17. März 2009, 12:30 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
„Gelsenkirchen blüht auf!" Klingt das für Sie ungefähr wie „Schleswig-Holstein präpariert seine Skipisten" oder „München baut neuen Hochseehafen"? Wenn ja, dann sollten Sie sich Ihre Stadt dringend noch einmal genauer ansehen.
Für eine Industriestadt mitten im Ruhrgebiet ist Gelsenkirchen außergewöhnlich grün: Freiflächen machen 36,5 % unserer Stadt aus. 25 % des Stadtgebiets stehen unter Natur- oder Landschaftsschutz. Das ist zum einen der vorausschauenden Planung der Stadtväter zu verdanken, die schon früh gerade angesichts der Dichte um die Notwendigkeit von Freiflächen wussten. Das ist zum anderen Resultat der nachhaltigen Stadtentwicklungspolitik der letzten Jahre, in der der Strukturwandel uns die Gelegenheit bot, Lebensraum für die Menschen zurückzuerobern.
Die meisten Menschen hier wissen selbstverständlich um diese Qualitäten. Sie gehen spazieren in den Grünanlagen von Schloss Berge, machen Radtouren auf alten Erzbahntrassen, joggen im Stadtwald oder verbinden das Erlebnis Industriekultur mit Industrienatur auf Rheinelbe. Aber es ist schwer, sich von jahrzehntealten Klischees zu befreien, mit denen man immer wieder konfrontiert wird. So passiert es gelegentlich, dass man sich selbst kleiner macht als man ist, sich nichts zutraut - und genau aus diesem Grunde dann Stereotypen wieder bestätigt. Kein alleiniges Gelsenkirchener Phänomen, sondern eine Ruhrgebietsspezialität. Wer immer nur auf die Mütze bekommen hat, der duckt sich irgendwann auch dann, wenn gar keine Gefahr mehr droht.
Nicht wegducken, sondern uns selbstbewusst präsentieren wollen wir mit unserer Teilnahme am Bundeswettbewerb „Entente Florale 2009 - Farben einer Stadt". Sie haben sicher mehrfach darüber in der Presse oder in einer früheren Kolumne gelesen. Der Startschuss ist am Wochenende erfolgt: Nun nimmt die „Entente Florale" in Gelsenkirchen Fahrt auf. Bis zum Jurybesuch im Juli werden rund 50 Projekte von vielen unterschiedlichen Akteuren in der Stadt realisiert. Was mich, der ich sowohl den ersten Workshop als auch die offizielle Auftaktveranstaltung besucht habe, am meisten freut, das ist die große Begeisterung, mit der viele Bürgerinnen und Bürger Ideen eingebracht haben, die mittlerweile zu konkreten Projekten geworden sind und realisiert werden. Schön auch zu sehen, wie sich spontan ganz ungewöhnliche Allianzen gebildet haben. So helfen beispielsweise jetzt Kleingärtner dem Ziegenmichelhof bei der Gestaltung eines Färbergartens im Rahmen des Kulturhauptstadtprojekts „Seven European Gardens". Oder eine Kindertagesstätte mobilisiert ihre Nachbarn, um gemeinsam die Baumscheiben ihrer Straße zu begrünen.
Wenn wir dieses Klima des Miteinanders, des Engagements für unser gemeinsames Lebensumfelds so beibehalten, dann, bin ich mir sicher, haben wir in jedem Fall schon durch den Wettbewerb gewonnen - egal wie er am Ende ausgeht. Wenn wir nicht nur anderen, sondern vor allem auch uns selbst zeigen, welche Qualitäten in uns, in unserer Stadt stecken, dann wird die „Entente Florale" für Gelsenkirchen ein voller Erfolg gewesen sein.
Natürlich sind wir keine grüne Idylle. Wir sind Großstadt in einem der größten Ballungsräume Europas. Wir sind Industriestadt. Aber gerade diese Kombination macht in meinen Augen den Reiz unserer Teilnahme an der „Entente Florale" aus. Es besteht also kein Grund, sich zu verstecken, sich zu ducken. Wenn wir unsere ganz spezifischen, ganz eigenen Stärken ausspielen, dann haben wir eine gute Chance, den Titel zu erringen. Helfen Sie mit!
Es grüßt Sie herzlich aus dem Rathaus
Ihr
Frank Baranowski