150 Jahre Gelsenkirchener Stadtgeschichte als Streetart-Kunstwerk
Mammut-Projekt an der Unterführung Wickingstraße startet
25. Juli 2025, 14:04 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Es wird ein besonderes Geburtstagsgeschenk zum 150. Geburtstag der Stadt Gelsenkirchen: Die Bahnunterführung an der Wickingstraße, ein wichtiges Eingangsportal zur Stadt, soll einen neuen Anstrich bekommen. Und nicht irgendeinen: Unter Federführung des Referats Kultur der Stadt und der Stadtmarketing Gesellschaft (SMG) werden erstmals elf Graffiti- und Streetart-Künstler und -Kollektive aus Gelsenkirchen für dieses Mammut-Projekt gemeinsam an einem Werk arbeiten, natürlich mit ihren Spraydosen und nicht mit Pinseln.
„Kunst und Kultur werten jede Stadtgesellschaft auf – ob durch ein breites Angebot oder durch die Verwandlung einer Unterführung in eine Galerie der besonderen Art“, betont Andrea Lamest, die Leiterin des Referats Kultur, zum Start der Umgestaltung. „In den letzten Jahren unterstützt die Stadt Gelsenkirchen gezielt die Aufwertung durch Streetart. Besonders freut es mich, dass diese Kunstform auch zum Stadtgeburtstag so prominent beitragen kann.“
„Es wird zudem ein Bild der Superlative, immerhin werden hier über 170 Meter Wandfläche in ein riesiges Kunstwerk verwandelt und somit zählt es zu den größten Straßenkunstwerken in Gelsenkirchen. Die Verschönerung der Unterführung war ein lang gehegter Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger, immer wieder gab es Kommentare dazu auf unseren Social-Media-Kanälen, unter anderem bei Gerne Gelsenkirchen“, erklärt Sandra Falkenauer, die Marketingleiterin der SMG. „Jetzt wird dieses Stadtportal endlich ansprechend und einladend gestaltet“, fügt sie hinzu.
Sponsoren ermöglichen das Riesenkunstwerk
Insgesamt sind die Seiten der Unterführung auf der Innenseite 114 Meter sowie auf der Fußgängerseite 120 Meter lang, rund 60 Meter dieser Seite werden zum Teil des Gemäldes, der Rest wird wie bisher als Werbefläche der Firma Ströer genutzt. Für das Wandgemälde ergibt sich so eine Gesamtlänge von rund 174 Metern. Die Neugestaltung wird von der Stiftung der Sparkasse Gelsenkirchen gefördert und zusätzlich durch die Sparkasse sowie der Emscher Lippe Energie ELE und auch durch die Firma Ströer, die Flächen zur Verfügung gestellt hat, die vorher durch Plakate belegt waren, ermöglicht.
Frank Krallmann von der Sparkasse, Peter Efing von der ELE und Ute Buschmann von Ströer freuten sich beim Startschluss des Projektes am Freitag auf das Riesen-Wandbild, das hier in den kommenden Monaten entstehen soll. Sandra Hartjes, die Koordinatorin des Projektes beim Referat Kultur, präsentierte gemeinsam mit den Künstlern Alex Terboven und Daniel Dinsing die vielfältigen Gestaltungsideen.
Meilensteine der Stadtgeschichte
In Zukunft soll die Unterführung nämlich nicht nur in bunten Farben erstrahlen, sondern auch 150 Jahre Stadtgeschichte – nicht chronologisch und ohne Anspruch auf Vollständigkeit - erzählen. Die künstlerischen Stile sind dabei ganz unterschiedlich, die Künstler werden auch nicht alle zeitgleich, sondern in den ihnen zugewiesenen Abschnitten arbeiten, die auf jeweils 15 m pro Person zugeteilt wurden. Der erste Künstler Chris Golan wird etwa einen Filmstreifen mit schwarz-weiß-Motiven der Stadt Gelsenkirchen (unter anderem sind die Trabrennbahn und eine Brauereikutsche darunter) gestalten.
Daneben widmet sich Levin Tomala auf seinen 15 Metern der Geschichte der Gelsenkirchener Textilindustrie. Die verbleibenden 30 Meter befassen werden gestaltet von Sven Steuerwald und Dan Dinsing, welche beide in derselben Graffiti Crew sind. In Ihrem Motiv werden sich unter anderem die Schauburg in Buer, das Musiktheater im Revier und die bekanntesten Künstler der Moderne aus Gelsenkirchen wie Anton Stankowski und Rolf Glasmeier entdecken lassen.
Vom Bergbau bis zur Zoom-Erlebniswelt
Die andere Seite der Unterführungsfassade, quasi dort wo Kopfsteinpflaster und Fahrbahn ist, ist hingegen in acht Segmente aufgeteilt. Diese Wandseite wird von sieben verschiedenen Graffiti- und Streetart-Künstlern gestaltet. Es startet das Kollektiv Mone DRK mit einem Motiv, was an die Zeit der Industrialisierung, der Schwerindustrie, Montanindustrie und den Stahl in Gelsenkirchen erinnern soll. Das Motiv soll zudem den Schriftzug Gelsenkirchen zeigen, wie er aus glühendem Stahl gegossen aussehen würde.
Daneben greift Künstler Knuth Köhler das Thema Bergbau im Wandel auf. An dieses Thema knüpft an dritter Stelle der Künstler Alex Terboven an, der mit einem Grubenpferd, dem Porträt eines Bergmanns und der Glückauf Kampfbahn einen thematischen Bogen zu den Anfängen des Fußballvereins Schalke 04 spannen will. Neben ihm wird Graffiti-Künstler SPONK die Gelsenkirchener Industrie im Wandel der Zeit künstlerisch einfangen, metaphorisch dargestellt durch ein altes Zechengelände, welches von der Natur und spielenden Kindern zurückerobert wird.
Auf den Strukturwandel bezieht sich auch der Künstler Marian, in dessen Abschnitt bekannte Landschaftsmarken wie die roten Brückenbogen aus dem Nordsternpark zu sehen sein werden. Eine Hommage an die Zoom Erlebniswelt wird der Künstler Malte an der Unterführungswand verewigen. Beni Veltum wird mit seinen aktuellen Arbeiten zur Gelsenkirchener Popkultur der Gelsenkirchener Kiosk-Kultur ein gespraytes Denkmal setzen, und die Betrachtenden können sich später auch auf ein Überraschungsmotiv in der Unterführung freuen.
Arbeiten sollen bis November dauern
Da die Spray-Arbeiten wetterabhängig sind, wird das Gesamtprojekt mehrere Monate dauern und voraussichtlich im November abgeschlossen werden, auf den Social Media Kanälen der Stadt Gelsenkirchen und von Gerne Gelsenkirchen werden Interessierte stets auf dem Laufenden gehalten, damit sie keinen Meilenstein des spannenden Projekts verpassen. Das Projekt wird zudem filmisch von der Gelsenkirchener Firma „Gigiverse“ begleitet. Zunächst wird die Fußgängerseite der Unterführung künstlerisch bunt gestaltet, die weitere Röhre stadtauswärts soll zu einem späteren Zeitpunkt folgen, ein genauer Zeitplan steht hier aber noch nicht fest.