17. August 2018, 11:36 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Michael Em Walter (künstlerischer Leiter von "Musik erzählt...." und Wiltrud Apfeld (Leiterin Kulturraum "die flora"). Bildrechte: Gerd Kaemper
Am Sonntag, 2. September 2018 findet im Kulturraum „die flora“ (Florastraße 26, 45879 Gelsenkirchen) das Auftaktkonzert zur diesjährigen Kammerkonzertreihe statt. Zugleich wird zum ersten Mal der „neue“ Konzertflügel der Firma Kawai (1981) erklingen. Stadträtin Annette Berg, Vorstand für Kultur, wird ein Grußwort sprechen.
In diesem Jahr wird die Musik von der „Freiheit“ erzählen und ein musikalisches Angebot machen, das die Kunst eingebettet sieht in gesamtgesellschaftliche Fragestellungen. Denn was wäre wichtiger, als sich im Jahr 2018 mit dem selbst in zahlreichen Demokratien der so genannten westlichen Welt augenscheinlich bedrohten Wert der „Freiheit“ zu befassen? Wie in den Jahren zuvor ist der Gelsenkirchener Komponist Michael Em Walter erneut künstlerischer Leiter der Reihe. Er wird zu den Konzerten jeweils eine Einführung geben. Die weiteren Konzerte folgen an den Sonntagen 7. Oktober und 4. November 2018, ebenfalls um 17 Uhr. Veranstalter ist der Kulturraum „die flora“.
Das Auftaktkonzert wird durch den renommierten Pianisten Rainer Maria Klaas aus Recklinghausen gestaltet, der bei der Auswahl des Flügels beraten hat. Es ist bestimmt durch einen musikinhärenten Begriff von Freiheit, dem der musikalischen Besetzung. Dieser wird erfahrbar, wenn Yukinobu Ishikawa (Schlagwerk) und Rainer Maria Klaas (Klavier) eine Besetzung in den Vordergrund rücken, die sich erst im Laufe des 20. Jahrhunderts einigermaßen konstituierte und völlig zu Unrecht ein Nischendasein im Konzertbetrieb führt. Die beiden Musiker werden speziell für diese Besetzung geschriebene Werke – wie beispielsweise „Duell (tt)“ (1998) für Marimba und Klavier von Ulrich Schultheiß oder eine Uraufführung für Klavier solo des jungen Gelsenkirchener Komponisten Marc L. Vogler – ebenso spielen wie Bearbeitungen aus dem Bereich des klassisch-romantischen Repertoires. So gesellt sich die Ungarische Rhapsodie von Franz Liszt (1847) zur Komposition für Bodypercussion von Cie Kahlua (2012). Im Zusammenspiel mit dem Schlagwerker Yukinobu Ishikawa wird das Konzert zu einem besonderen Ereignis. Klavier und vielfältiges Schlagwerk (u. a. Marimba) schaffen mit dem perkussiven Element ganz neue Hörerlebnisse.
Einen besonderen Höhepunkt bietet das Konzert am 7. Oktober 2018, das thematisch und musikalisch für das Thema Freiheit auch in gesellschaftlicher Perspektive ausgesprochen aussagekräftig ist und die politische Freiheit explizit in den Blickpunkt rückt. Den Abend bestreitet das El Cimarrón Ensemble mit Hans Werner Henzes Rezital „El Cimarrón“, in dem die Geschichte des entlaufenen Sklaven Montejo erzählt wird. Das Rezital entstand in den Jahren 1969-1970, als Henze in Kuba lebte. Es basiert auf den mündlichen Aussagen des früheren Sklaven Montejo, die dieser 1963 gegenüber dem kubanischen Schriftsteller Miguel Barnet machte. Montejo war der Sklaverei entflohen und wurde so „El Cimarrón“ („Der Wilde“). Das Libretto schrieb Hans Magnus Enzensberger. Das Stück gilt heute als eines der wichtigsten Werke einer politisch engagierten Musik und ist ein Meilenstein im Schaffen Hans Werner Henzes. Das ausführende Ensemble widmet sich seit Jahren dem Werk des Komponisten und hat es bei zahlreichen Gastspielen in ganz Europa und den USA aufgeführt. Und zum ersten Mal wird in der flora-Konzertreihe ein Stück in einer Inszenierung gezeigt. Ausführende sind: Robert Koller, Bassbariton; David Gruber, Flöte; Christina Schorn, Gitarre; Ivan Mancinelli, Schlagwerk; Michael Kerstan, Künstlerische Leitung und Inszenierung.
Für das Abschlusskonzert am 4. November 2018 konnte mit dem „Ensemble Unterwegs“ eine Gruppe von vier Frauen gewonnen werden, die Franz Schuberts „Winterreise“ in einer besonderen Bearbeitung für Sopran und Streichtrio präsentieren werden. Der Salzburger Komponist Shane Woodborne arrangierte den Liederzyklus Schuberts eigens für diese einzigartige Besetzung des Ensemble Unterwegs. Der Begriff der „Freiheit“ spiegelt sich hier einerseits in der Idee des Ensembles, ihre Konzerte jenseits ausgetretener Pfade an ungewöhnlichen Orten und in direktem Kontakt zu den Zuhörerinnen und Zuhörern zu spielen. Andererseits bietet Schuberts „Winterreise“, die 24 Gedichte Wilhelm Müllers zur Basis hat, auch jenseits des Bildes vom Wanderer genug Anknüpfungspunkte, um sich dem Begriff der Freiheit auf inhaltlich-konzeptioneller Ebene zu nähern. Zum Ensemble gehören: Barbara Schachtner (Sopran), Annette Walther (Violine), Friederike Imhorst (Viola) und Anna Betzl-Reitmeier (Cello).
Die Konzerte beginnen jeweils um 17 Uhr, Einlass ist ab 16.30 Uhr. Der Eintritt beträgt 14 Euro, ermäßigt 10 Euro, die Festivalkarte für alle drei Konzerte kostet 30 Euro, ermäßigt 24 Euro (Ermäßigung für Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende sowie Inhaberinnen und Inhaber von GE-Pass oder Ehrenamtskarte; Begleitpersonen von Schwerbehinderten haben freien Eintritt). Vorverkauf: Stadt- und Tourist-Info im Hans-Sachs-Haus, Ebertstr. 11, 45879 Gelsenkirchen; Kartenreservierung und Info: (0209) 169-9105.