27. Oktober 2010, 14:04 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Die Beatles sind in Gelsenkirchen! Eine Fotoausstellung im Industrieclub zeigt seit dieser Woche unter anderem Aufnahmen enthusiastisch tanzender Teenager, die schreiend und zappelnd einen Auftritt der „Pilzköpfe" im Sommer 1966 zelebrieren. Die Aufnahmen wirken seltsam aktuell.
Die jungen Frauen und Männer, die auf den Bildern tanzen, tun das zwar in Schwarz-Weiß, doch sieht das alles andere als unmodern aus. Denn was unterscheidet die Jugendlichen von damals, die heute alle erwachsen sind und größtenteils selber Kinder und sogar Enkelkinder haben, von den Mädchen und Jungen des Jahres 2010?
Heute wie damals treibt die jungen Menschen die Sehnsucht, sich auszudrücken, jemand zu sein. Durch Kleidung, die bei den Erwachsenen die immer gleichen Kommentare provoziert: „Wie siehst du denn aus?" Durch neue Sportarten, von denen selbst manch Gleichaltriger noch nie etwas gehört hat. Und natürlich durch eine Musik, die nur ein Teenager richtig versteht! Das ist das Wesen der Popkultur - 1966 bei den Beatles genauso wie 2010 bei „Tokio Hotel".
Jede Generation sucht sich immer wieder neu ihre Wege, sich immer wieder neu auszudrücken. Im Spiegel der Reaktion anderer erkennen sie sich selbst - und entwickeln sich damit fort. Im gleichen Maße, wie sie sich persönlich entfalten und mit dem Hier-und-Jetzt auseinandersetzen, beeinflussen sie auch die Entwicklung der Gesellschaft, in der sie leben. Bestes Beispiel ist eben die Musik: In Gelsenkirchen haben sich zahlreiche Bands formiert. Sie üben im Probenzentrum Consol, wo sie ausprobieren, Einflüsse vermischen und neue Wege einschlagen. Das Ergebnis kann sich hören lassen. Im vergangenen Jahr kam die beste NRW-Band aus Gelsenkirchen. Dem Landesmusikrat gefiel besonders die Musik der Gruppe „The Herbs". Das könnte auch daran gelegen haben, dass der Sänger italienische Wurzeln hat und mit seiner Individualität etwas Einzigartiges zum Gesamtwerk beigetragen hat.
Musik als universelle Sprache
Nicht umsonst sagt man ja, Musik sei eine universelle Sprache. Mit ihr gibt es keine Verständigungsprobleme. Im Gegenteil schafft - Totgesagte leben länger - „Multikulti" etwas, was „Monokulti" nicht vermag: Die Zuhörerinnen und Zuhörer erwarten gespannt das Unerwartbare. Denn anders als bei einem chemischen Experiment ist bei einer bunt gemixten Musikertruppe nicht vorhersagbar, welchen Knalleffekt das nach sich zieht.
Integration durch Kultur? Warum nicht. In Gelsenkirchen steckt jedenfalls jede Menge Musik!
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Frank Baranowski