23. Dezember 2015, 08:57 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Liebe Gelsenkirchenerinnen, liebe Gelsenkirchener!
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber in diesem Jahr muss ich mir ein wenig Mühe geben, um so richtig in Weihnachtsstimmung zu kommen. Dazu tragen zum einen die eher frühlingshaften Temperaturen bei, zum anderen aber auch eine Nachricht, die uns erst vor ein paar Wochen ereilt hat und zu der ich vor wenigen Tagen bei einer Kundgebung deutliche Worte gefunden habe.
Ich meine die drohende Schließung des Vaillant-Werkes an der Emscherstraße. Mit welchen Gefühlen blicken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Werks wohl auf Weihnachten und auf das kommende Jahr? Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Werks, das geschlossen werden soll, obwohl es schwarze Zahlen schreibt.
Ich hoffe und glaube, dass es nicht nur ein skeptischer Blick ist. Denn wieder einmal wurde bei der Kundgebung am 19. Dezember, so kurz vor Weihnachten, etwas deutlich, was uns und unsere Stadt ausmacht: Wenn es darauf ankommt, dann sind wir solidarisch, dann stehen wir zusammen und meistern auch schwierige Situationen. Deshalb ist bei Vaillant das letzte Wort noch nicht gesprochen, da bin ich mir ganz sicher. Das Gefühl nicht alleine da zu stehen, sondern eine ganz Stadt an ihrer Seite zu wissen, das sollten und werden die Vaillant-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die nächsten Tage und in das neue Jahr mitnehmen.
Mich freut es, dass wir in unserer Stadt aber auch Unternehmen haben, die zum Standort Gelsenkirchen stehen und ganz selbstbewusst sagen: Mit uns wird’s was. So ist eine gemeinsame Kampagne der Stadt und von 13 Gelsenkirchener Unternehmen überschrieben, die deutlich macht: Ohne Gelsenkirchen würde Vieles fehlen. Die Stadt und ihre Unternehmen haben jede Menge zu bieten. Mehr als 3.300 Unternehmen aus 27 verschiedenen Branchen entwickeln, fertigen und veredeln am Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen Produkte, die in vielen verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommen. Und das weltweit. Ich finde, das ist etwas, auf das wir Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener stolz sein können. Deshalb ist es richtig, dass wir in diesem Jahr bundesweit in die Offensive gegangen sind und gesagt haben – ich wiederhole mich da gerne: Mit uns wird’s was. Ohne Gelsenkirchen fehlt es an allen Ecken und Enden. Die Stadt und ihre Unternehmen - sie müssen sich wahrlich nicht verstecken.
Es ist beileibe nicht die einzige Erfolgsgeschichte, die Gelsenkirchen zu bieten hat. Wir haben in Gelsenkirchen mit unserer Arbeit für Kinder und Jugendliche Maßstäbe gesetzt. Kein Kind zurücklassen, Bildung als Schlüssel für eine gute Zukunft und zwar unabhängig vom Geldbeutel der Eltern, eine Präventionskette die ihresgleichen sucht, um Eltern, Kinder und Jugendliche zu fördern und zu unterstützen. Und dann das. Fassungslos und bestürzt war ich über die in der ARD-Sendung Monitor Ende April erhobenen Vorwürfe gegen den damaligen Leiter des städtischen Referates Erziehung und Bildung sowie seines Stellvertreters. Neben der persönlichen Enttäuschung hat es mich sehr verärgert, dass innerhalb kürzester Zeit diskreditiert zu sein schien, was über Jahre aufgebaut wurde. Die Verwaltung hat rasch mit der Aufarbeitung begonnen und sich umgehend von den betreffenden Mitarbeitern getrennt. Die politische Aufarbeitung dauert noch an. Sehr beeindruckt und gefreut hat mich, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt reagiert haben. Anstatt in Schockstarre zu verfallen, haben sie weiter beharrlich ihre gute Arbeit fortgesetzt. Auch hier ist er feststellbar, dieser besondere Gelsenkirchener Geist. Auch wenn man uns Knüppel zwischen die Beine wirft, fallen wir nicht. Wir haben in Gelsenkirchen ein gutes Jugendamt in einer Stadt mit besonderen Herausforderungen.
Herausforderungen – die hatte das bald hinter uns liegende Jahr zahlreich parat. Dass Flüchtlinge irgendwann mal ein Thema werden würden, ja, das habe ich schon gedacht. Aber diese Wucht und die damit einhergehende Größe der Aufgabe, waren dann doch überraschend. Die Flüchtlinge, die in den letzten Wochen in Gelsenkirchen Schutz fanden, wurden mit einer außergewöhnlichen Hilfsbereitschaft empfangen. Viele Menschen haben sich für Flüchtlinge und ihre Familien engagiert. Vereine, Kirchengemeinden und Nachbarschaften wurden aktiv, Bürgerinnen und Bürger oder auch Unternehmen haben geholfen. Dieses großartige Engagement zu sehen, das tut einfach gut. Das macht mich ein weiteres Mal stolz auf unser Gelsenkirchen.
Ein bewegtes und bewegendes Jahr geht nun langsam zu Ende. Es ist Zeit innezuhalten, ein paar schöne Tage im Kreise seiner Lieben zu verbringen, Kraft zu tanken, um dann neugierig und optimistisch in das neue Jahr zu starten. Denn auch 2016 werden wir brauchen, was uns Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener schon immer ausgezeichnet hat: Zusammenhalt, Offenheit und Solidarität.
Ich wünsche Ihnen allen schöne Festtage, eine erholsame und angenehme Zeit. Kommen Sie gut in ein möglichst glückliches und gesundes 2016!
Ihr
Frank Baranowski