21. Dezember 2017, 11:54 Uhr | Emschergenossenschaft/Lippeverband
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Damit der Sellmannsbach zukünftig wieder natürlich und sauber fließen kann, wird ein unterirdischer Abwasserkanal gebaut. Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen
Gelsenkirchen. Das Generationenprojekt Emscher-Umbau umfasst nicht nur den Hauptlauf der Emscher von Holzwickede bis zum Rhein, sondern auch eine Vielzahl von Nebenläufen. Ziel ist es, das gesamte Emscher-System wieder zu einer naturnahem Flusslandschaft umzugestalten. Als ein Baustein dieses Projektes wird entlang des Sellmannsbachs ein Abwasserkanal gebaut und der Bach anschließend ökologisch verbessert. Dabei werden im bereits gestarteten dritten Bauabschnitt, dessen Fertigstellung bis Ende 2019 terminiert ist, rund elf Millionen Euro investiert.
Hier entstehen unter anderem ein neuer Stauraumkanal und ein neues Pumpwerk zur Weiterleitung des Mischwassers. Der Bau des neuen unterirdischen Abwasserkanals ist ein Gemeinschaftsprojekt von Emschergenossenschaft und Abwassergesellschaft/Gelsenkanal. Bevor die Baustelle in die Winterpause geht, ermöglichte die Emschergenossenschaft am Donnerstag gemeinsam mit den Partnern einen Überblick zum Stand der Baumaßnahme.
„Unser Emscher-Umbau ist ein einzigartiges Generationenprojekt mit Mehrwert für Mensch und Natur. Wir bringen das Leben in und an die Gewässer zurück“, sagt Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Die Vorteile des größten Infrastrukturprojektes der Region sieht auch Oberbürgermeister Frank Baranowski: „Der Emscher-Umbau ist ein Gewinn für unsere Stadt. Er bedeutet eine Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität. Wir bringen den Menschen in Gelsenkirchen ein großes Stück Natur zurück.“
Bevor die Natur sich entwickeln kann, müssen jedoch zunächst Bagger und Bohrer anrücken – für die Baustelleneinrichtung mussten auch einige Rodungen vorgenommen werden. Die Emschergenossenschaft, die Stadt und die AGG bitten Bürger und Anwohner um Verständnis für diese Maßnahme, die zur Vorbereitung der Bauflächen notwendig ist.
In Gelsenkirchen investiert die Emschergenossenschaft 845 Millionen Euro. Bereits investiert wurden 592 Millionen Euro. Gebaut wurden bislang 40 km von insgesamt 56 km an neuen unterirdischen Abwasserkanälen. Das Besondere an der Maßnahme am Sellmannsbach ist: Hier arbeitet die Emschergenossenschaft sehr eng mit der AGG zusammen. Denn das Gewässer gehört sowohl der Stadt als auch der EG. Im Unterlauf von der Einmündung in die Emscher bis auf Höhe der Hochkampstraße gehört der Sellmannsbach der Emschergenossenschaft (2,7 Kilometer), während der Oberlauf südlich der Hochkampstraße in städtischer Unterhaltung liegt (2,3 Kilometer).
Der Kanalbau am Sellmannsbach begann bereits 2013. „Nachdem wir im ersten Bauabschnitt den Stauraumkanal Alfred-Zingler-Straße fertig gestellt haben und zurzeit noch neue Druckrohrleitungen nördlich und südlich der A42 verlegen, läuft aktuell seit Ende Oktober bzw. Anfang November der dritte Bauabschnitt“, sagt Dr. Emanuel Grün, Technik-Vorstand der Emschergenossen-schaft. Erstellt wird hier der 680 Meter lange Stauraumkanal Gelsenkirchen-Wiesmannstraße zwischen dem Pumpwerk Gelsenkirchen-Bismarck und der Ebersteinstraße. „Neben dem neuen Stauraumkanal entsteht zudem ein neues Pumpwerk für den Sellmannsbachkanal zur Weiterleitung des Mischwassers über die zurzeit im Bau befindlichen Druckrohrleitungen weiter im Norden“, so Dr. Grün.
Darüber hinaus baut die Emschergenossenschaft am (in Fließrichtung) unteren Ende des Stauraumkanals ein Entlastungsbauwerk mit Überlaufschwelle in das Regenrückhaltebecken GE-Wiesmannstraße. Der Stauraumkanal selbst hat dabei einen Innendurchmesser von 2,20 bis 2,40 Meter – verlegt wird er in Tiefenlagen von acht bis 15 Meter. Die Bauarbeiten in diesem Abschnitt sind bis Ende 2019 terminiert.
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtlicher Wasserwirtschaftsverband und wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet. Ihre Aufgaben sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,266 Milliarden Euro investiert werden. Diese Kosten werden zu rund 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen, d.h. von Bergbau, Industrie und Kommunen. Knapp 20 Prozent steuern das Land NRW und die EU über Fördermittel bei. Voraussichtlich Ende 2020 soll die Emscher, einst der „dreckigste Fluss Europas“, weitestgehend wieder vom Abwasser befreit sein und – wo der Platz es zulässt – naturnah umgestaltet werden.