22. Dezember 2016, 10:40 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Kolumne von Oberbürgermeister Frank Baranowski
Liebe Gelsenkirchenerinnen, liebe Gelsenkirchener!
Als Politiker muss man Antworten geben, dafür werden wir gewählt. Antworten auf schwierige wie weniger schwierige, auf neue wie alte Fragen. Also auch auf die (Journalisten-) Frage, die stets so sicher wie Weihnachten oder Silvester kommt: Wie war denn eigentlich das zu Ende gehende Jahr? War es ein gutes? Oder überwiegt – nach den Ereignissen von Berlin – ein ungutes Gefühl?
Nun, eins ist für mich klar: Um von einem wirklich guten Jahr sprechen zu können, auf das wir gerne zurückschauen, dafür ist 2016 einfach zu viel Unerfreuliches passiert. Wenn Kriege wie in Syrien und dem Irak geführt und nicht beendet werden, wenn in Deutschland Menschen durch eine Gewalttat auf einem Weihnachtsmarkt ums Leben kommen – dann kann man nicht von einem guten Jahr sprechen. Beim besten Willen nicht.
Aber Schreckensbilder aus dem Fernsehen sind das eine. Das andere ist, dass wir alle 2016 auch sehr viele wunderbare und glückliche Momente erlebt haben, egal ob wir uns jetzt spontan daran erinnern – oder ob wir erst ein bisschen brauchen, bis eine lebhafte Erinnerung an den Sommer wieder da ist. Vor allem haben 2016 sehr viele Menschen genau das Richtige getan, haben schöne Dinge geschaffen, haben sich um ihre Familie und Freunde gekümmert, um Nachbarn und sogar sehr oft um Menschen, die sie kurz zuvor gar nicht kannten. Auch das gehört mit dazu und darf meiner Meinung nach in keinem Jahresrückblick fehlen: Das ehrenamtliche Engagement der Menschen füreinander hat 2016 auch in unserer Stadt eine neue Sichtbarkeit erlangt.
Ja, es ist ein von Gegensätzen geprägtes und auch merkwürdiges Jahr, das gerade zu Ende geht. Merkwürdig war in meinen Augen, dass sich sehr viele Diskussionen im Laufe des Jahres um Geschehnisse des Vorjahres drehten: Die große Zahl an Flüchtlingen kam ja bereits 2015 nach Deutschland, nicht erst 2016. Für mich als Oberbürgermeister war 2016 ein Jahr, das sich deshalb deutlich von 2015 unterschieden hat. Wir haben tragfähige Strukturen aufgebaut für die Unterbringung der Flüchtlinge, für die ausländerrechtliche Bearbeitung und auch für die Integration. Nach einer unruhigen Anfangsphase haben wir die Situation in den Griff bekommen, die Stadtverwaltung hat ihre Stärken ausgespielt, es gab in Gelsenkirchen keine gesellschaftlichen Verwerfungen – und das ist ganz sicher ein Erfolg.
Vor allem aber haben wir 2016 nach vorne geschaut und für eine gute Zukunft gearbeitet, etwa mit vielen Investitionen in die Stadterneuerung. Und fast jeden Monat gab es positive Meldungen über neue Ansiedlungen und Betriebserweiterungen. Den langfristigen Trend, pro Jahr mehr als 1.000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu schaffen, dürften wir auch 2016 fortgesetzt haben, trotz einzelner schlechter Nachrichten. Hinzu kommen wichtige Weichenstellungen, gerade bei dem Zukunftsthema Nummer 1, der Digitalisierung: Wir haben freies W-Lan in unseren beiden Stadtzentren und an vielen anderen Orten, zudem sind bei uns sämtliche Schulen und Gewerbegebiete ans Glasfasernetz angeschlossen – was derzeit nur wenige Städte von sich sagen können. Diese Leistungen waren sicher auch der Grund, warum der chinesische Technologiekonzern Huawei nach Gelsenkirchen kam – um hier eine Smart City zu errichten.
Es zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Aktivitäten, auch im zurückliegenden Jahr: Wir schaffen und vergrößern das Potenzial für eine gute Zukunft. Mit Mitteln aus dem Kommunalinvestitionsförderungsgesetz und aus dem Landesprogramm „Gute Schule 2020“ verbessern wir weiter die Qualität unserer Bildungseinrichtungen weiter. Und wir arbeiten ja schon länger daran, junge Menschen möglichst gut zu fördern, von Geburt an bis zum Eintritt in den Beruf. Entsprechen ist Gelsenkirchen völlig zu Recht im Spätsommer zum Standort für das NRW-Talentzentrum geworden.
Unserer Aktivitäten aus Stadterneuerung, aus Bildungs- und Wirtschaftspolitik greifen ineinander, etliche verstärken sich gegenseitig, manche entfalten erst mit der Zeit ihre Wirkung. Dabei arbeiten wir nicht für schnelle Erfolge, sondern für langfristige Effekte. Es geht mir um Nachhaltigkeit, nicht nur in der Klima- und Umweltpolitik. Und erfreulicherweise fällt unser Engagement auf: Vor wenigen Wochen war Gelsenkirchen eine von drei deutschen Städten, die nominiert wurden für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Auch wenn wir nicht den Zuschlag bekommen haben, war das ein Erfolg und eine schöne Anerkennung.
In diesem Jahr gehen wir nun mit einer etwas gedämpften Stimmung in die Feiertage. Trotzdem wünsche ich Ihnen allen, dass Sie die Tage genießen, dass Sie sich erholen und schöne Stunden mit Ihrer Familie und anderen Ihnen nahe stehenden Menschen verleben. Kommen Sie gut und gesund ins neue Jahr!
Ihr
Frank Baranowski