09. Mai 2025, 13:57 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Rund 100 Menschen sind am Donnerstag, 8. Mai, auf dem Westfriedhof in Gelsenkirchen-Heßler zusammengekommen. Sie kamen an einem „der wichtigsten Gedenktage überhaupt zusammen“, betonte Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge. „Denn jener Tag, der sich heute zum 80. Mal jährt – der 8. Mai des Jahres 1945 – war ja bekanntlich der Tag, an dem der wohl schlimmste aller Kriege endete. Ein Krieg, in dem über 60 Millionen Menschen getötet wurden, eine unvorstellbare Zahl. Und in dem Verbrechen in nie gekannten Ausmaß verübt wurden; gerade von Deutschen“, so die Oberbürgermeisterin. Sie mahnte: „Heute müssen wir erneut kämpfen – für ein Deutschland, das seine Lektionen gelernt hat. Und für Frieden in Europa.“
Zum Gedenktag geladen hatten der Landesverband Nordrhein-Westfalen (NRW) des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. in Kooperation mit dem Institut für Stadtgeschichte und die Stadt Gelsenkirchen.
Der wohl schlimmste aller Kriege – er begann mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen am 1. September 1939. Daran erinnerte Marek Gluszko, Generalkonsul Polens. Er erinnerte aber auch an den langen Weg der Verständigung bis hin zur Freundschaft zwischen Polen und Deutschland.
Gemeinsam legten Marek Gluszko, Oberbürgermeisterin Karin Welge, Thomas Kutschaty, Landesvorsitzender des Volksbunds NRW und NRW-Ministerin Josefine Paul Kränze am Mahnmal auf dem Westfriedhof nieder. Sie alle haben die Sorge, dass die Schrecken des Krieges und der nationalsozialistischen Herrschaft sowie die Lehren daraus in Vergessenheit geraten könnten. Denn schon bald wird es keine Zeitzeuginnen und –zeugen mehr geben, die berichten und mahnen könnten.
Doch dafür, dass nichts in Vergessenheit gerät, dafür stehen zum Beispiel Abdurrahim Xheladini, Samet Bal, Igor Rost und Ela Cömet ein. Sie besuchen die Gesamtschule Berger Feld. Für den Gedenktag hatten sie einen Beitrag vorbereitet. An der Grabstätte der zivilen Bombenopfer auf dem Westfriedhof griffen sie die Erinnerungen von Zeitzeuginnen und –zeugen auf. Sie schilderten, wie eine Frau vor einem Luftschutzkeller verbrannte, weil sie nicht mehr hineinkam. Anderen wurde der Schutz in Bunkern oder Kellern gar verwehrt, weil ihr Leben in den Augen der nationalsozialistischen Machthaber nicht schützenswert war.
Wen die Nazi-Schergen drangsalierten und ermordeten, das machte Monika Stern von der Schalker Fan-Initiative an der Kriegsgräberstätte der Opfer der NS-Gewaltherrschaft deutlich. Wer als arbeitsscheu oder asozial galt, Widerstand leistete oder unter einer psychischen Erkrankung litt, der wurde in Konzentrationslager gesperrt, ermordet oder Opfer der Euthanasie.
Mit einem „Gebet der Religionen“ der christlichen, muslimischen und jüdischen Religionsgemeinschaften endete der Gedenktag an den Gräbern der in der Kriegsgefangenschaft gestorbenen sowjetischen Soldaten sowie der sogenannten Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter. Die Vertreter der Religionsgemeinschaften machten deutlich, dass alle Religionen der Wille zum Frieden und zur Verständigung verbinde. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Gedenktags sprachen sie ihren Segen aus und verbanden dies mit der Bitte, weiterhin dazu beizutragen, dass der wohl schlimmste Krieg aller Zeiten eine stete Mahnung bleibe.