07. Dezember 2016, 10:12 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Kolumne von Oberbürgermeister Frank Baranowski
Liebe Gelsenkirchenerinnen, liebe Gelsenkirchener!
„Jobwunder im Ruhrgebiet“: Wer sich für unsere Region einsetzt, wem das Ruhrgebiet lieb und teuer ist, der muss sich über eine solche Überschrift freuen. Das klingt doch gut, oder? Ein bisschen zu gut sogar, finden Sie? Ja, vielleicht schon. Aber richtig ist auch, dass hinter diesen Medien-Berichten eine positive Entwicklung steht, gerade auch in unserer Stadt, die gerne ein bisschen mehr Aufmerksamkeit finden dürfte.
Schauen wir doch zunächst einmal die Zahlen an, die das Statistikamt des Landes für Gelsenkirchen [Link zur PM von IT.NRW] ermittelt und vor kurzem veröffentlicht hat: 2014 waren bei uns 73.504 Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Aussagekräftig wird diese Zahl jedoch erst durch den Vergleich: Noch 2006 waren es lediglich 64.425. Wir haben also im Zeitraum von 2006 bis 2014 insgesamt 9.079 zusätzliche Stellen in Gelsenkirchen geschaffen. Mehr als 1.000 Stellen sind Jahr für Jahr für Jahr dazubekommen.
Auf dem Papier ist das eine enorme Entwicklung. Aber auch in der Realität ist das eine bemerkenswerte Veränderung, zumal ja ausdrücklich von sozialversicherungspflichtigen Stellen die Rede ist, nicht von Minijobs. Von dieser Entwicklung profitieren viele Menschen, nicht nur Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener, weil ja Beschäftigte auch aus der gesamten Region einpendeln. Obwohl andere, sehr wichtige Indikatoren – etwa die Arbeitslosenquote – noch längst nicht so gut sind, wie ich mir das wünsche und Sie sicher auch, dürfen wir da durchaus von einem Erfolg sprechen.
Deutlich wird das vor allem dadurch, dass in manchen Nachbarstädten die Entwicklung wesentlich schwächer vonstatten ging. Statt einem Zuwachs von 14 Prozent wie bei uns mussten manche Städte mit einem viel kleineren Plus leben, teilweise von nicht einmal zwei Prozent. Für mich heißt das: Wir sind nicht bloß Nutznießer eines allgemeinen Trends, sondern können diesen Stellenzuwachs auch auf spezifische Gelsenkirchener Faktoren zurückführen. Unsere gute und geduldige Arbeit für mehr und bessere Arbeit in Gelsenkirchen, mit guten Angeboten an Unternehmen, mit besserer Bildung, mit guter digitaler Ausstattung, mit möglichst engagierter Arbeitsvermittlung – all das zahlt sich auf lange Sicht doch aus. Diese Hartnäckigkeit trägt irgendwann doch Früchte!
Natürlich erleben wir auf diesem Weg immer wieder Rückschläge, zuletzt etwa bei der Wellpappe Gelsenkirchen GmbH. Und wir haben noch immer erhebliche Probleme, diejenigen, die schon länger ohne Arbeit sind, wieder in einen Beruf zu bekommen – selbst wenn es neue Stellen gibt. Das wirkt sich stark auf unsere Arbeitslosenquote aus, das wirkt sich leider auch stark auf die Wahrnehmung vieler Gelsenkirchener von ihrer Stadt aus. Gerade deshalb brauchen wir so dringend zusätzliche Instrumente. Wir brauchen nach wie vor in unserer Stadt einen sozialen Arbeitsmarkt – eine Ausweitung des Arbeitsmarktes für Menschen, die derzeit noch zu weit entfernt von einer richtigen Stelle sind.
Sie haben Recht: Das fordere ich schon seit Jahren, davon spreche ich immer wieder, auch an dieser Stelle. Aber ich werde das aber auch künftig tun. Denn erstens ist das für viele Menschen wirklich wichtig; und zweitens sehen wir: Auf lange Sicht macht sich Hartnäckigkeit eben doch bezahlt.
Ihr
Frank Baranowski