28. Juni 2021, 10:25 Uhr | Institut Arbeit und Technik (IAT)
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Wie digitale Technik die Bereiche Pflege und Quartiersentwicklung unterstützen und digitale Kompetenzen, vor allem bei Älteren und Pflegebedürftigen, aufgebaut werden können, hat das Projekt DigiQuartier über drei Jahre im Kreis Recklinghausen untersucht. In den Modellquartieren wurden u. a. Digital-Treffs, die Bücherei der digitalen Dinge, eine Technikdatenbank und weitere digitale Werkzeuge für die Quartiersarbeit entwickelt und umgesetzt. Über 130 Teilnehmende beteiligten sich am Online-Kongress (22.06.2021) mit regem Austausch über Projekterfahrungen und neue Ideen, „was sich so machen lässt“.
Das Projekt wird vom NRW-Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie gefördert und vom Institut Arbeit und Technik (IAT/ Westfälische Hochschule) und dem Rhein Ruhr Institut für Sozialforschung und Politikberatung (RISP) wissenschaftlich begleitet. Dr. Peter Enste und Michael Cirkel vom IAT präsentierten wissenschaftliche Befunde aus drei Jahren DigiQuartier.
Michael Cirkel vom IAT erläuterte die unterschiedlichen Herangehensweisen, um Ältere und Digitalisierung zusammenzubringen. Der einfache Weg, der eher „Wüstenerfahrungen“ vermittelt, führe kaum zum Erfolg und verstärke mit Sprüchen wie: „Ihr müsst lernen mit digitalen Geräten umzugehen, sonst kommt ihr ins Heim“ die Entfremdungserfahrung gegenüber digitalen Anwendungen. Sinnvoller, aber auch schwieriger ist es, die Bedingungen für „Oasenerfahrungen“ herzustellen: Positive Erfahrungen erzeugen, Sinn und Nutzen vermitteln, Selbstwirksamkeitserfahrungen erzeugen, soziale Ebene einbeziehen. Die älteren Menschen lernen „Anderen geht es genauso. Wir helfen uns gegenseitig. Fehler sind kein Problem. Wir lernen ohne Zwang, in Gemeinschaft“.
Dr. Peter Enste ging auf den Nutzen digitaler Technologien für das Alter ein. Denn „technikfeindlich“ sei die ältere Generation keineswegs. 52 Prozent der Menschen im Alter 70+ nutzen das Internet, auch hochaltrige Frauen haben beim Wäschewaschen schon seit Jahrzehnten die Erfahrung gemacht, dass Technik hilft – mehr Zeit für sich selbst bei weniger Körperkraft. „Technik muss einen erkennbaren Nutzen für den/die Anwender*in haben. Sie muss einfach zu bedienen sein. Sie muss bezahlbar sein“, so Enste. Das gilt auch für digitale Technologien, die – nicht nur in der eigenen Wohnung, sondern auch in der Umgebung und darüber hinaus – die Aktivitäten des täglichen Lebens erleichtern und unterstützen können – von Mobilität bis zur Ernährung und Gesundheit.