28. Januar 2020, 15:32 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Vor wenigen Tagen ist der Kölner Architekt Gottfried Böhm 100 Jahre alt geworden. Auch in Gelsenkirchen hat der gebürtige Offenbacher, Sohn des angesehenen Kirchenbaumeisters (und Baumeistersohns) Dominikus Böhm (1880–1955), seine Spuren hinterlassen: Mit dem Pfarrzentrum St. Thomas Morus am Holtkamp in Ückendorf. Fast zeitgleich mit dem Bau seiner berühmten Wallfahrtskirche »Maria Königin des Friedens« in Neviges entwarf der gelernte Bildhauer Gottfried Böhm von 1962 bis 1966 den markanten Gebäudekomplex für die katholische St. Thomas Morus-Gemeinde im Stadtsüden, der neben einer Kirche auch Gemeinderäume, Tagesstätten und Wohnungen umfasst. Der heute weithin sichtbare Backsteinturm wurde – ebenso wie eine Altentagesstätte - erst in den 1970er Jahren unter Leitung von Hans Nolte nach Plänen von Gottfried Böhm konzipiert und hinzugefügt.
Licht und Schatten spielten im Architekturwerk von Gottfried Böhm eine große Rolle, das wird auch bei seinem Ückendorfer Baukomplex sichtbar, der in seinem Herzstück einen Innenhof beheimatet. Um diesen herum ließ Böhm aus unterschiedlich versetzten Backstein-Kuben Gebäudeelemente entstehen. Der eigentliche Kirchenraum wurde dabei so konzipiert, dass Licht von oben in den Kirchenraum scheint – über einen Lichtschacht aus Sichtbeton wird das Außenlicht zielgerichtet auf den Chorbereich gelenkt.
Gottfried Böhm wählte für den Innen- und den Außenbereich des Gebäudekomplexes roten Backstein, und weicht damit von seinem heutigen Markenzeichen, dem alles dominierendem Sichtbeton, der seinerzeit als modern und fortschrittlich galt, deutlich ab. So erinnert der Bau von St. Thomas Morus mit seinen Elementen bis heute eher an Backsteinexpressionismus als an den Brutalismus, mit dem Pritzker-Preisträger Gottfried Böhm sich einen Namen in der Architekturwelt schuf. In Ückendorf fügen sich die Elemente Backstein und Beton jedoch zu einem beeindruckenden Ganzen zusammen, der Kirchenbau wirkt bis heute richtungsweisend und zeitgemäß.
Es wurde zudem auf eine sparsame Ausstattung des Gotteshauses geachtet. Bemerkenswert sind jedoch das große Portalfenster der Marienthaler Künstlerin Hildegard Bienen mit dem Rahmenthema „Vollendung der Welt in der himmlischen Herrlichkeit" und der markante Flügelaltar. Der Glockenturm der Kirche, dessen Grundstein erst viel später, am 1. Mai 1977, gelegt wurde, wurde angrenzend an den Gebäudekomplex errichtet und ragt wie ein spitzer Pfeil in die Luft. Gelsenkirchen erinnert sich in diesen Tagen an den 100. Geburtstag des Erbauers dieses architektonischen Schmuckstückes in Ückendorf.
Die St.Thomas-Morus-Kirche findet sich auch im Bildband „Hütten und Paläste: Baukultur in Gelsenkirchen“, der von der Stadt Gelsenkirchen gemeinsam mit den Architektenverbänden der Region herausgegeben wird und für 25 Euro in der Stadt- und Touristinformation im Hans-Sachs-Haus erhältlich ist.