24. März 2016, 15:27 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Dr. Alfred Ledermann bei der Eröffnung des Schweizer Dorfes 1946.
Der Gründer des Schweizer Dorfes an der Rotthauser Straße ist am 15. März 2016 in seinem Heimatort Zug in der Schweiz im Alter von 96 Jahren verstorben. Dr. Alfred Ledermann hatte auf Einladung der Stadt zuletzt im April 2006 Gelsenkirchen besucht, um das von ihm gegründete Schweizer Dorf an der Rotthauser Straße zu seinem 60jährigen Bestehen zu besuchen. Dabei kam es auch zu einem Treffen Dr. Ledermanns mit ehemaligen Dorfkindern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bei diesem Besuch trug sich Alfred Ledermann auch in das Goldene Buch der Stadt Gelsenkirchen ein.
Alfred Ledermann kam unmittelbar vor Ostern 1946 nach 8-tägiger Fahrt mit einem Güterzug voller Barackenteile aus Basel nach Gelsenkirchen, um sich an der Linderung der Not vor allem der Kinder unmittelbar nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, einer Zeit, in der nicht zuletzt der Hunger ein Hauptproblem bildete, zu beteiligen. Vorausgegangen war eine intensive und anhaltende Überzeugungsarbeit in der Schweiz. War es doch keinesfalls selbstverständlich, dass man dem besiegten Deutschland, das zuvor so viel Unheil über die Welt gebracht hatte, helfend zur Seite stand.
Ledermann errichtete seine Baracken auf dem Gelände eines Sportplatzes. Noch heute findet sich dort das nach wie vor so genannte Schweizer Dorf, in dem ein städtischer Kindergarten sowie eine Tageseinrichtung für Kinder untergebracht sind. Aber nicht nur unmittelbare Hilfe zu leisten, hatte sich der Schweizer vorgenommen. Hilfe zur Selbsthilfe waren ihm ebenso wichtig wie emotionale Zuwendung. „Es müssen auch seelische Kalorien sein!“, war eine von ihm gerne propagierte Maxime seines Handelns.
Stadtdirektor Manfred Beck: „Alfred Ledermann hat sich selbst immer als Glückskind bezeichnet. Vielen Kindern hat er nach dem Krieg das Glück nach Gelsenkirchen gebracht. Er hat der Stadt große Dienste erwiesen. Gerade in diesen Tagen sollten wir sein Engagement für Menschen, die unter Kriegsfolgen zu leiden haben, besonders würdigen. In Dankbarkeit nehmen wir Abschied von einem aufrechten Mann.“