02. November 2016, 13:29 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
GE. Das Aus und die Insolvenz der Wellpappen-Produktion im Werk Gelsenkirchen kamen völlig unerwartet, waren aber offenbar von der Geschäftsführung gut vorbereitetet. So wurden die Mitarbeiter am Brückentag per Boten über die Freistellung benachrichtigt, während gleichzeitig das Mutterunternehmen „Papierfabrik Palm GmbH & Co KG“ alle Hinweise auf den Standort Gelsenkirchen von der eigenen Internetseite löschen ließ.
Frank Baranowski: „Das ist ein unglaubliches und durch nichts zu entschuldigendes Vorgehen. Hier werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie Dinge behandelt, die man einfach beiseite stellen kann und dann im Netz löscht. Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Geschäftsführung nicht den Mumm hat, der Belegschaft die Situation zu erklären und entsprechende Unterlagen vorlegt. Stattdessen wurden noch in der vergangenen Woche Überstunden vereinbart und von einer guten Geschäftslage gesprochen. Auch bei einem Besuch der städtischen Wirtschaftsförderung vor wenigen Tagen wurde noch von einer guten Auftragslage gesprochen.“
Wie ein Hohn muss dann die auf der Internetseite verbreitete Philosophie des Wellpappe Mutterkonzerns „Palm“ klingen. Hier rühmt sich das Unternehmen als modern, menschlich und verantwortungsbewusst und verweist auf ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein für die Zufriedenheit und berufliche Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und verspricht zudem noch vorbildliche Sicherheit (http://www.palm.info/palm/philosophie/).
Frank Baranowski: „Vielleicht hätten die Verantwortlichen besser diese Seite aus dem Internet gelöscht, bevor sie 96 Beschäftigte in Gelsenkirchen digital verschwinden lassen. Nach dem Schließungsbeschluss von Vaillant habe ich gedacht, schlimmer könnte sich ein mittelständisches Familienunternehmen nicht verhalten, aber Palm hat leider gezeigt, es geht doch.“
Die Stadt Gelsenkirchen wird jetzt unmittelbar Kontakt mit den Beschäftigten und der Unternehmensleitung aufnehmen, um die Hintergründe der Insolvenz zu erfahren und mögliche weitere Schritte zu überlegen.