19. Dezember 2015, 16:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Rede von Oberbürgermeister
Frank Baranowski
- Es gilt das gesprochene Wort -
Meine Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
als Oberbürgermeister dieser Stadt muss ich sagen: Es tut gut, Sie alle, Euch alle heute hier zu sehen. Denn das ist ein starkes Zeichen dafür, dass wir in Gelsenkirchen zusammenstehen, wenn es drauf ankommt. Dass alle Parteien, die Kirchen, die Verbände in dieser Stadt an der Seite von Gewerkschaft und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stehen, wenn es drauf ankommt. Und es kommt im Moment drauf an. Es kommt drauf an, um alle Kräfte zu mobilisieren und der drohenden Werksschließung bei Vaillant etwas entgegen setzen zu können.
Was wir entgegenzusetzen haben, ist eine ganze Menge. Nämlich die Einigkeit einer ganzen Stadt, einer ganzen Stadtgesellschaft, die nicht verstehen kann, dass hier ein Standort, der schwarze Zahlen schreibt, der Innovationsmotor ist für ein ganzes Unternehmen, dass hier ein solcher Standort einfach ohne jegliche ökonomische Notwendigkeit dicht gemacht werden soll. Das können wir nicht verstehen!
Und wir wollen es auch nicht akzeptieren! Und wir werden genau das, so oft es geht und so laut es geht und so deutlich es geht, auch artikulieren!
Aber da ist noch mehr, was hier in Gelsenkirchen dieser Werksschließung entgegensteht. Da ist nämlich vor allem eine motivierte und engagierte Belegschaft, die bereit ist, sich für den Erhalt ihres Werkes einzusetzen. Die gesprächsbereit und konstruktiv ist. Die sich einbringen will bei Lösungsmodellen und Zukunftskonzepten. Und die das auch kann. Die das schon vor 12 Jahren gezeigt hat und seitdem immer wieder. Aber diese Chance muss man ihr geben.
Und ich fordere die Geschäftsleitung von Vaillant auf: Geben Sie Ihrer Belegschaft diese Chance! Vor 12 Jahren ist auf diese Weise nicht nur der Standort Gelsenkirchen gestärkt hervorgegangen, sondern auch das gesamte Unternehmen durch Zukunftstechnologien, durch Innovationen auf Basis erneuerbarer Energien - made in Gelsenkirchen.
Genau diese Innovationen haben dem Unternehmen Vaillant jetzt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis eingebracht. Und genau diese Innovationen werden doch in Zukunft nicht weniger gebraucht, sondern im Gegenteil: Sie werden alternativlos sein!
Es kann doch auch nicht im Interesse des Unternehmens Vaillant sein, die eigene Zukunftsfähigkeit auf diese Weise aufs Spiel zu setzen, indem ausgerechnet der Standort geschlossen wird, der die Zukunftstechnologien produziert, indem ausgerechnet die Leute auf die Straße gesetzt werden, die das Know-How haben, diese Technologien herzustellen. Das, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist alles andere als nachhaltig – es ist zutiefst widersinnig!
Einen Standort zu opfern, der voll im Saft steht, einen Standort zu opfern, der profitabel ist, einen Standort zu opfern, der seine Leistungsfähigkeit so oft unter Beweis gestellt hat, das ist nicht nur grob fahrlässig. Das ist auch unanständig!
Mag ja sein, dass Vaillant in Osteuropa ein paar Euro an den Lohnkosten spart. Aber der Imageschaden, den das Unternehmen riskiert – der wird gewaltig sein. Denn nachhaltig ist so ein Vorgehen eines Unternehmens, das mit dem Qualitätslabel „Made in Germany“ wirbt, nun überhaupt nicht!
Mein Appell an die Unternehmensleitung ist: Sie haben hier in Gelsenkirchen einen starken Standort! Nutzen Sie ihn! Stärken Sie ihn! Im Interesse Ihres Unternehmens und der Region, in der Sie produzieren! Ich kann Ihnen versprechen:
Wenn Sie es tun, haben Sie in uns starke Mitstreiter!
Wir alle in dieser Stadt haben den Kampf um den Standort vor 12 Jahren noch nicht vergessen. Wir wissen noch, wie das geht. Wir alle stehen an der Seite der Vaillant-Beschäftigten, heute und in den nächsten Tagen!
Glück auf!