28. Juni 2018, 11:08 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Die Projektpartner des Energielabor Ruhr bei der Auszeichnung durch die KlimaExpo.NRW. Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen/Martin Möller
Rund ein Viertel der Treibhausgasemissionen und gut 35 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland gehen auf Wohngebäude zurück. Hier sind innovative Sanierungskonzepte, die Effizienztechnologien und Erneuerbare Energien einbinden, gefragt. Das ist eine Herausforderung – insbesondere in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet, wo es städteübergreifende historische Quartiere gibt. So auch im nördlichen Ruhrgebiet in Gelsenkirchen und Herten.
Gemeinsam haben die Städte das „Energielabor Ruhr“ ins Leben gerufen. Für das beispielhafte Engagement wurde das Projekt am heutigen Donnerstag, 28. Juni 2018, vom Land NRW geehrt. „Das Projekt zeigt, wie die klimagerechte Entwicklung eines Quartiers gemeinschaftlich umgesetzt und der Wandel zu neuen Energien sowie die Gebäudesanierung als Motor für die Stadtentwicklung genutzt werden können. Ich freue mich daher besonders dieses Musterbeispiel für den Strukturwandel in unsere Leistungsschau aufzunehmen“, so Dr. Heinrich Dornbusch, Geschäftsführer der KlimaExpo.NRW, bei der Urkundenübergabe.
Fred Toplak, Bürgermeister der Stadt Herten, Dr. Thomas Bernhard, Referatsleiter Umwelt der Stadt Gelsenkirchen, und Dr. Babette Nieder, Vorsitzende des Klimabündnisses Gelsenkirchen-Herten e. V., nahmen die offizielle Urkunde zur Aufnahme in die landesweite Leistungsschau für den Klimaschutz entgegen. Bis 2022 präsentiert die KlimaExpo.NRW als Initiative der NRW-Landesregierung in 1.000 Schritten positive Beispiele für den Klimaschutz in und aus Nordrhein-Westfalen. Das Projekt „Energielabor Ruhr“ markiert den 233. Schritt.
Das Quartier rund um das ehemalige Bergwerk Westerholt umfasst eine rund 30 Hektar große Bergwerksfläche genau auf der Stadtgrenze von Gelsenkirchen und Herten, eine ebenso große Kokereifläche in Gelsenkirchen-Hassel, eine brachliegende Zechenbahnstrecke und die anliegende Gartenstadt mit ihren Zechenhaussiedlungen. Projektziel ist es, ein städtebaulich, industriegeschichtlich und baukulturell bedeutendes Gebiet trotz geringer Kaufkraft zu sanieren und klimafreundlich mit Energie zu versorgen. Ziel: Wärmewende mit lokalen Ressourcen.
Die im Rahmen des Projektes bereits umgesetzten und noch angestrebten Maßnahmen sind vielfältig: Ein Teil der Gartenstadt verfügte beispielsweise über keinerlei leitungsgebundene Energieversorgung und wird ausgehend vom Zechengelände an ein Nahwärmenetz angeschlossen, das zurzeit über Grubengas und perspektivisch auch mit Solarthermie versorgt wird. In 60 größeren Zechenhäusern haben die alten Kohleöfen ausgedient. Die Wärmeversorgung erfolgt nun über Niedrigtemperatur-Nahwärme, die von einem Grubengas-Blockheizkraftwerk erzeugt wird. Über 600 Tonnen CO2 werden damit pro Jahr vermieden – und ganz nebenbei verbessert sich auch die Luftqualität. Auch die neu entstehenden Wohn- und Gewerbegebiete auf der Neuen Zeche Westerholt werden eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Energieversorgung erhalten.
Weitere technische Maßnahmen der Energieerzeugung und -speicherung, wie einer großflächigen solarthermischen Anlage und eines Wärmespeichers, sind in der Planung und sollen noch umgesetzt werden. Nach Möglichkeit soll in Zukunft ebenso die Wärme des Grubenwassers genutzt werden. „Diese integrierte Stadtentwicklung ist ein innovatives Gemeinschaftsprojekt und schafft Lebensqualität über Stadt- und Stadtteilgrenzen hinaus. Wir freuen uns, dass wir mit der Aufnahme in die KlimaExpo.NRW eine Bestätigung für unser Projekt erhalten und gleichzeitig auch die Motivation, weiter an zukunftsweisenden Konzepten und Maßnahmen zu arbeiten“, sagt Dr. Babette Nieder, Vorsitzende des Klimabündnisses Gelsenkirchen-Herten e. V.
Um private bauliche und energetische Sanierungen anzuregen, wurde durch die beiden Städte zudem eine Förderrichtlinie mit attraktiven Fördersätzen aufgelegt, um der geringeren Kaufkraft im Quartier zu begegnen. Für jedes eingesparte Kilogramm CO2 pro Quadratmeter pro Jahr gibt es 50 Euro Zuschuss.
Ergänzend dazu flankiert ein umfassendes Beratungsangebot der Kommunen das Förderprogramm – so unterstützt unter anderem ein „Katalog der Möglichkeiten“ als Leitfaden bei der Entscheidungsfindung. Die Maßnahmen ermöglichten bis Juni 2018 die Unterstützung von 370 Maßnahmen in 275 Gebäuden mit einer durchschnittlichen Fördersumme von 4.730 Euro. Dank der eingeführten Förderung konnte so das zwei- bis vierfache an Investitionen in den Privathäusern und zusätzliche Investitionen durch die Energieversorger, eine Wohnungsbaugesellschaft und benachbarte Vermieter und Gewerbetreibende ausgelöst werden. Jährlich werden so bereits 2.000 Tonnen CO2 eingespart. „Es ist von großer Bedeutung, dass unsere Städte an neue Strukturen und Technologien angepasst werden, um sie fit für die Zukunft zu machen. Stadtentwicklung kann dabei nicht an Stadtgrenzen Halt machen“, so Fred Toplak, Bürgermeister der Stadt Herten. „Wir sind stolz, dass mit dem Projekt gezeigt wird, wie die Zusammenarbeit gelingen und erfolgreich dazu beitragen kann, Siedlungen und Gebäude in ihrem Charakter zu erhalten und dabei auch energetisch zukunftsweisend zu modernisieren“, ergänzt Dr. Thomas Bernhard, Referatsleiter Umwelt der Stadt Gelsenkirchen, die Dankesworte an das Projekt.