10. November 2025, 16:16 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Rund 400 Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener haben am Sonntag, 9. November, der Opfer der Nazis gedacht, die am 9. November 1938 auch in Gelsenkirchen Synagogen abbrannten und Menschen jüdischen Glaubens drangsalierten. Sie folgten dem Aufruf der Demokratischen Initiative zur Teilnahme an einem Schweigezug, der auf dem Jüdischen Friedhof in Gelsenkirchen Ückendorf mit einer Kundgebung endete.
Auf diesem Friedhof ist auch Gelsenkirchens Ehrenbürger Kurt Neuwald beigesetzt.
„Von 26 Mitgliedern der Gelsenkirchener Familie Neuwald überlebten nur zwei – alle anderen wurden ermordet. Kurt Neuwald war einer der beiden Überlebenden, und dennoch hat er nach dem Krieg etwas getan, was uns bis heute staunen lässt: Er ist nach Gelsenkirchen zurückgekehrt, um erneut eine Jüdische Gemeinde aufzubauen – und um seine Heimatstadt nicht den Tätern zu überlassen“, hob Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Andrea Henze und Schirmherrin der Demokratischen Initiative in ihrer Rede hervor. Damit, so die Oberbürgermeisterin weiter, sei aber auch ein Auftrag und eine Verpflichtung verbunden: „Es war und ist eine enorme Ermutigung und Verpflichtung für uns alle. Es ist der Auftrag, auch in Zukunft den Geist der Täter zu bannen, ihm keinen Raum in Gelsenkirchen zu bieten – und nicht zu resignieren und zu sagen: Na und, Rechtspopulismus ist doch normal!“
Gedanken die auch Slava Paska, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen aufgriff: „Unser Weg heute war keiner in die Vergangenheit. Erinnern ist eine Verpflichtung, heißt aufstehen, um Hass und Diskrimienirung entgegenzutreten, um das Menschliche zu verteidigen.“ Slava Paska sagte aber auch: „Wir freuen uns, dass es wieder eine Jüdische Gemeinde in Gelsenkirchen gibt, dass es Begegnung und, ja, auch Vertrauen gibt“.
Nach dem Kaddisch, dem Gebet der Trauernden, sangen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gedenkens zum Abschluss der Kundgebung das Lied „Die Moorsoldaten“. Insassen des Konzentrationslagers Börgermoor im Emsland hatten es verfasst. In diesem Konzentrationslager wurden vorwiegend politische Gegner des NS-Regimes gefangen gehalten.