08. September 2023, 13:02 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
GE. Nachts, wenn es dunkel ist, erwachen die entlegenen Winkel der Stadt zum Leben. Hier wird der Bürgersteig zur Bühne. Was oft verborgen bleibt, hat der Künstler Tobias Zielony in seinen atmosphärischen Nachtfotografien eingefangen. Seine Bilder von jugendlichen Subkulturen und marginalisierter Gruppen, postindustriellen Landschaften und urbanen Realitäten machen ihn zu einem bedeutenden Chronisten der Gegenwart.
In zahlreichen Ländern hat der 1973 in Wuppertal geborene und heute in Berlin lebende Künstler die vielschichtigen Konsequenzen des Strukturwandels dokumentiert. In dessen Schatten ist das Leben hart, steckt aber auch voller Möglichkeiten für eine selbstbestimmte Existenz mit eigenen sozialen Codes jenseits gesellschaftlicher Regulierung.
Mit der Kamera in Gelsenkirchen unterwegs
Im Jahr 2021 hat Tobias Zielony während der Corona-Pandemie auch in Gelsenkirchen fotografiert: Portraits und Momentaufnahmen erzählen die Geschichte eines globalen Ausnahmezustands, der das Leben zum Stillstand brachte. Ansammlungen zumeist junger Menschen zeugen von den Versuchen, in der verordneten Isolation provisorisch Nähe und sozialen Zusammenhalt zu schaffen. Im Kunstmuseum Gelsenkirchen werden die eindrücklichen Bilder erstmals in einer Ausstellung gezeigt, die den Titel „Notes on a Recent Past“ trägt.
Orte der Stadt in Bildern neu entdecken
Zielonys Arbeiten werden sowohl im Museum als auch in seinem unmittelbaren Umfeld präsentiert. Sie laden dazu ein, bekannte Orte der Stadt neu zu entdecken, transportieren aber auch die besondere Nachtatmosphäre nicht näher benannter Umgebungen, die sich aus der Dunkelheit schälen. Dabei beeindruckt die virtuose Lichtführung: Tobias Zielony verstärkt die vor Ort vorhandenen Lichtquellen mit gezielt eingesetzten Leuchtmitteln – und schafft damit eine geradezu lyrische Stimmung in seinen Fotografien.
Videoarbeit entstand im Kunstmuseum
Durch Licht erzeugte optische Phänomene sind auch in einer neuen Videoarbeit von Tobias Zielony ein zentrales Element. Das Video entstand in der kinetischen Sammlung des Kunstmuseums in Gelsenkirchen und vermittelt Zielonys Begeisterung für die frühen Kapitel der Licht- und Bewegungskunst. Auch Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter haben in dem Film einen Auftritt.
Viele kinetische Künstlerinnen und Künstler nutzen in ihren Arbeiten Lichteffekte, die unsere Wahrnehmung beeinflussen. Tobias Zielony treibt dieses Spiel mit dem Licht in seiner vibrierenden Filmsequenz auf die Spitze. Gleichzeitig ist die Ausstellung auch Ausdruck einer Suchbewegung in die tieferliegenden Schichten der eigenen Vergangenheit, denn der Großvater des Künstlers hat in Gelsenkirchen als Bergmann gearbeitet. Die Ausstellung „Notes on a Recent Past“ wird eröffnet am
Samstag, 16. September, um 19 Uhr
im Kunstmuseum Gelsenkirchen
an der Horster Straße 5-7 in 45897 Gelsenkirchen.
Bis Sonntag, 4. Februar 2024, ist die Werkschau von Tobias Zielony dann zu den jeweiligen Öffnungszeiten des Kunstmuseums dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen, der Eintritt ist kostenfrei.
An den Öffnungstagen besteht zwischen 18 und 22 Uhr zudem die Möglichkeit, die Werke des Künstlers durch die Glasfront des Museums von außen zu besichtigen.