Gelsenkirchen beugt vor
Land zieht Bilanz zum Modellvorhaben „Kein Kind zurücklassen“
02. Juni 2016, 15:36 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat heute eine Bilanz zum Modellvorhaben „Kein Kind zurücklassen! Kommunen in NRW beugen vor“ vorgestellt. Gemeinsam mit Dr. Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstandes der Bertelsmann-Stiftung, hat sie dabei auch besondere Projekte in den Städten hervorgehoben, darunter auch Beispiele aus Gelsenkirchen.
Jedem Kind seine Chance
Die Stadt Gelsenkirchen ist schon sehr früh in die Entwicklung einer Präventionskette eingestiegen, um allen Kindern, unabhängig von Herkunft, Bildungsgrad und Reichtum der Eltern, gute Lebens- und Zukunftschancen zu eröffnen. Oberbürgermeister Frank Baranowski: „Wie sich ein Kind entwickelt, wie gesund es ist, welche Bildungs- und damit auch welche Zukunftschancen es hat, darf nicht von der Herkunft abhängen.“
Unter dem Titel „Jedem Kind seine Chance- Erziehung und Bildung von Anfang an“ wurden erste Elemente bereits im Jahr 2005 auf den Weg gebracht. Folgerichtig und zum weiteren Ausbau beteiligt sich Gelsenkirchen seit Mai 2012 an dem Modellvorhaben „Kein Kind zurücklassen“ der Landesregierung und der Bertelsmann Stiftung. Um vorhandene Kräfte und Angebote zu bündeln, wurde eine ressortübergreifende Koordinierungsstelle eingerichtet, die die gesamtstädtische Steuerung von der Bestands- und Bedarfserhebung über die Koordination und Ausbau der präventiven Angebote bis hin zur und Wirksamkeitsanalyse zur Aufgabe hat. Sie ist direkt dem Vorstandsbereich von Oberbürgermeister Frank Baranowski zugeordnet.
Hausbesuche
Zu den vom Land besonders erwähnten Angeboten gehören auch die Hausbesuche bei Familien mit Neugeborenen. Als eine der ersten Kommunen in NRW besucht Gelsenkirchen Familien in einer sehr frühen Phase der Elternschaft. Ziel dieses Besuches ist es, die jungen Familien dazu zu motivieren, an Familienbildungsangeboten im nahen Umfeld teilzunehmen und die Familienförderung auch zukünftig bei Fragen als Ansprechpartner zu kontaktieren. Das gelingt zunehmend gut – zum Vergleich: 2008 wurden 69 Elternangebote in den Stadtteilen installiert. Ein Drittel aller besuchten Eltern nahm im Anschluss an den Begrüßungsbesuch ein solches Angebot wahr. Im Jahr 2015 wurden aufgrund steigender Nachfrage bereits 269 Kurse angeboten, mit denen mehr als 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreicht wurden.
Netzwerk frühe Hilfen und Familienbüro
Ein ebenfalls hervorgehobener Ansatz ist das Netzwerk frühe Hilfen, das in dem Familienbüro als zentrale Anlaufstelle für Familien mit Babys und Kleinkindern gelebt wird. Das Team Familienförderung/Familienbildung betreibt seit August 2014 in Gelsenkirchen an der Ebertstraße eine zentrale Anlaufstelle für Familien mit Kindern von null bis sechs Jahren. Die hohe Akzeptanz und Inanspruchnahme zeigt, dass hier bedarfsgerecht, barrierefrei Familien generationen- und nationalitätenübergreifend erreicht werden. Eltern können hier täglich die Einrichtung mit ihren Kindern kostenfrei aufsuchen und Serviceleistungen zu allen Fragen in der ersten Familienphase erhalten. Sie finden eine bunte Palette aus Informationen, Veranstaltungen und Kursen zu allem, was das Leben mit Kindern ausmacht. Im Familienbüro gibt es eine Spielfläche für Kinder (bis sieben Jahre), Kurse und Info-Veranstaltungen zu interessanten Themen, eine Kaffeebar mit familienfreundlichen Preisen, Betreuungsangebote und vieles mehr.
Elterncafés "Brücke"
Ein weiteres durch das Land hervorgehobenes Angebot sind die von Eltern für Eltern angebotenen Elterncafés „Brücke“. An 24 Standorten in Schulen und Stadtteilen öffnen diese Cafés einmal in der Woche ihre Türen. Hier können sich Eltern über Alltags- und Erziehungsfragen austauschen. Hilfe zur Selbsthilfe leisten – das ist das Ziel der Elterncafés. Nach dem Ansatz der Elterncafés gibt es keine „Patentrezepte“ für Erziehung. Aber die Eltern können im Gespräch miteinander viel lernen über ihre eigenen Stärken, Gefühle, Lebensthemen, Wünsche und über die Erziehung ihrer Kinder. Bei Bedarf werden zusätzlich Expertinnen und Experten eingeladen. Von den Elterncafés profitieren Menschen aus ganz unterschiedlichen Herkunftsländern. Denn fast alle der Anleiterinnen und Anleiter der Cafés haben eine Zuwanderungsgeschichte und sind mindestens zweisprachig. So werden Zugangshürden minimiert. Über solche und andere Aktionen werden die Eltern motiviert, sich in den Schulalltag einzubringen und sich für ihre Kinder zu engagieren.
Kommunales Präventionsmonitoring
Besondere Aufmerksamkeit fand im Rahmen des Modellvorhabens das kommunale Präventionsmonitoring. Die Zusammenhängende Aufbereitung und Analyse der verschiedenen Datenquellen in dem Monitoringbericht: „Gesellschaftliche Teilhabechancen Gelsenkirchener Kinder“ wird als beispielhaftes vom Kind aus gedachtes Datenkonzept gelobt und vom Land zu einem empfehlenswerten Präventionsstandard erklärt.
"Auf dem richtigen Weg, aber noch lange nicht am Ziel"
Oberbürgermeister Frank Baranowski: „Diese vielen positiven Beispiele Gelsenkirchens zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg aber noch lange nicht am Ziel sind. Um das zu erreichen, brauchen wir nach wie vor einen langen Atem und starke Partner. Gute Kinderbetreuung und gute Bildung kosten Geld. Doch Kinder und Jugendliche nicht gut genug zu betreuen und zu unterrichten, das würde uns noch viel mehr kosten. Deshalb werden wir das Konzept der lückenlosen Präventionskette weiter fortsetzen und ausbauen.“
Besonders in Hinblick auf die neuen Herausforderung von 4000 neu zugewanderte Kindern und Jugendlichen, die einen besonderen Betreuungs- und Integrationsbedarf haben. Neben dringend erforderlichen Regelstrukturen wird Gelsenkirchen auch hier weitere ungewöhnliche und bedarfsgerechte Wege gehen oder fahren wie etwa mit der Mobilen KiTa, einem Wohnmobil, das mit einem Team von Pädagogen zu den Hotspots fährt und Kinder vor Ort betreut und anleitet, um sie an die Regelstrukturen heranzuführen.