06. Juni 2015, 18:32 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
- Es gilt das gesprochene Wort -
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
eben noch standen stimmgewaltige Diven hier auf der Bühne – und jetzt habe ich, bevor es gleich in die Pause geht, die schöne Aufgabe, von ganz anderen Stimmen zu berichten. Von Stimmen, die vielleicht für sich alleine nicht ganz so kräftig und schillernd sind, die aber auch sehr wichtig sind – weil sie in der Summe einen starken und unverzichtbaren Chor bilden.
Ja, die Spielzeit 2014/15 neigt sich tatsächlich schon wieder ihrem Ende zu, auch wenn es heute noch einmal eine Premiere gibt. Und darum ist es wieder an der Zeit für ein kleines, für ein spielerisches Zwischenfazit: Die Mitglieder der Theatergemeinde Gelsenkirchen haben darüber abgestimmt, wer sie in den zurückliegenden Monaten auf dieser Bühne – und auf der im Kleinen Haus – am stärksten beeindruckt hat, wer sie am nachhaltigsten verzaubert, am meisten begeistert hat.
Diese Stimmen sind inzwischen ausgezählt, so dass wir heute zum 27. Mal den Publikumspreis der Theatergemeinde Gelsenkirchen vergeben können. Und wie bei jeder Preisverleihung werden dabei natürlich diejenigen im Blickpunkt stehen, die den Preis erhalten. Ganz klar, das ist der Zweck der Veranstaltung. Aber für mich persönlich ist der Publikumspreis auch ein Anlass, um mal wieder den Blick zu wenden. Denn eigentlich sitze ich ja auch immer unten im Parkett und schaue auf die Bühne – jetzt aber sehe ich Sie, das Publikum. Und damit sehe ich Menschen, die ebenfalls ein unverzichtbarer Teil unseres Musiktheaters sind.
Es ist nun einmal so: Es kann keine Preisverleihung geben ohne diejenigen, die den Preis ausgelobt haben und die Gewinner bestimmen. Und es würde auch kein Musiktheater im Revier geben ohne ein neugieriges und anteilnehmendes, kritisches und treues Publikum. All der Aufwand, der hier in diesem Haus betrieben wird, in so vielen Bereichen – mit der Bühnengestaltung, dem Tanz, der Dramaturgie, dem Licht, der Musik, den Stimmen, den Kostümen, mit all den Ideen, die in jede einzelne Inszenierung und Produktion einfließen – der braucht am Ende Sie, der braucht seine Adressaten im Parkett und auf den Rängen!
Zu einem guten Publikum gehören auf der einen Seite neue Gäste, die vielleicht auch den Vergleich zu anderen Häusern ziehen. Dazu gehören aber genauso Stammgäste, die schon viele Inszenierungen gesehen und erlebt haben, die langfristigen Entwicklungen verfolgen, die den Theatermachern mit ihren Abos eine Planungssicherheit geben. Das MiR hat zum Glück eine große Zahl solcher regelmäßiger Besucherinnen und Besucher, und da sind die Mitglieder der Theatergemeinde Gelsenkirchen mit an erster Stelle zu nennen. Zumal die Theatergemeinde ja auch in ganz erheblichem Maße mit dafür sorgt, dass ein Abend im MiR ein Vergnügen ist, das man sich leisten kann, für das man nicht zu tief in die Tasche greifen muss – kurz: dass diese Bühne eine Bühne für alle ist!
Viele von Ihnen haben erlebt, wie in einer anderen Gelsenkirchener Arena die Missstimmung zwischen Publikum und den Protagonisten auf der Bühne über Wochen gewachsen ist – und sich dann beim letzten Heimspiel kundgetan hat. Das war ganz sicher nicht schön, aber darin steckte doch ein Ausdruck von Verbundenheit des Publikums zum Bühnengeschehen, der weit über das hinausgeht, was Konsumenten eigentlich erwarten.
Ich bin froh darüber, dass wir hier im MiR ebenfalls eine starke Verbundenheit haben, die aber einen anderen Ton pflegt. Der Publikumspreis ist ein Ausdruck dieser Verbundenheit, der Dankbarkeit des Publikums gegenüber seinen Künstlern – und darum möchte ich jetzt gerne Herr Petersen, den Vorsitzenden der Theatergemeinde Gelsenkirchen auf die Bühne bitten, damit wir jetzt gleich die beiden Publikumspreise verleihen!