20. November 2025, 16:38 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Zwischen 1939 und 1945 ermordeten die Nationalsozialisten unter der Tarnbezeichnung „Aktion T4“ mehr als 200.000 Menschen, deren Leben aufgrund ihrer Erkrankung als „unwert“ galt. Zu den Opfern dieses systematischen Krankenmords gehörte auch die junge Gelsenkirchenerin Elli Goldbeck. Sie wurde 1935 mit der Diagnose „Schizophrenie“ in die Provinzial-Heilanstalt Lengerich eingewiesen. Dort wurde sie 1938 zwangsweise unfruchtbar gemacht, obwohl sie sich gemeinsam mit ihren Eltern verzweifelt dagegen gewehrt hatte. In einer Anhörung vor dem Erbgesundheitsgericht Münster erklärte sie: „Ich bin nicht einverstanden. Ich bin insbesondere nicht einverstanden, dass ich für verrückt erklärt werde.“ Im August 1941 wurde Elli Goldbeck in einer Gaskammer der Tötungsanstalt Hadamar ermordet.
Über das Schicksal von Elli Goldbeck informiert nun eine neue Erinnerungsorte-Tafel des Instituts für Stadtgeschichte (ISG) an ihrem Wohnhaus in der Rheinelbestr. 18. Die Tafel wurde durch Bezirksbürgermeister Thomas Fath eingeweiht, der seine tiefe Betroffenheit über den Leidensweg der jungen Gelsenkirchenerin zum Ausdruck brachte.
Das ISG hat die Tafel in Zusammenarbeit mit Dr. Jörg Wittenhaus von der LWL-Klinik in Lengerich entwickelt, der ebenso wie Stephan Bögershausen, Leiter der Arbeitsgruppe Lengericher Gedenkpfad, an der Einweihung teilnahm. Der Lengericher Gedenkpfad entstand aus einer Initiative der Mitarbeiterschaft der LWL-Klinik Lengerich und erinnert seit 2017 an die Opfer der staatlich organisierten Krankenmorde während der Zeit des Nationalsozialismus.
Der Rat der Stadt hat das Projekt „Erinnerungsorte“ im Oktober 2005 beschlossen. Die Koordination liegt in Händen des ISG. Das Projekt setzt vor allem auf bürgerschaftliches Engagement und vernetzt unterschiedliche erinnerungspolitische Initiativen. Ziel ist es, an historisch bedeutsamen Orten im Stadtraum zusätzliche Informationen in Gestalt von erläuternden Tafeln zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile gibt es in Gelsenkirchen über 220 Erinnerungsorte-Tafeln. Die Erinnerungsorte-Tafel zu Elli Goldbeck ist ein Gemeinschaftsprojekt des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe und des ISG.