08. Januar 2021, 09:36 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Diese Meldung ist vom 08. Januar 2021, 09:36 Uhr. Gegebenenfalls sind einzelne Inhalte oder der gesamte Artikel nicht mehr aktuell. Für aktuelle Meldungen der Stadt Gelsenkirchen klicken Sie bitte auf https://www.gelsenkirchen.de/aktuelles
Zeugen eines Unfalls (01), 2020, Still, Video, Loop, Farbe. Bildrechte: Johanna Terhechte
Auch wenn das Kunstmuseum Gelsenkirchen derzeit coronabedingt geschlossen ist: Das „Gästezimmer“ auf dem Museumsvorplatz an der Horster Straße 5-7 ist weiterhin zugänglich und zeigt aktuelle Positionen der Video-Kunst. Derzeit ist hier eine Videoarbeit der gebürtigen Berlinerin Johanna Terhechte zu sehen.
Die Künstlerin Johanna Terhechte erfasst mit ihrer Videoarbeit „Zeugen eines Unfalls (01)“ sehr anschaulich einen Augenblick des Wartens – jede und jeder kennt die Situation des unfreiwilligen Nicht-Weiterkönnens und Gestoppt-Seins im Straßenverkehr. Wir sehen in dem Video nur einen schmalen Ausschnitt der Gesamtsituation, den Blick durch eine Fahrertür auf den Arm und die Hände der Wartenden, und doch kann man sich sofort hineindenken und -fühlen. Ungewissheit, wann geht es weiter - Ungeduld, da man nicht ohne Ziel oder Termin unterwegs ist – Hoffnung, es wird doch nicht so schlimm sein, oder – Nichtstun, gezwungenermaßen und absolut ungewohnt – Erwartung …
Diese Empfindungen lassen sich auf die derzeitige, vom „Lockdown“ dominierte Situation übertragen: Auch ohne Baustelle, Unfall und Stau stecken wir momentan unfreiwillig fest, wissen nicht, wann und vor allem wie geht es weiter, können wir wieder „normal“ losstarten. Sorgenvoll und hoffnungsvoll zugleich fahren wir auf Sicht.
Wer mag, kann nun vom Museumsplatz aus (ganz coronaregelkonform) einen Blick in das Gästezimmer des Kunstmuseums Gelsenkirchen werfen und einen Moment des Nichtstuns innehalten.
In ihrer 1-Kanal-Video-Installation „Zeugen eines Unfalls (01)“ setzt Johanna Terhechte wartende Autofahrerinnen und Fahrer als Protagonisten in Szene: Das unfreiwillige Innehalten und die gestikulierenden Hände der Personen choreographiert sie zu einem humorvollen Spiel mit den Kategorien des Nichtstuns. Was geschehen sein könnte, bleibt nur angedeutet und spielt sich außerhalb des Sichtbaren ab. Der Sound ist nur unterdrückt wahrnehmbar und bindet so auch die Ausstellungsituation und Umgebung mit ein.
Das Gästezimmer des Kunstmuseums Gelsenkirchen ist ein kleiner Raum am Vorplatz des Hauses, der von außen gerade während der coronabedingten Schließzeit einzusehen ist. Der Zugang ist offen und kostenfrei. Mit Johanna Terhechtes Werk aus dem Jahr 2020 wird im Gästezimmer zum neunten Mal eine Videoarbeit präsentiert.
Das Video ist bis zum 28. März 2021 zu sehen.