26. Oktober 2017, 10:55 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Alexander Kramarov (Violine), Johann Ludwig (Violoncello) und Rainer Maria Klaas (Klavier) (v.l.) begeben sich auf musikalische Reise durch Europa. Bildrechte: privat
GE. Das dritte Konzert beendet am 5. November 2017 die diesjährige Kammermusikreihe „Musik erzählt“ im Kulturraum „die flora“ (GE-Zentrum, Florastr. 26). Alexander Kramarov (Violine), Johann Ludwig (Violoncello) und Rainer Maria Klaas (Klavier) widmen noch einmal der Geschichte der europäischen Musik, indem sie gleich an fünf Orten des europäischen Kontinents Station machen. Beginn ist 17 Uhr. Veranstalter ist der Kulturraum „die flora“ in Kooperation mit dem Städtischen Musikverein Gelsenkirchen e. V., künstlerischer Leiter ist Michael Em Walter, der auch in den Konzertabend einführt.
Zur Aufführungen kommen das Klaviertrio C-Dur KV 548 (1788) von Wolfgang Amadeus Mozart, die Violinsoante op. 115 (1947) des Russen Sergei Prokofiev, György Ligetis Frühwerk Sonate für Cello solo (1948), die Variationen op. 24 des Engländers Oliver Knussen aus dem Jahr 1989 und zum Abschluss erklingt Felix Mendelssohn Bartholdys großes Klaviertrio in d-Moll op 49 (1839).
Alexander Kramarov (Violine) wurde in Lwiw geboren und studierte bei Dmitrij Lecker, Maja Glesarowa und Leonid Kogan; 1974 Solistendiplom mit Auszeichnung. 1973 Gewinner des Paganini-Wettbewerbs in Genua. 1. Konzertmeister in Minsk, Enschede und Bochum. Lehrtätigkeit als Professor an der MHS Dortmund ab 1997, an der RSH Düsseldorf ab 2004 sowie in Meisterkursen.
Johann Ludwig (Violoncello) wurde 1980 in Köln geboren und war Schüler von Werner Matzke, Alwin Bauer, Maria Kliegel, Claus Kanngiesser sowie Miklós Perényi (Franz-Liszt-Akademie Budapest). 1. Bundespreise „JM“ 1992, 1994, 1996 (Cello solo), 1995 (im Klaviertrio). Solocellist 2006-08 im Philh. Orchester Regensburg, ab 2008 in der Badischen Staatskapelle Karlsruhe, seit 2015 Konzertmeister der Violoncelli im Hessischen Staatsorchester Wiesbaden.
Rainer Maria Klaas (Klavier), zum dritten Mal bei der Konzertreihe dabei, erhielt seine pianistische Ausbildung bei Detlef Kraus, Klaus Hellwig und Yara Bernette sowie in Kursen bei Guido Agosti, Jorge Bolet und Czeslaw Marek. 1977 machte er in Hamburg sein Konzertexamen. Konzerte und Meisterkurse führten ihn seither in viele Länder Europas, in die USA, nach Israel, Südkorea und Indonesien.
Eintritt: 14 Euro, ermäßigt 10 Euro (Ermäßigung für Schüler, Studierende, Auszubildende, GE-Passinhaber, Ehrenamtskarteninhaber; Begleitpersonen von Schwerbehinderten haben freien Eintritt). Vorverkauf: Stadt- und Tourist-Info im Hans-Sachs-Haus, Ebertstraße 11, 45879 Gelsenkirchen; Kartenreservierung: (0209) 169 – 9105.
Informationen zu den Musikstücken
Den Anfang macht erneut der Reisegefährte der Reihe, Wolfgang Amadeus Mozart, der mit seinem Klaviertrio C-Dur KV 548 aus dem Jahr 1788 vertreten ist. Charakteristisch für die späteren Klaviertrios Mozarts ist, dass hier alle drei Instrumente gleichberechtigt behandelt werden. Regelrecht opernhaft erscheinen einige Passagen des Werkes, das chronologisch zwischen den beiden großen Mozart-Opern „Don Giovanni“ und „Così fan tutte“ anzusiedeln ist.
Die Violinsonate op 115 des Russen Sergei Pro-kofiev von 1947, in Auftrag gegeben, und ur-sprünglich zu pädagogischen Zwecken für junge Violinstudenten komponiert, wurde erst nach dem Tod des Komponisten im Jahr 1959 in Moskau uraufgeführt. Wenig bekannt ist, dass sie ursprünglich nicht im klassischen Sinn als Solosonate konzipiert war, sondern von mehreren Spielern gleichzeitig unisono gespielt werden sollte. Ihr Aufbau ist „klassisch“. Dem ersten Satz in Sonatenhauptsatzform folgt als zweiter Satz ein Thema mit fünf Variationen. Der Finalsatz enthält Mazurka-Elemente.
György Ligetis Sonate für Cello solo ist ein Bei-spiel aus dem Frühwerk des Komponisten. Sie wurde geschrieben zwischen den Jahren 1948 und 1953 und ist in Form von zwei Sätzen kon-struiert. Der erste Satz – „Dialogo“ überschrieben – soll genau dies sein: „ein Dialog zwischen einem Mann und einer Frau“, wie der Ungar Ligeti selbst sagte. Der zweite Satz trägt den Titel „Capriccio“ und ist eine Referenz an die berühmten virtuosen Capricen Niccolò Paganinis. Das Frühwerk hat sich inzwischen – nachdem es zunächst von der Russischen Komponisten-Vereinigung nicht zur Veröffentlichung freigegeben wurde – einen Namen gemacht. Es ist ein viel gespieltes und beliebtes Werk unter Cellisten geworden.
Die Variationen op 24 des Engländers Oliver Knussen aus dem Jahr 1989 basieren auf einer Folge von sechs Tönen, die gleichsam das Thema zu den daran anschließenden zwölf Variationen bilden. Diese Variationen kommen aber ziemlich verschachtelt daher. Die ersten fünf sind Charaktervariationen, gefolgt von vier Variationen in Form einer Passacaglia. Darauf folgen drei weitere Variationen, die mehr den Charakater von Etüden haben.
Abschließend wird Felix Mendelssohn Bartholdys großes Klaviertrio in d-Moll op 49 von 1839 erklingen. Der Komponist persönlich saß am Klavier, als das Werk am 01. Februar 1840 in Leipzig uraufgeführt wurde. Wenig später spielte er das Werk bereits in London. Robert Schumann rezensierte das Werk folgendermaßen: „Es ist das Meistertrio der Gegenwart, wie es ihrerzeit die von Beethoven in B und D, das von Franz Schubert in Es waren; eine gar schöne Komposition, die nach Jahren noch Enkel und Urenkel erfreuen wird.“ Das Stück ist ein Höhepunkt der Auseinandersetzung mit der Gattung des Klaviertrios und ist bis heute viel gespielt.