Theater/Ballett, 19. Januar 2020, 18:00 Uhr, Musiktheater im Revier (MiR)
Libretto von Nunziato Porta | UA 1782 | In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Ein Paartherapeut hätte seine helle Freude an Haydns „Orlando Paladino“. Liebe in all ihren Spielarten wird hier vorgeführt. Bei Eurilla und Pasquale steht eindeutig die körperliche Anziehung im Vordergrund, die sich vorübergehend auch schon mal auf einen anderen Partner konzentrieren kann. Angelica und Medoro sind eines jener Paare, die einfach nicht voneinander lassen können, obwohl jeder der beiden Partner insgeheim weiß, dass der andere ihm nicht guttut. Rodomonte überspielt durch sein machohaftes Gehabe, dass er eigentlich auch nur geliebt werden will. Wie gut, dass die Zauberin Alcina nie um einen Ratschlag verlegen ist! Im Zentrum des Geschehens aber steht der unglücklich in Angelica verliebte Orlando. Als einzige Figur macht er eine Entwicklung durch. Er allein begreift, dass er, wenn sich etwas ändern soll, zuerst bei sich selbst anfangen und seine maßlose Eifersucht überwinden muss. Ein echtes „lieto fine“, ein Happy-End, bleibt uns zwar verwehrt, aber immerhin dreht sich das Liebeskarussell munter weiter.
Nunziato Portas geistreiches Libretto beruft sich auf eine beliebte Vorlage: In seinem Renaissance-Epos „Orlando furioso“ schildert der italienische Dichter Ludovico Ariosto die Liebeswirren des „Rasenden Rolands“, eines Kreuzritters von Karl V. Haydns Oper – 1782 auf Schloss Esterháza uraufgeführt und zu Lebzeiten des Komponisten seine erfolgreichste – ist ein später Beitrag zu einer langen Reihe von Orlando-Vertonungen. Haydn zeigt hier seine Meisterschaft auf dem Gebiet des Musiktheaters – „Orlando Paladino“ ist der beste Beleg für sein phantasievolles, geistreiches Opern-Universum, das fernab der großen Musikzentren jener Zeit entstanden ist.