13. März 2019, 15:26 Uhr | Sozialwerk St. Georg e.V.
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Tim Bußmann hat etwas geschafft, von dem viele träumen: Seit dem 1. September 2018 macht der 19-Jährige eine Ausbildung zum Fachpraktiker Küche im Bistro AufSchalke – und ist damit auf dem besten Weg, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Sein Ausbildungsbetrieb ist die INTZeit-Arbeit gGmbH, ein Inklusionsunternehmen des Sozialwerks St. Georg. Der Fachpraktiker Küche, früher als Beikoch bezeichnet, ist eine theoriegeminderte Ausbildung für Menschen mit Behinderung.
Darum, dass der ehemalige Förderschüler seine beruflichen Ambitionen auch auf seinem weiteren Weg verwirklichen kann, kümmert sich seit kurzem Linda Wuttke, Projektleiterin des „Zentrums für ambulante betriebliche Inklusion“ – kurz zabi. Ziel des neuen Dienstes der INTZeit-Arbeit gGmbH ist es, die beruflichen Chancen von Menschen mit Assistenzbedarf in Gelsenkirchen zu verbessern. „Herr Bußmann kann sich an mich wenden, wenn er im Rahmen seiner Ausbildung Unterstützung brauchen sollte oder sich nach Abschluss seiner Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt orientieren möchte“, so Wuttke. „In diesem Fall würde ich ihm bei Bewerbungen zur Seite stehen und Kontakte zu anderen Firmen vermitteln.“
Wege in Betriebe des allgemeinen Arbeitsmarktes zu ebnen ist die zentrale Aufgabe des neuen Dienstes. Die Zielgruppen sind dabei vielseitig, wie Wolfgang Meyer, Vorstandssprecher des Sozialwerks St. Georg, erklärt: „Das Angebot bezieht sich nicht nur auf Klientinnen und Klienten des Sozialwerks und seiner Tochterfirmen, sondern ist offen für den Sozialraum Gelsenkirchen.“ Im Fokus stünden Personen, die noch keinen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt gefunden hätten und nicht hinlänglich durch andere Angebote erreicht würden.
Eine Lücke im System also, für die zabi künftig Lösungen anbieten wird. „Es begegnen uns immer wieder Menschen, die durchs Raster fallen“, erklärt Linda Wuttke. Als Beispiel nennt die Projektleiterin Personen mit sozialen Schwierigkeiten, psychischen Erkrankungen oder einer Autismus-Spektrums-Störung. Für diese Zielgruppen bietet zabi den Vorteil, dass keine formalen Zugangskriterien, wie beispielweise ein festgestellter „Grad der Behinderung“, erforderlich sind.
„Wir sind der Ansicht, dass es mit der entsprechenden Unterstützung gelingen kann, auch diesen Zielgruppen die ihnen zustehende Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen“, betont Thomas Grigo. Der Geschäftsführer der INTZeit-Arbeit gGmbH bedankt sich in diesem Zusammenhang ausdrücklich bei den drei Fördermittelgebern, der Aktion Mensch, der RAG-Stiftung und der RheinLand Versicherungsgruppe: „Durch Ihre Unterstützung wird es möglich Maßnahmen zu entwickeln, um Menschen die Chance zu geben, ihre individuellen Stärken einzusetzen, weiterzuentwickeln und auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“
Und so legt zabi sein Augenmerk derzeit vor allem auf den Ausbau des eigenen Netzwerks. Bereits vorhandene Kontakte des Sozialwerks zu Betrieben und weiteren Netzwerkpartnern wie der Stadt Gelsenkirchen, der Agentur für Arbeit und dem Integrationscenter für Arbeit werden gezielt weiterentwickelt. Auf diese Weise soll es gelingen, Praktika und Hospitationen zu vermitteln, mit dem Ziel, einen Arbeitsplatz zu finden, der den individuellen Möglichkeiten des Einzelnen entspricht. Darüber hinaus werden Beschäftigungsnischen aufgespürt und entsprechende niederschwellige Qualifizierungsmöglichkeiten konzipiert. „Ein Beispiel ist in diesem Zusammenhang der Alltagshelfer“, erklärt Wuttke. „Aufgrund des demografischen Wandels werden diese immer mehr gebraucht, um zum Beispiel mit alten Menschen spazieren zu gehen, Besorgungen zu machen oder gemeinsam zu kochen.“ Praxisnah würde die Qualifizierung dann direkt am Einsatzort stattfinden, beispielweise in den Wohneinrichtungen am Schacht Bismarck.
Zudem plant zabi ein Bildungsangebot zum Handwerksgehilfen. Dabei sollen handwerkliche Grundfertigkeiten vermittelt werden, so dass die so Qualifizierten in der Lage sind, Handwerkern aus ganz verschiedenen Bereichen zur Hand zu gehen. Hier bietet die INTZeit-Arbeit durch ihren breit aufstellten Dienstleistungssektor verschiedene Möglichkeiten sich praktisch auszuprobieren und erste Erfahrungen zu sammeln.
„Egal, in welcher Richtung wir unterstützen – alles was wir tun, soll immer den Wünschen, Fähigkeiten und der gegenwärtigen Lebenssituation des Einzelnen entsprechen“, so Linda Wuttke über das Vorgehen von zabi. „Wir verstehen uns als Schnittstelle zwischen den Klienten und den Betrieben, ermitteln gemeinsam persönliche Stärken und Zukunftsideen und kümmern uns eben auch um weitere Qualifizierungen“, erklärt die Projektleiterin.
Aber auch wenn ein junger Mensch wie Tim Bußmann bereits in einem Betrieb gut angekommen ist, ist die Arbeit von zabi nicht beendet: „Wir sind auch weiterhin sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Klienten Ansprechpartner und zur Stelle, wenn es Schwierigkeiten geben sollte“, so Wuttke.
Eine Garantie, die dem jungen Mann ebenso Sicherheit gibt wie die Zusicherung, dass ihm zabi auch am Ende der Ausbildung zur Seite stehen wird. Denn für ihn und viele andere es ist diese Gewissheit, nicht allein zu sein, die ihnen Mut macht, anfängliche Schwierigkeiten zu überwinden und sich für die Verwirklichung ihrer Zukunftsvisionen zu engagieren.