06. Juli 2021, 15:59 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen - Fotograf: Uwe Jesiorkowski
Das Handwerk in Gelsenkirchen verdient mehr Wertschätzung, finden fünf Akteure, die die Stärken der „Wirtschaftsmacht von nebenan“ mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken wollen: Dafür haben die Wirtschaftsförderung der Stadt Gelsenkirchen, die Kreishandwerkerschaft (KH) Emscher-Lippe-West, die Handwerkskammer (HWK) Münster, die Agentur für Arbeit und das Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen am 06. Juli 2021 eine enge Kooperation vereinbart.
„Das Handwerk ist ein elementares Fundament der Gelsenkirchener Wirtschaft“, stellte Rainer Schiffkowski, Referatsleiter Wirtschaftsförderung, fest, als er Repräsentanten der Partner zur Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung im Ratssaal der Stadt begrüßte. Schiffkowski weiß um die Bedeutung des Handwerks in Gelsenkirchen: Hier gibt es rund 2.300 Handwerksbetriebe mit 17.200 Beschäftigten, knapp über 1.000 Auszubildenden und einem Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro. „Damit ist das Handwerk ein wichtiger Wirtschaftszweig, der historisch gewachsen und mit Familienunternehmen gesellschaftlich tief verwurzelt ist in unserer Stadt.“
Mit der Kooperation wolle die Wirtschaftsförderung gemeinsam mit den Partnern die Weichen für eine Kampagne zum Wohle des Handwerks in Gelsenkirchen stellen. Kreishandwerksmeister Holger Augustin berichtete, dass das Handwerk in Gelsenkirchen besser aufgestellt sei als der Durchschnitt im Ruhrgebiet insgesamt: Je tausend Einwohner sind in Gelsenkirchen 67 Personen im Handwerk tätig – neun mehr als in der Region Ruhr. Je Einwohner werden 7.964 Euro Umsatz gemacht – rund 1.700 Euro mehr als im Ruhrgebiet. Dennoch sei der Bedarf an mehr Handwerk enorm, unterstrich Augustin. Branchen, die zum produzierenden Gewerbe gehörten, seien unterrepräsentiert – wie zum Beispiel Elektro-, Metall- und Holzbetriebe, die oftmals als Zulieferer tätig seien. Indessen sei der Bestand am dienstleistungsorientierten Kleingewerbe wie Friseure und Kosmetiker in Gelsenkirchen relativ hoch. Ziel sei ein besserer Branchenmix.
Die Partner vermittelten durch verstärkte Präsenz der Imagekampagne des deutschen Handwerks in Gelsenkirchen ein zeitgemäßes Bild der Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe, vor allem bei jungen Menschen, erklärte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz. Die Botschaft laute: „Das Handwerk treibt Qualifizierung, Zukunftstechnologien, Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz voran. Handwerk steht für die ortsnahe Versorgung und das familiengeführte Unternehmertum. Es ist Mittelstand pur.“
Frank Thiemann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, warb sogleich für eine Ausbildung im Handwerk: „Vielfältige Aufgaben, eigene Begabungen ausleben und kreativ sein, das alles sind Möglichkeiten, die Berufe im Handwerk bieten.“ Und doch bleibe für viele Handwerksbetriebe die Suche nach Nachwuchskräften eine große Herausforderung. Das Ausbildungspotenzial des Handwerks werde seit Jahren von den Jugendlichen nicht ausgeschöpft und Zukunftschancen nicht genutzt. Dabei würden gerade im Handwerk Fachkräfte und Azubis händeringend gesucht.
Die Handwerksbetriebe in Gelsenkirchen böten jungen Menschen vielfältige Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten vor Ort, bekräftigte Anke Schürmann-Rupp, Geschäftsführerin des Integrationscenters für Arbeit. Die Bandbreite reiche von Augenoptiker bis Zahntechniker. Die Berufe im Handwerk seien für junge Frauen und junge Männer geeignet; sie böten eine qualifizierte Ausbildung und nach der Ausbildung Übernahme- und Entwicklungsperspektiven. „Insofern sind sie eine gute Basis für den Einstieg ins Berufsleben und eröffnen Chancen für die berufliche Entwicklung.“ Es lohne sich, im Rahmen des Schülerpraktikums oder einer Einstiegsqualifizierung in Handwerksbetrieben erste Erfahrungen zu sammeln, so Schürmann-Rupps Ermunterung.
Die Kooperationsvereinbarung zur Stärkung des Handwerks in Gelsenkirchen gilt unbefristet.