26. September 2025, 14:23 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
GE. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Vom 21. Juni bis 4. Oktober 2026 wird die Manifesta 16 Ruhr, eine internationale Kunst-Biennale für zeitgenössische Kunst, Architektur und Gesellschaft, im Ruhrgebiet stattfinden. Ihr Hauptquartier hat das internationale Team der Manifesta in Gelsenkirchen eingerichtet: Im ehemaligen Pfarrhaus der Kirche St. Josef an der Virchowstraße in Ückendorf werden die Fäden der Biennale für das Revier zusammengeführt.
Zudem sollen vier leerstehende Kirchengebäude im Stadtgebiet in kommunale Zentren für künstlerische und soziale Projekte verwandelt beziehungsweise weiterentwickelt werden: Die Thomaskirche an der Surkampstraße im Berger Feld in Erle (1965 von Fred Janowski und Albrecht Wittig entworfen, fällt sie etwas aus der Reihe, da sie derzeit noch genutzt und erst Ende 2025 von ihrer Kirchengemeinde aufgegeben wird), St. Bonifatius an der Cranger Straße in Erle (1963 von Ernst von Rudloff entworfen und 2007 geschlossen, später im Kontext von Urbane Künste Ruhr in einen lebendigen Treffpunkt verwandelt), St. Anna an der Kapellenstraße in Schalke-Nord (Die ursprüngliche, 1908 geweihte Kirche wurde im Krieg zerstört und 1970 vom Architekten Dr. Paul Günther wieder aufgebaut. Seit der Schließung im Jahr 2007 wird sie vom Sozialwerk St. Georg als inklusiver Begegnungsort genutzt) und St. Josef an der Ückendorfer Straße/Ecke Virchowstraße in Ückendorf (1894-1896 von Lambert von Fisenne entworfen, Josef Franke entwarf 1912 die Sakristei dazu. Geschlossen wurde die Kirche im Jahr 2023).
Neue Ideen für leerstehende Gotteshäuser
Neben diesen vier Kirchengebäuden in Gelsenkirchen sollen drei geschlossene Kirchen in Essen, eine in Duisburg sowie vier in Bochum zu Veranstaltungsorten der Manifesta 16 Ruhr werden. „Unser Team hat vorab rund 200 Kirchen in der gesamten Region besucht und dann 12 Austragungsorte in diesen vier exemplarischen Städten ausgewählt“, erklärte Manifesta-Gründungsdirektorin Hedwig Fijen bei der Vorstellung des neuen Künstlerischen Teams der Manifesta 16 Ruhr in der St. Josef Kirche in Ückendorf am Donnerstag. „Während unserer Anwesenheit in Gelsenkirchen möchten wir untersuchen, wie das architektonische Vermächtnis der Industrialisierung unter dem institutionellen Rückzug für neue Formen des Zusammenlebens umfunktioniert werden kann. Wie können wir innovative Ideen entwickeln für eine zukünftige flexible, neue Nutzung leerstehender Kirchenräume in Gelsenkirchen?
Die Thomaskirche, St. Bonifatius und St. Anna gehören zu den schönsten Beispielen für Nachkriegs-Pantoffelkirchen", hob Hedwig Fijen hervor.
Besondere Wertschätzung
Stadträtin Anne Heselhaus, Dezernentin für Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration, zeigte sich begeistert von der Auswahl und davon, dass Gelsenkirchen eine Sonderrolle als Manifesta-Zentrale zufällt: „Ich freue mich sehr, dass das international besetzte Team der Manifesta 16 Ruhr Gelsenkirchen als Ort für sein Headquarter ausgewählt hat. Dies zeigt, dass überregional wahrgenommen wird, wie vielfältig die Gelsenkirchener Kulturlandschaft ist. Dass gleich vier Kirchen in dieser Stadt, und zwar zu gleichen Teilen im Stadtnorden und im Stadtsüden, zu Austragungsorten dieser Biennale werden, ist zugleich eine Wertschätzung, aber auch eine große Chance für Gelsenkirchen: Die Manifesta 16 Ruhr kann hier zu einem wichtigen Impuls werden, der aufzeigt, wie Kirchengebäude, die aufgegeben wurden und werden, in den jeweiligen Quartieren so umgewidmet werden können, dass sie zu inklusiven, kulturellen und gemeinschaftlichen Räumen, das heißt zu Orten der Begegnung für ganz verschiedene Altersgruppen und Aktivitäten werden. Ich bin auf die Ergebnisse und die Erkenntnisse, die diese Biennale mit sich bringt, jetzt schon sehr gespannt“, so Heselhaus.
Internationale Kuratoren-Teams
In den kommenden Wochen und Monaten werden sich zahlreiche kreative Köpfe um konkrete Projekte für die einzelnen Kirchengebäude kümmern: Das künstlerische Team umfasst den Urban Creative Mediator Josep Bohigas, den Creative Mediator für öffentliche Programme Gürsoy Dogtas sowie drei Tandem-Teams, die mit international anerkannten Kuratoren besetzt sind: die gebürtige Polin Anda Rottenberg wird mit Krzystof Kosciuczuk in Bochum arbeiten, René Block, einer der Wegbereiter der Fluxus-Bewegung in Deutschland, wird mit der Berlinerin Leonie Herweg die Ideen in Essen zusammentragen. Der Brite Henry Meyric Hughes, ehemaliger Direktor der Londoner Hayward Gallery wird derweil mit dem britischen Autor und Kurator Mirchael Kurtz Projekte in Gelsenkirchen und Duisburg umsetzen.
Von mobilen Basketball-Feldern über Flohmarkthallen bis zum Nachbarschafts-Café oder Yoga-Treffpunkt sei Vieles denkbar, heißt es von Seiten des Manifesta-Teams. In Gelsenkirchen sind zudem zusätzliche Projekte im Musiktheater im Revier angedacht. Bis zum 30. September können sich lokale Initiativen, Kollektive, Institutionen und Einzelpersonen zudem noch am „Open Call“ für das Manifesta-16-Plus-Programm beteiligen und interdisziplinäre, soziokulturelle Projekte einreichen. 11 ausgewählte Projektideen werden mit bis zu 15.000 Euro gefördert. Mehr Info zur Manifesta 16 Ruhr und zum Open Call gibt es auf https://manifesta16.org/de.
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