12. November 2025, 13:27 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Für Fans des „Gelsenkirchener Barock“ gibt es jetzt gute Nachrichten: Schmuckstücke der einzigartigen Möbel-Sammlung der Stadt Gelsenkirchen werden demnächst wieder öffentlich ausgestellt, die Sammlung wird im Bahnhofcenter am Gelsenkirchener Hauptbahnhof eine neue Heimat finden. „Damit wird ein lang gehegter Wunsch vieler Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener wahr, denn an diesem neuen Standort kann die Sammlung endlich unter optimalen Bedingungen gelagert werden und in der Perspektive nach erforderlichen Restaurierungsarbeiten auch wieder in Teilen der Öffentlichkeit gezeigt werden“, sagt Anne Heselhaus, Dezernentin für Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration der Stadt – und betont zugleich die kulturhistorische Bedeutung der Sammlung.
„Wir freuen uns, dass dieser kulturhistorische Schatz der Stadt endlich wieder, und dann dauerhaft live erlebt werden kann und dass damit ein Stück Stadtgeschichte wieder sichtbarer wird. Unsere Sammlung ‚Gelsenkirchener Barock‘ hat eine Strahlkraft weit über die Grenzen von Gelsenkirchen hinaus“, hebt Andrea Lamest, die Leiterin des Referats Kultur, hervor.
Wiener Würstchen, Kölnisch Wasser und Dresdner Stollen: Viele Städte sind unzertrennlich mit Spezialitäten und Eigenheiten verbunden. Auch bei „Gelsenkirchener Barock“ erscheinen direkt markante Möbelstücke vor dem inneren Auge, die Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts viele Wohnküchen zierten: Im Mittelpunkt der Aufsatzschrank aus poliertem Holz, mit filigranen Messing-Beschlägen, besonderen Schnitzereien und einer Kombination aus Schaufenstern, Tür- und Schubladenfronten. Gelsenkirchener Barock spiegelte den Geist einer Zeit, in der Gelsenkirchen eine der aufstrebenden, erfolgreichsten und modernsten Städte war. Das machte diese Möbel zu Statussymbolen und zu beliebten Hochzeitsgeschenken. Erst in den 1950er Jahren wandelte sich das Image und die Möbel wurden zum Inbegriff biederen Kitsches.
Anfang der 1990er Jahre widmete die Stadt Gelsenkirchen dem Gelsenkirchener Barock augenzwinkernd eine große und überregional viel beachtete Ausstellung im heutigen Gelsenkirchener Kunstmuseum, das seinerzeit noch Städtisches Museum hieß. Fast 70.000 Menschen besuchten diese Ausstellung, die vom September 1991 bis Januar 1992 zu sehen war. Die Original-Möbel, die vorher in Wohnküchen des Ruhrgebiets gestanden hatten, wurden für die Ausstellung angekauft oder als Schenkung überlassen und befinden sich seitdem im städtischen Besitz.
Die Sammlung umfasst rund 30 Wohnküchenschränke und etwa 20 Beistellkommoden, Tische und Sitzmöbel. Außerdem umfasst sie mehrere große Phonomöbel aus den 1950er Jahren, welche die gleichen stilistischen Merkmale (barockes Erscheinungsbild, funktionales Innenleben) aufweisen, sowie Schrankuhren, Sammeltassen und anderes Geschirr, Kochtöpfe, Haushaltsgeräte und vieles mehr.
Nach dem Ende der Ausstellung im Museum an der Horster Straße wanderte diese kulturhistorische Sammlung „Gelsenkirchener Barock“ in ein städtisches Möbellager und musste seit 1992 mehrfach umgelagert werden. Derzeit ist sie in den Räumlichkeiten an der Adenauerallee 100 eingelagert.
Diese Räumlichkeiten sind nicht dauerhaft für die Lagerung einer kulturhistorischen Sammlung geeignet. Nun ist es gelungen, nicht nur dauerhaft geeignete Lagerräume anzumieten, sondern zugleich der kulturhistorischen Sammlung zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen wird. Denn die Stadt hat adäquate Räumlichkeiten im Bahnhofcenter gefunden und angemietet, die klima- und größentechnisch für eine dauerhafte Unterbringung der gesamten Sammlung geeignet sind und für die nächsten Jahre angemietet werden können. Diese Räumlichkeiten in einem Ärztehaus am Bahnhofsvorplatz 4 in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof sind barrierefrei zu erreichen, so dass auch die Möglichkeit besteht, die kulturhistorisch wertvollen Stücke zu präsentieren. Angedacht ist dabei ein „Schaulager“ für etwa zwei bis drei Musterküchen des Gelsenkirchener Barocks.
Die Dauerausstellung soll vor allem mit Sonderführungen, etwa für Schulklassen, Teilnehmende von Stadtrundfahrten und Besuchergruppen, als Erinnerung dienen an jene Zeit, als „Gelsenkirchener Barock“ das moderne Familienleben vor Ort prägte.