22. Dezember 2022, 15:59 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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GE. Mit zwei neuen Angeboten helfen die Stadt Gelsenkirchen und der Gelsenkirchener Caritasverband wohnungslosen Menschen. Im Rahmen einer Landesinitiative wird erstmals ein Projekt für wohnungslose Frauen umgesetzt.
„Während die Landesinitiative ‚Endlich ein ZUHAUSE!‘ wohnungslosen Menschen wieder zu einer Wohnung verhelfen soll, sind die sogenannten Sheltersuits ein Kälteschutz für Menschen, die selbst bei eisigen Temperaturen draußen übernachten. Und dies trotz der in Gelsenkirchen angebotenen Schlafmöglichkeiten“, erläutert Dietmar Klobuschinski, Abteilungsleiter Flüchtlinge und Wohnungslose im Referat Soziales der Stadt Gelsenkirchen.
Die Landesinitiative wird mit Geldern des Europäischen Sozialfonds kofinanziert, um „Kümmerer-Projekte“ zu ermöglichen. „Menschen, die wohnungslos sind oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind, werden Ansprechpersonen zur Seite gestellt, die mit Rat und Tat unterstützen. Sie vermitteln dabei auch zwischen den betroffenen Menschen und Wohnungsunternehmen oder auch Einzelvermietern bei den unterschiedlichsten Problemen“, erklärt Dietmar Klobuschinski.
In Gelsenkirchen kümmert sich seit April im Auftrag der Stadt die Caritas gezielt um Frauen, die wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Bernd Miny ist Teamleiter Wohnungslosenhilfe beim Caritasverband: „Das Projekt Endlich ein Zuhause ist das erste frauenspezifische Projekt innerhalb der hiesigen Wohnungslosenhilfe. Das Ziel der Hilfe ist die Anmietung oder der Erhalt einer Wohnung, aber auch die Abwendung drohender Wohnungslosigkeit, wenn das bestehende Mietverhältnis gefährdet ist.“
Etwa 30 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen ohne feste Wohnung sind Frauen, schätzt der Bundesverband Wohnungslosenhilfe. Doch auf der Straße sind sie kaum sichtbar. „Bei Frauen spricht man von einer verdeckten Wohnungslosigkeit. Sie wollen nicht als wohnungslos identifiziert oder stigmatisiert werden. Sie suchen Unterschlupf bei Freundinnen oder Bekannten, gehen sogenannte Zwangsgemeinschaften ein, um ein Dach über dem Kopf zu haben“, weiß Bernd Miny.
Für das Projekt werden aus Mitteln der Landesinitiative zwei Stellen finanziert, die mit drei Sozialarbeiterinnen besetzt sind. Der städtische Eigenanteil beträgt maximal 48.000 Euro. Samantha Davies und Angelique Schwarzbeck arbeiten im Süden der Stadt, Nina Kapluck kümmert sich um Frauen im Norden der Stadt.
„Bei einem aktuellen Fall konnte ich einer alleinerziehenden Mutter helfen, die mit ihren Kindern in einer Wohnung mit Schimmelbefall lebte, in der nur noch ein Raum nutzbar war. Wir konnten aber eine andere Wohnung finden.“ gibt Samantha Davies einen Einblick in ihre Arbeit. Zu der gehört es auch, wohnungssuchende Frauen zu Wohnungsbesichtigungen zu begleiten. Die Sozialarbeiterin beobachtet derzeit, dass die hohen Energiekosten zu einem Problem werden und es daher zu Mietrückständen und zu Kündigungen kommen kann.
Bislang konnte die Caritas 31 Frauen helfen. Sechs Frauen wurden durch Einzelberatungen unterstützt, bei den anderen Frauen war oder ist die Hilfe über eine längere Zeit nötig. Rund 40 Prozent der unterstützen Frauen haben mindestens ein minderjähriges Kind. Im Schnitt dauert es zwei Monate bis zur Anmietung einer Wohnung.
Eine Soforthilfe für wohnungslose Menschen bietet der Sheltersuit. „Ein Sheltersuit ist eine wind- und wasserdichte Jacke mit Kapuze und eingebautem Schal, die sich durch einen Aufsatz in einen Schlafsack verwandeln lässt. Er besteht aus hochwertigem, atmungsaktivem Zeltstoff“, erklärt Dietmar Klobuschinski. Zum Schutz vor Nässe und Kälte stellt die Stadt Gelsenkirchen obdachlosen Menschen insgesamt 50 dieser besonders kälte- und nässeresistenten Schlafsäcke zur Verfügung. Die Sheltersuits werden vom Caritasverband (Weißes Haus in Buer, Wilhelm Sternemann Haus in der Altstadt), der Diakonie (Regenbogenhaus in Horst), Arzt Mobil und auch vom Verein Warm durch die Nacht ausgegeben. Auch im Männerübernachtungsheim in der Caubstraße und in den Frauenräumen am Nordring gibt es Sheltersuits.
„Rund 300 Euro kostet ein Sheltersuit. Hergestellt wird er von ehemals obdachlosen oder geflüchteten Menschen aus recycelten, gespendeten oder gesammelten Schlafsäcken und Decken von Festivals oder Restprodukten aus der Modebranche“, weiß Dietmar Klobuschinski.
Finanziert wurden die Sheltersuits aus einem an die Stadt Gelsenkirchen gespendeten Nachlass für arme Menschen in der Stadt.
Hintergrundinformation: Im Rahmen der Landesinitiative „Endlich ein ZUHAUSE!“ finanziert die Landesregierung landesweit „Kümmerer“-Projekte, die eng mit der Wohnungswirtschaft kooperieren.
Die Förderung erfolgt im Rahmen der Förderphasen des Europäischen Sozialfonds (ESF) 2014 - 2020 und 2021 - 2027 und erstreckt sich auf einen Zeitraum von drei Jahren. Für diese zusätzlichen Projekte werden insgesamt Mittel des Landes und der Europäischen Union in Höhe von rund 19,5 Millionen Euro bereitgestellt.