21. Februar 2020, 12:17 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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GE. Am Anfang stand der Wunsch etwas zu bewegen, etwas zu tun gegen Diskriminierung und Rassismus. Beides gibt es auch am Berufskolleg am Goldberg, doch es bleibt nicht ohne Widerspruch. Sichtbares Zeichen ist ein großes Schild mit der Aufschrift „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, denn den Titel darf das Kolleg seit Donnerstag, 20. Februar, führen. Auch im Briefkopf der Schule darf das entsprechende Logo verwendet werden.
Verliehen wird der Titel vom bundesweiten Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, zu dem deutschlandweit fast 3.000 Schulen zählen. Nun auch das Berufskolleg am Goldberg. In Gelsenkirchen gibt es damit insgesamt neun „Schulen ohne Rassismus“.
Wer den Titel führen will, muss zunächst Unterschriften bei den Schülerinnen und Schülern, den Lehrenden und weiteren Angestellten der Schule sammeln. So soll der gemeinsame Wille sich gegen Rassismus und Diskriminierung zu positionieren, verdeutlicht werden. Also machte sich die vor einem Jahr von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern gegründete Arbeitsgemeinschaft (AG) Schule ohne Rassismus daran, Unterschriften zu sammeln. Und das mit überwältigendem Erfolg. Die Selbstverpflichtung eine Schule ohne Rassismus sein zu wollen, wurde von fast 90 Prozent unterschrieben. Auch die beiden geforderten Paten wurden mit dem Institut für Stadtgeschichte und der Stiftung „Schalke hilft“ schnell gefunden.
Doch mit Unterschriften allein ist es natürlich nicht getan, sondern Taten sind gefragt. Auch da wurde die AG aktiv und beteiligte sich an der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 9. November mit Transparenten und einer Aktion. Der vorläufige Höhepunkt war die Fotoausstellung „Auf die andere ART“. Unterstützt vom Profi-Fotografen Thomas Hoppe hat die AG an Fotos für eine Dauerausstellung in den sechs Gebäuden des Kollegs gearbeitet. Themen wie Vielfalt, Gemeinschaft und Akzeptanz wurden fotografisch umgesetzt. Die Ausstellung soll ein dauerhaftes Statement für bereichernde Vielfalt und gegen Rassismus und Diskriminierung jeder Art sein. Denn am Goldberg kommen Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichsten Herkunftsländern mit verschiedenen Religionen zusammen.
In seiner Rede zur Titelverleihung sagte Schulsprecher Berkan Colak: „Dass wir es vielleicht nicht schaffen, war ein Bedenken, doch Aufgeben war für uns niemals eine Option. Auch wenn wir an einigen Stellen auf Widerstand gestoßen sind, haben wir nicht aufgehört, uns für unser Ziel einzusetzen.“ Schulsprecherin Bejta Sapcanovic ergänzte: „Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft, da wir zwei starke Paten an unserer Seite haben und unser Wille Ausgrenzung und Diskriminierung an unserer Schule nicht zu akzeptieren, stärker denn je ist.“
Schulleiter Ralf Niebisch ist stolz auf seine Schülerinnen und Schüler und unterstützt sie, wo er nur kann. „Fast ein Drittel unserer Schülerinnen und Schüler verlassen im Jahr das Kolleg, ebenso viele neue kommen hinzu. Mit der Dauerausstellung und dem Titel Schule ohne Rassismus wollen wir ein bleibendes Zeichen setzen und auch den neuen Schülerinnen und Schülern zeigen, wofür wir stehen: Für Gemeinsamkeit in einer Schule der Vielfalt“, so Niebisch.
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist ein Projekt des Vereins Aktion Courage. Der Verein wurde 1992 von Bürgerinitiativen, Menschenrechtsgruppen, Vereinen und Einzelpersonen als eine Antwort auf den gewalttätigen Rassismus, der sich in Mölln, Solingen, Hoyerswerda und Rostock Anfang der 1990er Jahre Bahn brach, gegründet.
Das Projekt „Auf die andere ART“ des Berufskollegs am Goldberg war eines von insgesamt zwölf Gelsenkirchener Projekten gegen Rassismus und Rechtsextremismus, die vom Präventionsfonds NRWeltoffen des Landes Nordrhein-Westfalen im Jahr 2019 gefördert wurden.