18. März 2016, 12:59 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Liebe Gelsenkirchenerinnen, liebe Gelsenkirchener!
Gelsenkirchen wächst. Und das seit einigen Jahren. Nicht nur durch zuziehende Menschen. Auch die Schere zwischen Geburten und Sterbefällen schließt sich immer mehr. Plötzlich bekommt der Begriff „demografischer Wandel“ eine ganz neue Bedeutung.
Es ist erst einige Jahre her, da haben wir die politischen Diskussionen rund ums Thema „Anpassung an die demografischen Trends“ ganz anders geführt. Da haben wir einen Schrumpfungsdiskurs geführt. Da haben wir über Aufgabe von Schulgebäuden, Rückbau von Infrastruktur oder Abriss von nicht mehr benötigten Wohnimmobilien gesprochen. Noch gar nicht so lange her, aber doch Lichtjahre entfernt.
Heute reden wir plötzlich sehr konkret über den Neubau von Kindertagesstätten, über die Gründung neuer Schulen und denken darüber nach, mit welchen Rahmenplanungen wir die Schaffung neuen und bezahlbaren Wohnraumes in dieser Stadt ermöglichen können. Eine Diskussion unter vollkommen veränderten Vorzeichen. Und dieses Vorzeichen ist erst einmal ein dickes Plus. Nicht nur ein Plus an Einwohnern, das Gelsenkirchen verbuchen kann. Natürlich auch ein Plus an Aufwand und Herausforderungen für Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft mit einer für uns alle vollkommen neuen Situation konfrontiert zu sein und neben kurzfristigem Problemmanagement langfristige Entwicklungsstrategien zu verfolgen. Aber auch ein Plus an Chancen für unsere Stadt. Und ein Plus an Möglichkeiten und Zukunft für alle Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener.
Weil wir nun noch schneller als ohnehin schon gezwungen sind, Einrichtungen, Maßnahmen und Unterstützungsangebote zu entwickeln, die allen zugutekommen, die ihrer bedürfen. Die zahlreichen neuen Kindertagesstätten, die wir in den letzten Jahren gebaut haben und die, die jetzt schon wieder in der Planung sind, die besuchen ja Leon und Sophie ebenso wie Nermin und Omar. Und freuen sich über die erstklassigen neuen Räume und das herausragende Betreuungs- und Förderangebot in Gelsenkirchen.
Wenn wir nicht erst seit gestern, sondern schon seit einiger Zeit über die Gründung neuer Schulen nachdenken, und es ja bereits in den letzten Jahren einige Schulneugründungen gab, dann denken wir auch über Gesamtschulen nach. Und dann sind das Schulen, die dezidiert den Zweck haben, auch Kinder und Jugendliche aus Familien, in denen es bisher nicht selbstverständlich war, dass man Abitur machte, zur Hochschulreife zu bringen. Und dann gibt es in unserer Stadt noch mehr Möglichkeiten, für alle Kinder, das Abitur zu machen: für Jacqueline und Kevin ebenso wie für Ayse und Eugenio. Eben weil wir der Überzeugung sind, dass es in Gelsenkirchen nicht sein darf, dass es von Herkunft, Geldbeutel und Bildungsstand der Eltern abhängt, wie sich ein Kind entwickelt, welche Bildungs- und Zukunftschancen es hat.
Und wenn wir nun die Voraussetzungen für bezahlbaren Wohnraum schaffen, wenn wir weiterhin laut für die Schaffung eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors werben – dann sind das in einer Stadt mit einer Arbeitslosigkeit von 15 Prozent notwendige Maßnahmen, die vielen Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchenern zugutekommen – egal welchen Pass sie haben. Wir reden nicht über Maßnahmen für einzelne Bevölkerungsgruppen, sondern wir reden von Politikansätzen für alle Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener.
Dabei reden wir natürlich vor allem von Maßnahmen für unsere Kinder und Jugendlichen. Die Kinder unserer Stadt, die heute eben Ali und Celine, Jakob und Svetlana, Nuray und Amin, Florin, Valeri und Irina heißen – und allesamt Gelsenkirchener sind. Wenn wir heute – was ein gewaltiger, aber lohnender Kraftakt ist -, gut, schnell, klug und mit geeigneten Maßnahmen auf die in dieser Dynamik extrem fordernde demografische Entwicklung reagieren, wenn wir das gut managen, dann reden wir hier auch von einer enormen Chance für alle Gelsenkirchener. Denn dann reden wir von ganz viel Zukunftspotenzial für unsere Stadt.
Ihr
Frank Baranowski