01. Mai 2015, 13:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
- Es gilt das gesprochene Wort -
Lieber Josef Hülsdünker,
liebe Kollegin Hannack,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
ein ganz herzliches Willkommen Ihnen und Euch allen hier in der Gelsenkirchener Innenstadt! Ja, es tut gut, so viele Menschen in der eigenen Stadt zu sehen, die nach wie vor wissen, was wichtig ist. Die wissen, dass Arbeit eine gesellschaftliche Frage ist. Die sich nicht von dem Gerede beirren lassen, der Markt regele schon alles, da ließe sich nichts machen. Und die sich auch nicht von den scheinbar perfekten Arbeitsmarktdaten in Wolfsburg oder Stuttgart suggerieren lassen, das Problem mit der Verteilung und der Gestaltung von Arbeit sei längst gelöst. Nein, das ist es nicht, und darum sage ich: Es ist gut, dass Ihr heute da seid, um auf den elementaren Wert der Arbeit hinzuweisen, auf die Würde der Arbeit und der Arbeitenden!
Die Arbeit der Zukunft gestalten wir: In diesem einfachen Satz – der Losung, die der DGB für die diesjährigen Maikundgebungen ausgerufen hat – da steckt ein Anspruch drin, der im Alltag leider viel zu oft zur Seite gewischt wird, den wir aber nicht aus den Augen verlieren sollten. Es ist der Anspruch auf Mitbestimmung, auf Demokratie auch in der Arbeitswelt. Auf den aufrechten Gang selbst da, wo man sich körperlich ins Zeug legen muss. Es ist der einfache Gedanke: Wer eine Arbeit leistet, der muss auch mitentscheiden, wie diese Arbeit ausgeübt, wie sie gestaltet wird!
Und wie die Arbeit gestaltet wird, wer Belastungen trägt und wie Aufwand vergütet wird – das darf nicht nur davon abhängen, wie viel jemand individuell in Verhandlungen für sich rausholen kann. Darum gibt es Tarifverträge, darum gibt es Mindeststandards, und darum gibt es inzwischen auch den Mindestlohn, für den wir lange geworben haben, immer wieder, auch hier bei den Maikundgebungen. Nicht wenige von uns hat diese wiederkehrende Forderung irgendwann mal genervt, aber sie war richtig und nötig – und erfolgreich. Heute verbessert der Mindestlohn den Lebensstandard von Millionen Menschen in Deutschland – und er verbessert die Lage von tausenden Frauen und Männern mit ihren Familien auch in unserer Stadt!
Die Frage nach der Gestaltung der Arbeit, die stellt sich immer wieder neu. Die Digitalisierung hat unseren Alltag längst verändert, sie hat die Büroarbeit verändert – und nun merken wir, wie sie auch die Industriearbeit umkrempelt. Auch da kommt es darauf an, mitzusprechen und mitzubestimmen – damit nicht nur einige wenige entscheiden, wessen Daten sicher sind, wer von den gewonnenen Freiheiten und Chancen profitiert und wer die neu entstehenden Belastungen zu tragen hat!
Und zur Gestaltung der Arbeit gehört natürlich auch der Anspruch auf eine Arbeit, die niemanden ausgrenzt. Weder Frauen noch Männer, weder Ältere noch Jüngere. Und gerade bei uns in Gelsenkirchen ist dies ein großes Thema: Wir haben in jedem Sommer zu viele Jugendliche, die ohne Ausbildungsstelle dastehen. Wenn wir in unserer Stadt uns so sehr für eine gute Bildung ins Zeug legen, dann muss auch eine gute Berufsausbildung für unsere Jugendlichen dazu gehören. Deshalb appelliere ich ausdrücklich an die Betriebe in unserer Stadt und der Region, hre Verantwortung für junge Menschen und für ihre Zukunft stärker wahrzunehmen!
Meine Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
heute ist der 1. Mai, der Tag, an dem die Arbeit ruht, weil wir uns grundsätzlich mit dem Stellenwert der Arbeit und der Arbeitenden beschäftigen. Seit vielen Jahren und Jahrzehnten schon. Und doch können wir heute nicht nur über Arbeit und Verteilungsfragen reden. Sie und Ihr alle habt gehört, dass heute die Partei „Die Rechte“ einen Demonstrationszug geplant hat, der von Essen aus nach Rotthausen führen soll. Dahinter steht die alte und perfide Taktik der Rechtsextremen, sich an Anlässe und Tage mit einem positiven, einem emanzipatorischen Inhalt dranzuhängen und sie für ihre Zwecke zu missbrauchen. Dahinter steht in diesem Fall außerdem keine demokratische Partei, sondern eine Gruppe von Rechtsextremen. Wir müssen leider zunehmend häufig lesen und hören, was diese Leute in Dortmund so anrichten.
Das sind Leute, die ich in unserer Stadt nicht sehen will, die ich überhaupt nirgendwo in der Öffentlichkeit sehen möchte. Und genau diese Botschaft wollen wir ihnen auch heute Abend übermitteln, mit einer Kundgebung in Rotthausen, ab 19 Uhr auf dem Ernst- Käsemann-Platz am Rotthauser Markt. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie wieder dabei sind, wenn Ihr wieder dabei seid, bei der zweiten großen Kundgebung in unserer Stadt an diesem Tag, die ebenso wichtig ist wie die erste. Denn es ist ganz klar: Wer für eine faire Arbeitswelt ist, wer für einen guten Umgang miteinander eintritt, der kann in seiner Stadt und seiner Region auch keine Rassisten dulden! Lassen Sie es uns diesen Wirrköpfen heute sehr deutlich machen: Nazis sind bei uns nicht erwünscht!
Glück auf!