04. April 2014, 20:30 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
- Es gilt das gesprochene Wort -
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde des Gelsenkirchener Sports,
seien Sie herzlich willkommen zur ersten Sportlerehrung im neuen Hans-Sachs-Haus! Schön, dass Sie dabei sind – bei der einen großen Veranstaltung im Laufe des Gelsenkirchener Sportjahres, bei der weder Spikes noch Stollen gefragt sind. Bei der niemand in kurzen Hosen, mit Schläger oder Schwimmbrille auflaufen muss. Und vermutlich auch keiner außer Atem gerät – was ich jetzt möglicherweise ein wenig leichtfertig behaupte, weil ich den Tänzerinnen und Tänzern einfach mal abnehme, dass ihre Vorführung genauso leicht und mühelos war, wie sie aussah…
Heute sind Sie, sind die Gelsenkirchener Sportlerinnen und Sportler Gäste von Stadt und Gelsensport. Und weil es um längst vollbrachte sportliche Leistungen geht, dürfen Sie sich alle gelassen zurücklehnen. 2013 liegt ein gutes Quartal zurück, wir haben genug Zeit verstreichen lassen, um die Auftritte aus dem Vorjahr bewerten zu können. Die Jury hat inzwischen getagt, abgewogen und entschieden – so dass wir nun die Protagonisten des Gelsenkirchener Sports feiern können. Frauen und Männer, die sich 2013 mit ihren Leistungen hervorgetan haben, aber genauso mit ihrer Haltung, ihrem Elan und Begeisterung.
Vielleicht sollte ich es sogar besser so sagen: Die sich ganz besonders durch ihre Haltung, ihren Elan und ihre Begeisterung hervorgetan haben. Denn die Sportlerehrung ist ja kein Wettbewerb, bei dem Leistung und Leistung, Erfolg und Erfolg mit Anspruch auf Objektivität gegeneinander abgewogen wird. Bei so vielen unterschiedlichen Sportarten, bei Einzel- und Mannschaftssportlern hätte das wenig Sinn.
Nein, es gab keinen Wettkampf, die Entscheidung lag nicht auf dem Platz, auf der Strecke, im Becken. Sie lag bei einer Jury, die letztlich – ganz im Unterschied zu den Stadtsportmünzen, wo die Kriterien für Gold, Silber und Bronze sehr klar definiert sind – nach subjektiven Gesichtspunkten entschied. Und dafür spricht ja auch vieles. Denn der Zauber des Sports besteht ja doch noch immer in den außergewöhnlichen Momenten und kleinen Zufällen. Selbst wenn wir ihnen mit Trainings- und Ernährungsplänen, mit Datenanalyse und Stoppuhr auf den Leib rücken. Aber dieser Zauber lässt sich nicht vertreiben, er zeigt sich beispielweise in dem Augenblick, wenn der Ball auf dem Netz tanzt und sich überlegt, auf welche Seite er nun fällt. Oder wenn man beim Aufwärmen spürt: Ja, heute habe ich richtig gute Beine, gute Arme! Wenn das Zusammenspiel des ganzen Teams plötzlich ineinandergreift und alle merken: Heute ist viel mehr drin, als wir gedacht hatten!
Sport ist ja immer eine gesellschaftliche Projektionsfläche. Wir sehen im Geschehen in der Halle, auf dem Rasen- wie Ascheplatz immer etwas von uns selbst. Wir fiebern mit dem Underdog, weil sein Sieg uns den Glauben schenkt, dass es am Ende jeder schaffen kann – nicht nur der Platzhirsch, nicht nur der besonders Talentierte oder der Verein mit den potentesten Sponsoren. Und es lässt uns nicht kalt, wenn jemand nach einer langwierigen Verletzung wieder zurückkehrt – weil wir alle wissen oder uns zumindest vorstellen können, wie bitter es ist, ausgerechnet bei dem ausgebremst zu werden, was man mit so viel Leidenschaft betreibt. Weil wir ahnen, wie befreiend es ist, sich nach langer Zeit wieder unbeschwert bewegen zu können.
Und so haben wir in diesem Jahr einen Sportler des Jahres, einen noch sehr jungen Mann, Lukas Hermeler, der aus Verletzungsgründen fast das ganze Sportjahr 2012 verloren hat. Und das in dem kritischen Alter, in dem ja nicht wenige Leistungsschwimmer langsam ihren Enthusiasmus einbüßen. Aber Lukas Hermeler von der Startgemeinschaft Schwimmen Gelsenkirchen hat sich durchgebissen, hat die Verletzung auskuriert und wieder seine Form gefunden, was er unter anderem bei den Deutschen Meisterschaften unter Beweis stellte.
Ihm zur Seite steht als Sportlerin des Jahres eine junge Frau, die er sehr gut kennt – es ist eine Schwimmerin, die im vergangenen Jahr bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften gegen die besten des Landes antrat und dabei Gold, Silber und Bronze holte – es ist Judith Hermeler, seine Schwester. Auch sie gehört zur Startgemeinschaft Schwimmen Gelsenkirchen, wo sie unter anderem als Mannschaftssprecherin in Erscheinung tritt. Sie durchbricht die Isolation des Schwimmens, die Einsamkeit des Kachelzählens – in dem sie Schwimmen als Mannschaftssport betreibt.
Und so wie es eine doppelte Auszeichnung für die Schwimmerinnen und Schwimmern gibt, so verhält sich das auch beim Fußball. Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten beobachten dürfen, wie sich im bekanntesten Gelsenkirchener Sportverein junge Spieler durchgesetzt haben. Sieben, acht Spieler aus der eigenen Jugend standen zeitweise in der Bundesliga oder der Champions League auf dem Rasen und führten vor, wie gut die Jugendarbeit in unserer Stadt ist, wie viel Talent die jungen Gelsenkirchener haben. Einer dieser jungen Spieler, Max Meyer, der sogar noch das Trikot der Schalker A-Jugend tragen könnte, wird darum neben Lukas Hermeler ebenfalls als Sportler des Jahres geehrt.
Doch der Fußball, der lebt keineswegs nicht nur im professionellen Umfeld, er ist genauso in den unteren Klassen zu Hause. Auch der Hartplatz hat seine Helden und Heldengeschichten, seine Erfolge und Erfolgsgeschichten, und eine Erfolgsgeschichte ist die des SV Horst Emscher 08, die in der Tat an keinen Aufsehen erregenden Meisterschaften teilgenommen hat, die aber Mannschaftsgeist bewiesen hat, und mehrfach aufgestiegen sind, als Aufsteiger in der Landesliga Herbstmeister geworden sind und nach und nach vielleicht in die Fußstapfen der früheren Emscher-Husaren treten.
Und all das, all diese Erfolgsgeschichten, ob sie nun gradlinig vonstatten gingen oder gewunden, mit Rückschlägen und neuerlichen Höhepunkten – all diese Sportgeschichten wären niemals möglich ohne die ehrenamtlichen Unterstützer, ohne die Trainer, Betreuer, Fahrer; ohne die Frauen und Männer, die junge Sportlerinnen und Sportler ausbilden und immer weiter ermutigen. Wir haben da viele verdiente Persönlichkeiten in unserer Sportstadt, auszeichnen können wir aber nur einen – in diesem Jahr gilt die Wahl Gerd Peine, dem Vorstand der Leichtathletik-Abteilung von Schalke 04. Ihm wie den anderen Preisträgern gratuliere ich sehr herzlich, Ihnen allen wünsche ich heute einen schönen Abend, uns allen einen spannenden Sportsommer – und allen Athletinnen und Athleten eine verletzungsfreie Saison! Glück auf!