26. November 2015, 17:47 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Liebe Gelsenkirchenerinnen, liebe Gelsenkirchener!
Mehrere Tage sind inzwischen seit den Anschlägen von Paris vergangen, es wird mit Hochdruck ermittelt, die Medien berichten umfassend. Und doch müssen wir zugeben: Wir sind nicht wirklich schlauer geworden. Die Anschläge sind allenfalls an der Oberfläche zu verstehen. Dass junge Menschen ihr Leben bereitwillig hergeben, um fremde, unschuldige Menschen zu töten – das ist und bleibt verstörend.
Der Terror von Paris war ein Angriff auf die Menschlichkeit und auf unsere freiheitliche Lebensweise, dem wir widerstehen müssen – gerade indem wir beides bewahren. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben den Opfern dieses Angriffs mit einer Schweigeminute im Hans-Sachs-Haus und bei einer Personalversammlung gedacht, die Stadtverordneten im Ratssaal, viele von Ihnen an anderen Orten.
Die Anschläge haben in der öffentlichen Wahrnehmung ein Thema zur Seite geschoben, das dort bislang sehr dominant war und das auch mich Tag für Tag beschäftigt hat. Dabei gehören die beiden Themen „Flucht“ und „Terror“ zumindest in einem Punkt zusammen: Die Ereignisse von Paris haben uns allen sehr deutlich vor Augen geführt, vor welchem Schrecken und welcher Brutalität viele der Menschen fliehen. Ob sie nun aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan zu uns kommen.
Die Anschläge von Paris haben uns abermals deutlich gemacht, was für eine große humanitäre Aufgabe wir in Europa und in Deutschland haben. Und wie alternativlos die Aufnahme von Flüchtlingen letztlich ist, auch wenn die Aufnahme so vieler Menschen eine enorme Herausforderung bedeutet.
Die Integration der Flüchtlinge, die eine Bleibeperspektive bei uns haben, ist keine geringe Aufgabe, und doch ist es eine, die uns gelingen muss. Schon aus Gründen der Menschlichkeit halte ich das für nötig: Wer hier lebt, soll auch die Chance erhalten, zu unserer Gesellschaft beizutragen. Wir wollen aber auch deshalb eine gelingende Integration, weil wir nur zu gut wissen, wie problematisch der Misserfolg wäre. Was eine komplett misslungene Integration in letzter Konsequenz bedeuten kann, das haben wir jetzt in Paris in sehr krasser Form vor Augen geführt bekommen.
Eine gute Aufnahme und eine gelingende Integration benötigen aufnahmefähige Städte und Gemeinden. Sie brauchen engagierte Bürgerinnen und Bürger und handlungsfähige Kommunen. Für das Engagement der Bürgerschaft bin ich dankbar; für das zweite werde ich mich weiter einsetzen. Sonst werden wir irgendwann Ersteres verschleißen und aufs Spiel setzen.
Ihr
Frank Baranowski