28. Oktober 2016, 12:20 Uhr | ISG - Institut für Stadtgeschichte
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Am Freitag, den 28. Oktober 2016, wurde durch Bezirksbürgermeisterin Marion Thielert in der Waterbergstraße eine neue Tafel im Rahmen des Projektes „Erinnerungsorte“ eingeweiht.
Die Tafel informiert über die historischen Hintergründe der Benennung der Waterbergstraße, die ihren Namen im Jahr 1937 erhielt. Der Straßenname bezieht sich auf einen Tafelberg im heutigen Namibia, das vor 1918 eine deutsche Kolonie war. Dort fand im Jahr 1904 eine Schlacht zwischen den indigenen Herero und deutschen Truppen statt. Die nationalsozialistischen Machthaber wollten durch diese Straßenbenennung zum einen ihren Anspruch auf die Rückgewinnung der 1918 verlorenen deutschen Kolonien bekräftigen. Zum anderen erinnerten sie so an einen vermeintlich glorreichen Sieg.
Tatsächlich steht die Schlacht am Waterberg für den Auftakt zum Völkermord an den Herero, dem bis zu 80.000 Angehörige dieser Volksgruppe zum Opfer fielen. Die meisten von ihnen starben qualvoll in der von deutschen Truppen abgeriegelten wasserlosen Omaheke-Wüste.
Eine Straße, die heute noch den Namen des Waterbergs führt, fordert dazu auf, sich der Gräueltaten des Kolonialismus zu erinnern und die eigene Geschichte zu hinterfragen. Dazu soll die neue Informationstafel in der Waterbergstraße einen Beitrag leisten. Der Text der Tafel wurde vom Institut für Stadtgeschichte gemeinsam mit Dr. Medardus Brehl von der Ruhr-Universität Bochum erarbeitet, einem namhaften Experten für die Geschichte der Kolonialkriege im früheren Deutsch-Südwestafrika und deren Folgen.
Der Rat der Stadt hat das Projekt „Erinnerungsorte“ im Oktober 2005 beschlossen. Die Koordination liegt in Händen des Instituts für Stadtgeschichte. Das Projekt setzt vor allem auf bürgerschaftliches Engagement, v.a. im Kontext der „Demokratischen Initiative“, und vernetzt unterschiedliche erinnerungspolitische Initiativen. Ziel ist es, an historisch bedeutsamen Orten im Stadtraum zusätzliche Informationen in Gestalt von erläuternden Tafeln zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile gibt es in Gelsenkirchen etwa 170 „Erinnerungsorte“, die auf diese Weise markiert sind.