24. September 2021, 09:27 Uhr | Kulturraum "die flora"
Am Sonntag, dem 3. Oktober 2021, lädt der Kulturraum „die flora“ zum zweiten Konzert im Rahmen des bundesweiten Themenjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ein. Ein Gedichtband Paul Celans – „Atemwende“ – leiht dem Abend um Nelly Sachs und Paul Celan seinen Titel. Das musikalisch-literarische Programm gestalten in Gelsenkirchen wirkende Kulturschaffende mit Interpretinnen und Interpreten aus Würzburg und Köln.
Nelly Sachs und Paul Celan, die beiden bedeutenden Vertreter jüdischen Schreibens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, begannen ihren Briefwechsel in den 1950er Jahren. Mit Paul Celan scheint Nelly Sachs auf einen Seelenverwandten getroffen zu sein. Er lebte seit 1947 in Paris, ebenfalls – wie Sachs – als Exilierter. Auf der gemeinsamen Erfahrung des Ausgestoßenseins baut die Korrespondenz der beiden auf, ein Symbol tiefen Verbundenheit. Die Themen des Briefwechsels sind vielgestaltig. Versichert man sich in einer Phase gegenseitiger und vorsichtig vollzogener Annäherung zu Beginn noch etwas distanziert der gegenseitigen Wertschätzung, so erhalten die Briefe schon bald eine persönlichere Färbung. Die Zeit des Nationalsozialismus, die beide körperlich zwar überlebt, psychisch allerdings in katastrophaler Verfassung überstanden hatten, ist ein Thema. Ebenso die jüdische Kultur, die Paul Celan schon in der Familie und in der hebräischen Schule erlebte. Nelly Sachs gelangte erst durch die Schoa zu tiefgreifender Beschäftigung mit dem Judentum.
Ergänzt wird der von Ulrike Brockerhoff und André Wülfing vorgetragene Briefwechsel durch musikalische Interventionen, die Lieder nach Gedichten von Nelly Sachs und Paul Celan präsentieren: Komponisten sind Thomas Blomenkamp, Lowell Liebermann, Aribert Reimann, Wolfgang Rihm und der Gelsenkirchener Michael Em Walter. Der Komponist Michael Denhoff ist mit einem Klavierwerk vertreten, das seinen Titel und seinen Inhalt dem Gedichtzyklus „Atemwende“ von Paul Celan verdankt. Es musizieren Hiltrud Kuhlmann (Sopran), Frederik Schauhoff (Bariton) und Gio Abuladze (Klavier). Einführung und Gespräche mit den Aufführenden: Michael Em Walter, Künstlerischer Leiter der Konzertreihe.
Zum Jahr 2021, das bundesweit „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ thematisiert, will der Veranstaltungszyklus „Wie sich die Zeit verzweigt“ (Paul Celan) einen Beitrag mit sieben verschiedenen Programmen leisten, die deutsch-jüdisches Komponieren und Dichten in bekannten, aber auch vielen neuen und neu zusammengestellten Aspekten beleuchten. Die musikalisch-literarische Konzertreihe ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kulturraum „die flora“ der Stadt Gelsenkirchen in Kooperation mit der Stadt Recklinghausen/Fachbereich Kultur, der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, dem Freundeskreis Synagoge Bochum-Herne-Hattingen e. V. und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Recklinghausen. Die Konzertreihe wird unterstützt durch die LWL-Kulturstiftung.
Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr, Einlass ist ab 16.30 Uhr. Der Eintritt beträgt 14,00 Euro, ermäßigt 10,00 Euro (Ermäßigung für Schüler*innen, Studierende, Auszubildende, GE-Passinhaber*innen, Ehrenamtskarteninhaber*innen); Begleitpersonen von Schwerbehinderten haben freien Eintritt.
Eine Kartenreservierung ist erforderlich unter Tel.: (0209) 169-9105. Für den Zugang zur Veranstaltung gelten zurzeit die 3 „G`s“: Geimpft – Genesen – Getestet. Ein Nachweis ist bei Eintritt vorzulegen. Eventuelle Änderungen werden auf der Homepage bekannt gegeben.