05. Dezember 2012, 08:43 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
- Es gilt das gesprochene Wort -
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe ehrenamtlich Aktive,
heute Abend wollen wir mit voller Absicht etwas tun, was eigentlich ein bisschen paradox ist: Wir wollen Menschen ehren und auszeichnen, die gar nicht nach einer Ehrung oder Auszeichnung streben. Die ja gerade aktiv sind, ohne nach einer Gegenleistung zu fragen und ohne abzuwägen, was denn für sie dabei herausspringt.
Ganz widerspruchsfrei ist es also nicht, was wir heute vorhaben. Aber ich bin mir sicher, dass die klar besseren Gründe dafür sprechen. Denn so gut ich die sympathische Zurückhaltung verstehe, mit der viele ehrenamtlich tätige Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener ihrer Aufgabe nachgehen – so bin ich doch der Auffassung, dass wir dieses Engagement von Zeit zu Zeit würdigen sollten, ja müssen. Ich bin der Auffassung, dass die Gelsenkirchener Stadtgesellschaft zumindest einmal im Jahr laut und vernehmlich "Danke!" sagen sollte für all das, was ehrenamtlich Aktive im Laufe des Jahres in unserer Stadt leisten!
Dafür sorgen, dass Menschen nicht ins gesellschaftliche Abseits geraten
Das halte ich für richtig und nötig, weil ich sehr genau weiß, wie stark das gute Zusammenleben in unserer Stadt davon abhängt, dass sich die Bürgerinnen und Bürger auch außerhalb ihres unmittelbaren Familienkreises umeinander kümmern. Dass sie gemeinsame Aktivitäten im Stadtteil organisieren und kulturelle Veranstaltungen möglich machen. Dass sie dafür sorgen, dass Ältere und Kranke nicht ins gesellschaftliche Abseits geraten. Dass kein Kind die Ferien allein verbringen muss, jede und jeder Sport treiben oder ein Instrument lernen kann – und vieles andere mehr. All das macht einen großen Teil der Lebensqualität in unserer Stadt aus, und es macht ohne Zweifel einen größeren Teil unserer Lebensqualität aus als die meisten Dinge, die uns in den Medien als vermeintlich wichtig vorgeführt werden.
Dabei wissen wir alle: Dieser Einsatz nach Feierabend, am Wochenende, im Urlaub, der ist ganz und gar nicht selbstverständlich. Das erfordert manchmal Tage, die länger als 24 Stunden dauern. Um das zu leisten, muss man schon genau wissen, was zählt und was wichtig ist. Glücklicherweise tun Sie das. Umgekehrt wissen – da bin ich mir ziemlich sicher – auch viele, die in den Genuss von ehrenamtlich erbrachten Leistungen kommen, genau dies zu schätzen. Dass sie weder Bitt- noch Antragsteller sind und auch nicht ein Kunde, von dessen Zahlungskraft seine Behandlung abhängt. Sondern dass ihnen jemand die Hand reicht und gemeinsam etwas bewirken will!
Erfreulicherweise haben wir sehr viele Menschen in unserer Stadt, die sich unentgeltlich engagieren – so viele, dass wir unmöglich alle an einem Abend einladen können. Jedenfalls nicht, wenn wir eine überschaubare Veranstaltung wollen und kein Riesenereignis, für das wir in die Arena gehen müssten. Darum gebührt dieser Dank, der heute ausgesprochen wird, auch den nicht anwesenden Gelsenkirchener Ehrenamtlern. Ebenso wird der Ehrenamtspreis, den die Sparkasse gestiftet hat und den wir gleich verleihen wollen, in meinen Augen ebenfalls stellvertretend vergeben. Denn es gibt sicher mehr als drei Initiativen in Gelsenkirchen, die preiswürdig sind...
Gemeinsam etwas bewegen
"Projekt Zukunft: Engagiert für junge Leute": Das ist der inhaltliche Schwerpunkt des diesjährigen Tages des Ehrenamtes. Und wenn man sich anschaut, was die unterschiedlichen Vereine, Initiativen, Einzelpersonen, Sozialverbände für dieses Projekt leisten, dann stellt man recht bald fest: Die Klammer, die alle miteinander verbindet, ist nicht, dass alle irgendetwas mit jungen Leuten machen. Nein, die Klammer ist, dass Sie junge Menschen stärken und ihnen helfen, gut in diese Gesellschaft hineinzuwachsen. Indem Sie gemeinsam mit Ihnen etwas bewegen und erarbeiten, vermitteln Sie eine wertvolle, eine unverzichtbare Erfahrung – nämlich die, dass man gemeinsam etwas erreichen kann. Dafür muss man arbeiten, diskutieren und argumentieren, sich zusammenraufen, auch wenn man mal unterschiedlicher Meinung ist. Aber das lohnt sich. Ihre Arbeit trägt dazu bei, dass die heutigen Kinder und Jugendlichen die Chance erhalten, ihr Leben in dieser Gesellschaft möglichst selbstbestimmt und selbstbewusst zu führen.
Meine Damen und Herren,
auch wenn dieser Empfang am Tag des Ehrenamtes ganz unbedingt ein Fest und fröhlicher Anlass ist, muss ich doch erwähnen, dass dies der erste Tag des Ehrenamtes ist, den wir ohne Bernd Stücker begehen. Sein Tod in diesem Jahr war und ist ein herber Verlust, und natürlich muss ich und müssen viele von uns an einem solchen Tag an den langjährigen Vorsitzenden der Gelsenkirchener Ehrenamtsagentur denken. Wir sollten uns heute an einen Menschen erinnern, der selbst mit Leidenschaft vielfach ehrenamtlich tätig war. Aber wir sollten nicht vergessen, dass es ganz sicher Bernd Stückers Wunsch gewesen wäre, dass wir die Sache des Ehrenamtes in Gelsenkirchen weiter voranbringen und den heutigen Abend mit Freude verbringen.
Dafür, dass Sie das leisten, meinen herzlichen Dank – und ein herzliches Glück auf!