dieser Stelle ab 1968 mit viel Herzblut als erster Referent des VHS-Landesverbandes für politische Jugendbildung ein Jugendbildungsprogramm mit den Gewerkschaften vor Ort aufgebaut hatte. Ulrich Jung war zudem Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und mehr als 30 Jahre in unterschiedlichen Funktionen für den Volkshochschulverband – Landesverband der vhs NRW – tätig. Über 25 Jahre lang war er Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft von „Arbeit und Leben“ (DGB/vhs) NRW. Jung hat bis ins hohe Alter die Prinzipien dieses Aufbruchs in der Bildungspolitik vertreten.
Dr. Ulrich Jung hat sich Jahrzehnte lang für generationenübergreifende Bildungsprogramme im kulturellen, schulischen und politischen Bereich in dieser Stadt eingesetzt. Viele der Ideen, die er als Leiter der Volkshochschule in Gelsenkirchen angestoßen und umgesetzt hat, entfalten bis heute ihre positive Wirkung.