10. November 2015, 11:11 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Liebe Gelsenkirchenerinnen, liebe Gelsenkirchener!
Eigentlich liegt es auf der Hand: Besondere Situationen rufen besondere Reaktionen hervor. So erleben wir es jetzt gerade. Zahllose Menschen in ganz Deutschland und bei uns in Gelsenkirchen kümmern sich auf großartige Weise um die ankommenden Flüchtlinge – während zugleich alte wie neue Rechte versuchen, Angst zu schüren und menschenfeindliche Parolen anzubringen. Anlass für uns, ihnen die richtige Antwort zu geben!
Zum Glück stellt sich nicht die Frage, wer in der Mehrheit ist und welche Bilder dominieren. Zum Glück ist das ganz und gar unstrittig. Wir erleben in diesem Herbst, dass die große Mehrheit unserer Gesellschaft das Herz auf dem richtigen Fleck hat. Dass die Menschen in unserem Land (und in unserer Stadt sowieso) wissen, wann Hilfe nötig ist – und dann auch handeln. Wenn also wie jetzt Menschen vor Krieg, Verfolgung und Perspektivlosigkeit geflohen sind und ohne Hab und Gut, ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land ankommen – dann lässt das die wenigsten unter uns kalt. Dann packen die Bürgerinnen und Bürger an. Nicht nur mich beeindruckt und begeistert diese Haltung!
Am liebsten würde man es ignorieren, doch es gibt auch Gegenkräfte, die so gar nicht dazu passen. Die zwar vorgeben, sich kritisch zu äußern, aber denen es überhaupt nicht um praktische Fragen geht. Etwa jenen, die sich Montag für Montag in Dresden zu fremdenfeindlichen Kundgebungen treffen, die im Netz zuhauf menschenverachtende Kommentare posten oder in Talkshows versuchen, angebliche Tabus zu brechen und zulasten von Minderheiten agitieren.
Es beginnt mit Worten und endet mit Taten, hat der Bundesjustizminister jüngst gesagt. Leider stimmt das: Inzwischen ist deutschlandweit eine ganze Reihe von Angriffen auf Flüchtlingsheime zu verzeichnen. Die Mordserie der NSU ist noch nicht so lange her. Und das brutale Attentat auf Henriette Reker, unsere frühere Sozialdezernentin, ein politisch motivierter Mordanschlag ganz in unserer Nähe – das muss uns alle erschüttern.
Es beginnt mit Worten. Darum ist es so wichtig, dass wir die richtigen Widerworte finden – und sie laut genug äußern. Es bleibt auch in Zukunft wichtig, dass wir öffentlich Position gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rassismus beziehen. Dass wir den Rechten keinen Raum bieten, dass wir ihnen klar machen, dass Sie in unserer Gesellschaft und vor allem in unserer Stadt nicht willkommen sind. So, wie uns das zuletzt am 1. Mai in Rotthausen gelungen ist. Und auch der 9. November war ein passender Anlass, ein Statement abzugeben.
Ihr
Frank Baranowski